Ein Traum geht baden

Aus für das Kombi-Bad in Pankow – zehn Jahre umsonst geplant

In Pankow sollte ein „365-Tage-Freizeit- und Wellnessbad“ entstehen. Doch Berlin muss sparen und will sich den Luxus, für den zehn Jahre geplant wurde, nicht mehr leisten.

Author - Stefanie Hildebrandt
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Rolle rückwärts im Pankower Sommerbad. Von den großen Plänen für ein Multifunktionbad bleibt wohl nur eine schnöde Schwimmhalle.
Rolle rückwärts im Pankower Sommerbad. Von den großen Plänen für ein Multifunktionbad bleibt wohl nur eine schnöde Schwimmhalle.Volkmar Otto

Jahr um Jahr wurden die Pankower vertröstet, wenn sie nach dem angekündigten Kombibad auf dem Gelände des Sommerbads Pankow fragten. In der aktuellen Sparrunde des Senats wird das Projekt nun endgültig zu Grabe getragen. Nachdem mehr als zehn Jahre geplant, untersucht und entworfen wurde, wird die Pankower Badelandschaft auf ein Mindestmaß zurechtgestutzt.

Wie der Tagesspiegel berichtet, ist das große Wellness-Bad in Pankow vom Tisch. Stattdessen soll lediglich eine kostengünstige Typenschwimmhalle entstehen, so der Bericht.

Seit 23 Jahren rottet eine DDR-Schwimmhalle neben dem Sommerbad vor sich hin und lockt Jugendliche und Obdachlose, längst hätte man hier eine neue Schwimmhalle gebrauchen können. Pankower Kinder werden per Bus und Bahn in angrenzende Bezirke, nach Buch oder an die Landsberger Allee zum Schwimmen kutschiert.

Seit 2001 ist die Schwimmhalle Pankow neben dem Sommerbad geschlossen.
Seit 2001 ist die Schwimmhalle Pankow neben dem Sommerbad geschlossen.camcop media / Andreas Klug

Als der Tagesspiel in Sachen Kombibad beim Sportsenat nachfragte, gab man sich bedeckt. „Ein Sprecher vermied ein klares Bekenntnis zum Kombibad-Bau und räumte die Möglichkeit einer Umplanung ein, verwies jedoch darauf, dass die Sparmaßnahmen noch vom Senat und dann vom Abgeordnetenhaus beschlossen werden müssten.“

Das klingt nicht so, als könnten die Pankower in absehbarer Zeit Saunalandschaft, Wellenbecken, Erlebnisbecken, Kinderplansche,  und Rutschen nutzen.

Immer wieder Verzögerungen bei Multifunktionsbad Pankow

In dem geplanten „365-Tage-Freizeit- und Wellnessbad“ sollten Sauna, Freizeitschwimmen, Vereinsschwimmen und Schulschwimmen Platz haben. Doch schnell gab es Probleme. Wie sollten die vielen Gäste, das das Bad anziehen würde, anreisen? Das Verkehrskonzept musste mit Zählungen mehrmals angepasst werden. Hickhack hab es auch um die benötigten Flächen für Parkplätze an dem Bad. Eine Fertigstellung des Bades war zuletzt für 2030 geplant.

Eine Absage an das Multifunktionsbad spart Millionen.  Ursprünglich waren 29 Millionen Euro, später dann 42 Millionen und 67 Millionen, am Schluss 75 Millionen Euro vorgesehen, so der Tagesspiegel.

„Wir verzichten auf ein teures Bad in Pankow und bauen dafür lieber drei Schwimmbäder in ganz Berlin“, erklärte SPD-Fraktionschef Raed Saleh gegenüber dem Tagesspiegel.

Dass Pankow nun mit einer kostengünstigen Typenschwimmhalle auskommen muss, ist vielen Anwohnern vielleicht gar nicht so unrecht. Mit Argwohn hatten sie die Debatten um das Riesen-Bad im beschaulichen Wohnkiez verfolgt.

Von den Berliner Bäder-Betrieben heißt es zu dem Projekt: „Fragen zum Multifunktionsbad Pankow können wir derzeit nicht konkret beantworten“, erklärte BBB-Sprecherin Martina van der Wehr dem Tagesspiegel. Der BBB-Aufsichtsrat habe vielmehr beschlossen, „die Entscheidungen der Koalition zum Landeshaushalt bei der weiteren Entwicklung des Bäderportfolios zu berücksichtigen“, so van der Wehr. Sobald den BBB „konkretere Informationen zur Struktur der Finanzierung für Sanierungen und Neubauten“ vorliegen, „werden wir dieses Vorhaben erneut prüfen“.

Schulbau am Sommerbad Pankow kommt nicht voran

Wie der Tagespiegel weiter berichtet, ist auch der Schulneubau auf dem Gelände in Pankow längst nicht in Sicht.

Auf dem Gelände des Sommerbads soll eine vierzügige Grundschule mit Sporthalle entstehen. Der Bezirk muss das Grundstück allerdings erst von den Bäder-Betrieben kaufen. Obwohl Pankow das Grundstück einst kostenlos an die BBB abgegeben hatte, so der Bericht. Weil Pankow sich das nicht leisten kann, soll der Senat einspringen. Bis die Finanzen nicht geklärt sind, entsteht im kinderreichen Kiez keine neue Grundschule. ■