Nach einer mutmaßlichen Brandstiftung am Gebäude der Berliner Tiertafel in der Wustrower Straße in Hohenschönhausen stehen die Ehrenamtlichen erst recht zusammen. Nach dem ersten Schock sind sie fest entschlossen, trotz aller Widrigkeiten weiterzumachen: Für die Tiere in Berlin und für die Menschen, die sich die Versorgung ihrer liebsten Freunde nicht immer leisten können.
Was war geschehen? Linda Hüttmann, Vorsitzende der Berliner Tiertafel, erzählt von der Nacht vom Freitag auf den Sonnabend. Sechs Container vor dem Gebäude gingen in Flammen auf, brannten komplett nieder. „Wir wissen gar nicht, was wir schreiben sollen … Wir sind entsetzt, wütend und traurig zugleich“, heißt es in einem Beitrag auf Facebook. Weil in der direkten Nachbarschaft wenig los ist, blieb das Feuer eine Weile unentdeckt und griff auf das Gebäude über.
Feuer-Attacke auf Berliner Tiertafel: Schäden an den Wänden und an der Decke
„Teile der Fassade sind abgestürzt, die Fenster geborsten, Decken und Wände sind beschädigt, es stinkt nach Qualm“, sagt Linda Hüttmann. Außerdem ist es wegen der Löcher in Decken und Wänden kalt in den Räumen der Ehrenamtlichen. Durch das Löschwasser sind auch im Inneren des Gebäudes Schäden entstanden, doch davon wollen sich die Ehrenamtlichen nicht bremsen lassen. An diesem Sonnabend soll wie gewohnt die Spendenausgabe stattfinden.

Die Berliner Tiertafel versorgt bis zu 250 Tierhalter aus der Ukraine und bis zu 200 weitere Tierhalter aus Berlin mit allem, was für ihre Haustiere und oft besten Freunde nötig ist. „Wir kümmern uns nicht nur um die Tiere, sondern auch um die oft einsamen Menschen“, sagt Linda Hüttmann. Wenn durch Krankheit, Scheidung, Arbeitslosigkeit oder andere Umstände das Geld für ein schon vorhandenes Haustier fehlt, kann man sich bei der Tiertafel registrieren lassen. Auch Sozialneid sei ein Thema, wissen die Ehrenamtlichen. Ob die Anschläge von Menschen verübt werden, die anderen ihr kleines Glück nicht gönnen, ist aber nur eine Vermutung.
Angriff auf Berliner Tiertafel: Immer wieder Attacken gegen Tierfreunde
Fakt ist: Der Brand ist nicht der erste Vorfall für die Berliner Tiertafel. Und natürlich haben sie Bauchschmerzen, weil nicht klar ist, ob der Brand sich in eine Reihe von Anschlägen und mutwilligen Attacken auf die Einrichtung einreiht. Linda Hüttmann berichtet von zerstochenen Autoreifen, der teilweise aggressiv auftretenden Trinkerszene in der Gegend, Hass-Kritzeleien an den Wänden der Tiertafel. Einmal sei das Schloss mit Heißkleber beschädigt worden, die Tür werde vollgepinkelt, Müll um das Gebäude verteilt.

Trotz aller Widrigkeiten wollen sie sich nicht verstecken. „Falls es Absicht war, haben die Täter ihr Ziel nicht erreicht“, sagt Linda Hüttmann. „Wir machen weiter.“ Unterstützung bekommt die Tiertafel seit dem Brand in großer Zahl: „Es tut gut, mitzubekommen, dass der Beistand und die Tierhilfe den Menschen so wichtig ist“, so Linda Hüttmann.
Die Spenden will die Tiertafel auch dazu nutzen, den Schaden zu beheben und um nachzurüsten. Die finanzielle Lage der Tiertafel, die bisher vom Senat mit 100 000 Euro jährlich unterstützt wird, ist in der aktuellen Sparrunde ungewiss. „Wir sind auch auf öffentliche Förderung angewiesen“, erklärt Hüttmann – „und die wackelt“.