Von wegen schnell

Nix mit Ruckzuck: A100-Brücken weg – aber warum fährt die Ringbahn nicht?

Abriss in Rekordzeit: Jetzt sind beide maroden A100-Brücken weg. Die Berliner fragen sich nun, warum nicht auch in Rekordzeit die gesperrte Ringbahnstrecke freigegeben wird.

Author - Norbert Koch-Klaucke
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Der Abriss der Ringbahnbrücke ging schnell. Nun muss nur noch der Schutt weg. Aber das kann dauern.
Der Abriss der Ringbahnbrücke ging schnell. Nun muss nur noch der Schutt weg. Aber das kann dauern.Achille Abboud/imago

Das staunt der Laie und der Fachmann wundert sich. Wenn es ums Abreißen geht, ist man in Berlin plötzlich ganz schnell. Nachdem an der A100 die marode Ringbahnbrücke im Eiltempo wegrasiert wurde, ist seit Donnerstagvormittag auch die benachbarte Westendbrücke Geschichte. Nun könnte doch bald die Ringbahn wieder fahren. Denkste! Denn nicht alles geht in Berlin ruckzuck!

Nun seien wir einmal ehrlich: Bauvorhaben, selbst wenn es ein Abriss ist, dauern in Berlin. Nichts läuft nach Plan. Das haben wir jahrelang am Bau des neuen Hauptstadtflughafens BER erlebt. Einzige Ausnahme: 2012 wurde die Avus-Sanierung zwischen Spanische Allee und Dreieck Funkturm ein Jahr früher fertig als geplant.

Nun rollen in diesem Jahr ganz in der Nähe unplanmäßig wieder die Bagger – um zwei marode Brücken abzureißen. Bei der einen wurden plötzlich Risse im Beton größer. Für die Arbeiten mussten die darunterliegende Ringbahn-Strecke der S-Bahn zwischen Westend und Halensee gesperrt werden.

Nach dem Ende der Ringbahnbrücke am Mittwoch wurde nun auch Vollzug beim Abriss des zweiten Bauwerks gemeldet. „Einen Tag vor Ostern (gemeint ist Gründonnerstag, d. Red.) ist ein wichtiger Meilenstein beim Abbruch der Westendbrücke erreicht“, teilte die zuständige Projektmanagementgesellschaft Deges auf ihrer Homepage mit. „Brückenüberbau und Brückenpfeiler im Bereich der Gleisanlagen wurden auf rund 140 Metern Länge vollständig entfernt.“

A100-Brückenabriss: DARUM rollt noch nicht gleich die Ringbahn

Beide Brücken innerhalb von sechs Tagen weg – nun könnte doch der S-Bahn-Verkehr wieder durchgängig auf der Ringbahn rollen? Trotz Rekord-Abriss: So schnell geht alles dann doch nicht.

Zunächst müssen Tonnen von Schutt weggeräumt werden. Das kann dauern. Denn aus den Brückentrümmern wird noch wiederverwendbares Material herausgeholt. Keine einfache und schnelle Sache. Allein bei der Ringbahnbrücke fallen insgesamt 11.000 Tonnen Bauschutt an.

Die Brücke über die Ringbahn an der A100 ist weg. Doch auf den Gleisanlagen gibt es jede Menge zu tun, bis wieder ein Zug rollen kann.
Die Brücke über die Ringbahn an der A100 ist weg. Doch auf den Gleisanlagen gibt es jede Menge zu tun, bis wieder ein Zug rollen kann.Christophe Gateau/dpa

Alles einmal so auf dem Müll werfen, wäre eine Verschwendung. So manche Schuttteile, fein zermalen, könnten später wieder für einen Neubau verwendet werden.

Außerdem müssen die Schutzvorkehrung für die Bahnschienen weggeräumt werden. Das sogenannte Fallbett aus Sand, das die S-Bahn- und Fernbahngleise unter der Brücke während des Abrisses vor Beschädigungen schützen sollte. Ist das weg, wird der Bereich wieder der Bahn übergeben.

Aber dann könnten doch die Züge wieder rollen – oder nicht? Ein Zug könnte höchstens rollen, sagt ein Ingenieur dem KURIER. „Zur Kontrolle, ob wirklich die Schienen nicht beschädigt wurden, muss ein Messzug über die Gleise fahren.“ Ist alles in Ordnung, dann fährt auch wieder der normale Ringbahnverkehr.

Also: Da kommt noch was auf die Bauleute zu. Allerdings werden sie erst nach Ostern richtig zuschlagen. Laut Plan sollen die S-Bahnen erst am 28. April – also nach den Osterferien – wieder rollen. Oder es geschieht noch einmal ein großes Baustellen-Wunder: Die Aufräumarbeiten werden doch schneller fertig als geplant.