Da hatten Berlin-Touristen und Partygänger richtig was zu gucken. Bei einer spektakulären Landung des neuen Rettungshubschraubers „Christoph 100“ an der Warschauer Straße / Oberbaumstraße zückten viele ihre Handys. Solche Einsätze sind spektakulär. Aber auch teuer.
Was war passiert: Gegen 21.50 Uhr landete mitten auf der großen Kreuzung Mühlenstraße / Warschauer Straße / Oberbaumstraße / Stralauer Allee in Berlin-Friedrichshain, der neu in Berlin-Buch stationierte Rettungshubschrauber „Christoph 100“ (D-HILF). Der Notruf war wegen einer Person eingegangen, die nicht ansprechbar sein sollte.
Nachdem die Kreuzung für Autos gesperrt worden war, setzte der Heli auf. Nur um kurz darauf wieder in den Berliner Nachthimmel abzuheben. An der Einsatzstelle war bereits ein Fahrzeug der Berliner Feuerwehr, als Ersatz eingetroffen. Die Besatzung dort kann auch erste medizinische Hilfe leisten, wenn noch kein Notarzt vor Ort ist. Doch in diesem Fall war diese Hilfe gar nicht nötig. „Beim Eintreffen wurde keine Person, die Hilfe benötigte, angetroffen“, sagte ein Sprecher der Berliner Feuerwehr dem KURIER. Der Hubschraubereinsatz war also nichts als eine teure Luftnummer.
Sinnlose und teure Hubschrauberflüge?
Ein Hubschrauber mit Notarzt an Bord häufig dann alarmiert, wenn kein Notarzt am Boden in der Nähe verfügbar ist. Gestern hatte die Berliner Feuerwehr wieder einen „Ausnahmezustand Rettungsdienst“ ausgerufen. Das passiert mittlerweile regelmäßig. Den „Ausnahmezustand Rettungsdienst“ ruft die Leitstelle der Feuerwehr dann aus, wenn über 80 Prozent der Rettungswagen (RTW) ausgelastet sind und deshalb die vorgegebene Zeit vom Notruf bis zum Eintreffen der ersten Helfer nicht mehr gehalten werden kann.
Ob der jüngste Einsatz des Hubschraubers aus Buch damit in Verbindung steht, konnte man bei der Feuerwehr nicht genau sagen. Denkbar sei auch, dass die Leitstelle, die den Hubschrauber aus Buch anforderte, einen schnellen Transport in eine Spezialklinik ermöglichen wollte, so der Sprecher. Grundsätzlich werde der am schnellsten verfügbare Notarzt gerufen.
Fakt ist, dass am neuen Standort Buch mit bis zu 2000 Hubschrauber-Starts und Landungen jährlich bis 2030 gerechnet wird. Seit dem 2. Januar ist, beauftragt durch die Berliner Senatsverwaltung für Inneres und Sport, Christoph 100, von dort aus im Einsatz.
Notarzt kommt per Hubschrauber
Besonders in den Gemeinden, die von den dröhnenden Starts und Landungen und Überflügen betroffen sind, regt sich auch Kritik an den häufigen Transporten von Notärzten per Hubschrauber. Ein Notarztzubringerflug kostet Tausende, eine Minute liegt bei derzeit 130 Euro, schreibt die Berliner Zeitung.
Und nicht selten sind die Notfälle keine, wie im aktuellen Fall. Der Bericht der Berliner Zeitung listet weitere Bagatell-Einsätze wegen gebrochener Arme auf, oder das gleichzeitige Eintreffen von zwei Notärzten, die dann nur ein Medikament verabreichen.
Mit Stichtag 22. März 2024 wurden seit Januar bereits 1209 Helikopterflüge über dem Bezirk Pankow registriert, wie aus einer Anfrage des Pankower CDU-Abgeordneten Lars Bocian hervorgeht. Wenn es so weiter geht, wären das bis Ende 2024 knapp 5000 Flüge. Zahlen müssen den Hubschrauber-Einsatz die Krankenkassen, die sich gegen die Einrichtung des neuen Hubschrauber-Platzes am Helios-Klinikum in Buch ausgesprochen hatten, und damit die Bevölkerung.