Sommer-Hitze! Die Sonne knallt auf den Asphalt, kaum Wind zwischen den hohen Häusern, der die aufgewärmte Luft verweht, zu wenig schattenspendende Bäume – es wird brühend heiß in den Städten. Doch nicht für alle Städter gleich. Reiche wohnen kühler, Arme müssen schwitzen. Das ist auch in Berlin so.
Sommersonnenwetter ist toll, Hitzewellen allerdings können für Menschen lebensbedrohlich sein. Vom Sonnenstich über Ohnmacht und Hitzeschlag bis zum hitzebedingten Tod. Stadtbewohner sind davon mehr betroffen. Und da wiederum die Bewohner in ärmeren Stadteilen. Das Gesundheitsrisiko durch Hitze ist ungleich verteilt. Die taz hat das aktuell für Berlin analysiert.
Verglichen wurden über 500 Berliner Kieze und ihrer jeweiligen Bewohner-Struktur mit der von Satelliten gemessenen Oberflächentemperatur. Es zeigte sich ein eindeutiger Zusammenhang zwischen der wirtschaftlichen Situation eines Haushaltes und Hitze. Ergebnis: „In den kühleren Gebieten leben ausschließlich Wohlhabende“, schreibt die taz. Zwar gebe es in den heißen, dicht besiedelten Gebieten in der Innenstadt sowohl reiche wie arme Menschen. Aber: „Reiche können sich aussuchen, ob sie kühl oder zentral leben wollen. Arme können das nicht, sie leben ausschließlich in heißen Gebieten.“
Hitzestress in Berliner Vierteln mit hoher Armutsquote
Als ein Beispiel wird der Beusselkiez in Moabit aufgeführt. In dem dicht bebauten Mietskasernenviertel steigt an Sommermittagen die Oberflächentemperatur auf fast 40 Grad. Hier seien insgesamt 22 Prozent der Einwohner arbeitslos oder erhielten Transferleistungen. Noch dramatischer ist die Situation im Schulenburgpark-Kiez in Neukölln. Rund 44 Prozent der hier lebenden Menschen sind arbeitslos oder erhalten Transferleistungen. Im Sommer steigt die Oberflächentemperatur auf bis zu 39 Grad.
Marzahn-West kommt auf 36 Grad und hat eine Transferleisungsquote von 23 Prozent. Gut Hellersdorf erreicht 36 Grad bei 26 Prozent Ärmeren. 39 Grad Oberflächentemperatur werden es in der Bornitzstraße in Lichtenberg, hier erhalten 20 Prozent der Bewohner Transferleistungen.
Hitzefrei in Berliner Reichenvierteln – in West und Ost

Ganz anders ist es in Heiligensee, einem der Berliner Reichenviertel. Mit der Umgebung von Havel und Tegeler Forst hat es laut taz-Analyse eine sommerliche Oberflächentemperatur von 28 Grad. Arbeitslose und Transferleistungs-Empfänger gibt es hier eher wenig, nur 5,4 Prozent. Die arbeitende Bevölkerung hat in der Gegend ein mittleres Monatseinkommen von 4700 Euro.
Die kühleren Viertel wie Heiligensee finden sich am gesamten Stadtrand von Berlin – West wie Ost. So hätten neben Gebieten wie Krumme Lanke und Wannsee im Südwesten auch Rahnsdorf und Müggelheim im Südosten besonders niedrige Quoten von Transferleistungsempfängern und verzeichnen zugleich die angenehmsten Temperaturen.
Das einzige kühle innerstädtische Stadtviertel ist demnach die Stralauer Halbinsel, gegenüber vom Treptower Park und umgeben von der Spree. Ganz Berlin betrachtet gibt es laut taz keine kühlen Viertel mit hoher Armutsquote.