Für neue Sporthalle

Flüchtlinge gehen: Berlins ältestes Containerdorf wird plattgemacht

Im Allende-Viertel wird Geschichte abgerissen: Die erste Flüchtlingsunterkunft in Wohncontainern verschwindet, um Platz für eine neue Sporthalle zu schaffen.

Author - Berliner KURIER
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Das Containerdorf in Köpenick kommt weg.
Das Containerdorf in Köpenick kommt weg.Bernd Friedel/imago

In Berlin brodelt es: Der Bau neuer Flüchtlingsunterkünfte sorgt in vielen Kiezen für Unruhe. Immer wieder flammen Proteste auf – in Köpenick genauso wie in Neukölln. Der Druck auf Berlin wächst, denn die Kapazitäten für Geflüchtete sind längst am Limit. Der Senat reagiert mit einem umfangreichen Ausbauplan: 16 neue Containerdörfer für insgesamt über 6000 Menschen sind in Planung. Gleichzeitig verschwindet eine der ersten dieser Unterkünfte von der Landkarte – ausgerechnet die Pionieranlage an der Alfred-Randt-Straße im Allende-Viertel.

Seit 2014 dienten dort Wohncontainer als Zufluchtsort für Menschen auf der Flucht. Doch die Zeit läuft ab: Der Bezirk Treptow-Köpenick plant auf dem Gelände eine moderne Typensporthalle – dringend gebraucht, um dem Mangel an Sport- und Schulflächen im Viertel entgegenzuwirken. Die Weichen sind gestellt: Die Schließung ist nun für Ende Januar 2026 terminiert, weiß der Tagesspiegel, das Areal wird anschließend zurückgebaut. Ein halbes Jahr bleibt den verbliebenen Bewohnern, bevor sie in andere Einrichtungen umziehen sollen.

Dabei war die Zukunft der Unterkunft lange ungewiss. Noch im Sommer 2024 stand die Schließung unmittelbar bevor. Erst nach anhaltendem Engagement aus Zivilgesellschaft und Politik und wegen Verzögerungen im Haushalt gab es eine Gnadenfrist: Die Finanzierung der Sporthalle war noch nicht gesichert, also wurde die Schließung aufgeschoben – zunächst. Nun ist die Entscheidung endgültig gefallen.

Ein Aufnahmestopp ist bereits in Kraft, neue Bewohner kommen nicht mehr rein. Es leben noch 289 Flüchtlinge in der Unterkunft, vor einem Jahr waren es fast 400. Viele haben inzwischen andere Unterkünfte gefunden.

Es leben noch 289 Flüchtlinge in der Unterkunft

Wer bleibt, soll demnächst umziehen – etwa in die neu entstehende Einrichtung an der Grünauer Straße, die im November eröffnen soll. Platz für bis zu 342 Menschen wäre dort vorhanden. Doch nicht jede Familie oder Einzelperson kann einfach „umsortiert“ werden. Faktoren wie Schulwege, Barrierefreiheit oder die Erlaubnis für Haustiere spielen eine Rolle bei der Zuteilung.

Vor etwas mehr als drei Jahren brannte es in dem Containerdorf in Köpenick.
Vor etwas mehr als drei Jahren brannte es in dem Containerdorf in Köpenick.Bernd Friedel/imago

Nach dem Auszug beginnt dann der Rückbau – geplant ist der bis November 2026. Nebenbei werden Bäume gefällt und naturschutzrechtliche Gutachten erstellt, um das Grundstück bis spätestens zum zweiten Quartal 2027 baureif zu übergeben. Die Finanzierung der geplanten Doppelsporthalle ist für den Haushaltszeitraum 2026/27 vorgesehen.

Allerdings ist die Halle ist nur Teil eines größeren Plans: Auch ein Ergänzungsbau für eine Gemeinschaftsschule und die Erneuerung des benachbarten Sportplatzes sind vorgesehen. Das Allende-Viertel soll so nicht nur neue Schulplätze, sondern auch dringend benötigte Sportflächen erhalten – ein längst überfälliger Schritt in einem bislang unterversorgten Stadtteil.

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