„Bauliches Sterbedatum“ steht fest

Großer Aufschrei! Grundschule soll abgerissen werden – Krankheitserreger im Gebäude!

Es ist so weit: Die Reinhardswald-Grundschule in Berlin-Kreuzberg ist dem Abriss geweiht – zum Entsetzen derjenigen, die dort zur Schule gehen und unterrichten!

Author - Veronika Hohenstein
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Die Reinhardswald-Grundschule an der Gneisenaustraße in Kreuzberg soll abgerissen werden.
Die Reinhardswald-Grundschule an der Gneisenaustraße in Kreuzberg soll abgerissen werden.Nadja Wohlleben

„Mit großer Bestürzung und Besorgnis nehmen wir zur Kenntnis, dass der Grundschulstandort der Reinhardswald Grundschule zum Februar 2028 geschlossen werden soll“, schreibt ein Fürsprecher der Schule in einer öffentlichen Petition und hofft auf Unterstützung. Aber gleichzeitig pocht das Bezirksamt auf die Dringlichkeit des Abrisses!

Das Schulgebäude hat ausgedient – und sollte, einem Asbestgutachten zufolge, höchstens bis Anfang 2028 genutzt werden. Andernfalls müsste es sofort saniert werden.

Eltern in Aufruhr – Petition gestartet!

Zum schreibenden Zeitpunkt haben 1384 Personen die Petition für den Erhalt der Kreuzberger Grundschule unterschrieben. Die Schule leiste täglich „qualitativ hochwertige Bildungsarbeit, trotz massiver Sparmaßnahmen, und verdiene eine klare Perspektive“, das meinen diejenigen, die sich gegen den Abriss wehren. „Wir sagen laut und deutlich: Diese Schule bleibt! Unsere Schule steht für exzellente Bildung, echte Chancengleichheit und gelebte Vielfalt – mitten in Kreuzberg.“

Gefährlicher Asbest im Gemäuer – verursacht Lungenkrebs und Co.

Der Bezirk hingegen ist fest entschlossen und „setzt sich seit 2017 dafür ein, dass die Reinhardswald-Grundschule abgerissen und neu gebaut wird“, teilte man dem KURIER auf Anfrage mit. Auch auf der Landesebene sei inzwischen geklärt, dass hier ausnahmsweise ein Abriss und dann ein Neubau wirtschaftlicher wäre „als die Sanierung im Bestand“.

Und wohin mit den Schülern? „Die nahe gelegene Aziz-Nesin-Grundschule soll kurzfristig einen Ersatzneubau (...) erhalten“, teilte Tim Styrie vom Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg schriftlich mit. Wenn sie umzieht, kann die Reinhardswald-Schule ihr altes Gebäude nutzen, aber auch dieses Gebäude ist nur ein Provisorium. Vorsichtig war das Bezirksamt mit der Antwort auf längerfristige Lösungen: „Es ist schulplanerisch nicht möglich, eine so große Zahl von Schülern an anderen Standorten in der Nähe langfristig zu beschulen.“ Man hofft, dass eine Entscheidung für den Neubau noch vor der Sommerpause getroffen wird.

Ist der Abriss auch das Aus der Reinhardswald-Grundschule?

Die Befürworter der Schule sträuben sich: „Wie kann es sein, dass eine so erfolgreiche, stark nachgefragte und tief im Kiez verwurzelte Grundschule auf Grundlage statistischer Annahmen infrage gestellt wird? Die Reinhardswald-Schule ist kein Auslaufmodell, sondern ein unverzichtbarer Bestandteil des sozialen Gefüges in Kreuzberg“, heißt es in der Petition.

Außenansicht der Reinhardswald-Grundschule, die wegen Asbest geschlossen werden soll.
Außenansicht der Reinhardswald-Grundschule, die wegen Asbest geschlossen werden soll.Nadja Wohlleben

Aber das „bauliche Sterbedatum“ ist offiziell, in drei Jahren soll das asbestverseuchte Gebäude dem Erdboden gleichgemacht werden. Die Schulgemeinschaft, die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie und der Schulausschuss der Bezirksverordnetenversammlung wurden vom Bezirksamt „darüber bereits umfassend informiert“, so Styrie.

Ein Neubau der Schule muss auf Landesebene entschieden werden

Bei all der Wut vor einer eventuellen Schließung ist nicht zu vergessen, dass Asbest ein eindeutig krebserregender Stoff ist. Aber die Sorge, dass die Schule nicht weitergeführt wird, ist groß. Bedeutet ein Abriss auch, dass die Schule geschlossen wird? Styrie: „Das Bezirksamt steht eng an der Seite der Schulgemeinschaft und setzt sich entschieden für einen Neubau ein.“

Wird aus der beliebten Schule ein Fall für die Akten?

Trotz prognostizierter sinkender Schulplatzbedarfe ist ein Verlust einer solchen großen Schule nicht aufzufangen, denn Grundschüler müssen kurze Schulwege haben. „Die Reinhardswald-Grundschule ist eine überaus beliebte und stark nachgefragte Grundschule mit einem sehr erfolgreichen pädagogischen Konzept.“ Es sei „unverantwortlich“, dieser „exzellenten Schule keine langfristige Perspektive zu geben“, meint Tim Styrie. Der Neubau der Schule muss nun auf Landesebene entschieden werden. Was bleibt? Ein Schulgebäude mit Ablaufdatum und eine Schulgemeinschaft im Kreuzberger Kiez mit ungewisser Zukunft.

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