Berliner kennen Döner. Berliner lieben Döner. Gemüse im Fladenbrot mit gegrilltem Kalbsfleisch – soweit so gut – aber dann geht es in diesem einen Laden in Mitte weiter: Feldsalat, Sauce hollandaise, Erdbeer-Ingwer-Marmelade und Bärlauch-Mayonnaise fordern die Berliner zu einer Geschmacksmutprobe heraus!
Der Mitte-Döner macht Schlagzeilen und die Runde – wer nicht vom Spargel-Döner gehört hat, tut es spätestens jetzt. Es klingt skurril und frech, mutig und verrückt – aber was bezweckt ein Imbiss damit, alles Gute, was die Berliner kennen und gerade Saison hat, in einem Fladenbrot zu vermengen, und nach dem Konzept „im Magen kommt sowieso alles wieder zusammen“ zu verkaufen?
Für Aufmerksamkeit ist jedenfalls gesorgt, denn diese kulinarische Kombination lockt auch Essens-Konservative aus ihren Löchern. Hier ist also Toleranz und Mut gefragt. Es ist wohl keine Übertreibung, die Stimmung gewisser Kommentarfelder unter den Spargel-Döner-News als „wütend“ zu bezeichnen. Aber liebe Berliner, wenn nicht hier, wo dann? Ist es Spargel-Döner, der Berlin an die Grenzen der Verrücktheit treibt?

KURIER probiert: Ist der Spargel-Döner den Aufstand wert?
Aber von Anfang an – die Idee des „Döners auf Beelitzer Art“ entstand bei einem Brainstorming, wo das Team des Dönerladens „Kebap with attitude“ zusammensaß. Die Aufgabe: „Ein neuer Saison-Döner muss her, denn der Sommer kommt.“ Eine knappe Woche probierte der Restaurant-Koch Felix Schneider herum. Als die Geschäftsführung in seinen Spargel-Döner biss, „war einfach nur Stille“.
Koch Schneider erzählt, dass er beim Entwerfen des Döners Einflüsse der deutschen und türkischen Kultur zusammenzubringen wollte. Da Bärlauch, Erdbeeren und Spargel gerade in aller Munde sind, war der Spargel-Döner ein nicht so abwegiges Resultat des kreativen Prozesses. Womöglich wurde der Döner noch berlinerischer als zuerst geglaubt?
Schneider strahlt und erzählt dem KURIER freudig, dass die, die sich wirklich trauen, den Spargel-Döner in seiner vollen Blüte, inklusive Ingwer-Erdbeer-Mameladen-Kombo zu essen, es nicht bereuen. Kurzum: Er wird gefeiert!
Happige 14,90 Euro für ein Mitte-Mittagessen
Auch wir trauen uns an den Mitte-Döner ran. Der KURIER bestellte sich den klassischen Spargel-Döner und den vegetarischen mit Falafel. Wir sitzen draußen unter Sonnenschirmen. In praktischen Standvorrichtungen werden uns die gefüllten Brote serviert. Und glauben Sie es oder nicht, der erste Biss war verwunderlich, aber schon beim zweiten Biss hatten wir uns an das Konzept gewöhnt.
Unsere Hingabe zum Essen belohnte uns schließlich mit der leckeren und saftigen Bodenpartie des Döners – wo alles gut mit Soße vermengt war. Lecker! Saftig war übrigens auch der Preis. Fast 15 Euro kostete dieses Mitte-Mittagessen pro Person. Nicht zu vergessen sei jedoch, dass alles regionale Waren seien, wie uns Geschäftsführer Deniz Buchholz erzählt. Es ist wohl nicht das erste Mal, dass das Restaurant seine saftigen Döner-Preise erklären muss.
Der Spargel-Döner weckt Aufmerksamkeit
Womöglich überhörten wir auch ein Kommentar von anderen Kunden: „So viel können Döner auch nur in Mitte kosten.“ Wir von KURIER empfehlen den Döner jedenfalls, er ist frisch und schmeckt gesund. Kein räudiges Halbfabrikat, sondern handverlesenes Luxusgut aus der Brandenburger Landschaft. Dafür darf man halt auch mehr zahlen.
Um die 100 Spargel-Döner gehen hier zu Mittagszeiten über den Tisch, erzählt uns Deniz Buchholz. Wie lange der Spargel-Döner die Berliner noch sättigen wird, ist ungewiss, es komme auf die Ernte an. Ob dieser Döner nächstes Jahr wiederkommt? Auch da ernten wir nur ein Achselzucken.

So schmeckt der Spargel-Döner
Wir hören uns natürlich auch bei anderen Gästen des Luxus-Dönerladens um: Nicht alle haben sich die Spargel-Kombi bestellt. Giuseppe ist zu Besuch. Von seinem Döner sind nur noch Krümel übrig. Er beteuert jedoch, dass der Döner vor allem wegen der Marmelade überraschend gut gewesen sei. Er sei hier auf Empfehlung von guten Freunden, erzählt er auf Englisch. „We love Spargelzeit“, sagt er abschließend.
Mitte-Bewohner Lutz (67) bekommt seinen Döner gerade serviert, als der KURIER sich vorstellt. Mit Schmackes beißt er rein, es tropft beinahe auf sein farbenfrohes Shirt. „Oh wow“, ... zwischen den herzhaften Bissen erklärt er, dass er weder ein großer Fleisch- noch Döneresser sei. „Aber Spargelesser!“, weshalb er den Döner unbedingt probieren wollte. Er ist auf jeden hin und weg von dem Spargel-Döner-Konzept. ■