Jeden Tag Stau. Erst kommt der Zug von rechts, dann von links – die Schranke bleibt unten. „Es gibt schon Zeiten, da sind die Dinger von einer Stunde eine Dreiviertelstunde zu“, sagt ein Autofahrer, der mal wieder warten muss. In Wust, einem Ortsteil von Brandenburg an der Havel. An der Bundesstraße 1, die von einer Bahnstrecke gekreuzt wird. Die Autofahrer, die hier im Stau stehen, wissen, wie es schneller gehen könnte. Denn neben der B1 steht seit 2023 eine fertige Brücke. Nein, nicht fertig! Denn auf diese Brücke führt keine Zufahrt. Diese Fehlplanung sorgt jetzt bundesweit für Lacher, nachdem das NDR-Magazin „Extra3“ berichtet hat.
Die B1 ist eine viel befahrene Straße, sie führt auf direktem Wege von Brandenburg an der Havel nach Potsdam. Mögliche Umfahrungen der Staustelle kosten 20 Kilometer und mehr.
Verkehrs-Wunderland Brandenburg-Wust
2022 informierte der Landesbetrieb Straßenwesen Brandenburg, dass mit dem im April beginnenden Brückenbau „die häufigen Wartezeiten an den geschlossenen Schranken der Vergangenheit“ angehören würden und versprach, dass die Arbeiten im vierten Quartal 2024 beendet sein würden. Doch der Landesbetrieb vergaß dabei zu erwähnen, dass die Brücke, die 17 Millionen gekostet hat, ohne Zufahrten gebaut werden würde.
Die Brücke ohne Zugang hat es jetzt in die Rubrik „Realer Wahnsinn“ des NDR-Magazins „Extra3“ geschafft. „Über sieben Brücken musst Du gehen! Aber auf diese kommst Du gar nicht erst rauf“, lästern die Fernsehmacher. „Willkommen im Verkehrs-Wunderland Brandenburg-Wust.“ Bis zur Fertigstellung der Brücke gebe es hier gratis Entschleunigungskurse ...

Die Autofahrer, die hier Tag für Tag an der Schranke stehen, sehen nebenan die nutzlose Brücke. Oben ist sogar die Fahrbahn asphaltiert – nur fahren kann man nicht, da man nicht hinaufkommt. „Das verärgert einen, das ist ja alles Lebenszeit, die man hier steht“, sagt ein Autofahrer bei „Extra3“. 20 Jahre lang wurde die Brücke geplant, nach nur 18 Monaten war sie im Oktober 2023 fertig. Nur eben ohne Rampen, die hinauf führen. Wie finden das die Autofahrer? „Beschissen“, sagt ein Mann, der im Stau wartet. „Man kann doch nicht eine Brücke bauen und vergessen, die Zufahrten auszuschreiben!“
Erst 2026 soll der Verkehr über die Brücke rollen
Vergessen wurde nichts, aber die Planung lief wohl aus dem Ruder. Um Zeitpläne, Fristen und Absprachen mit der Deutschen Bahn zur Streckensperrung einhalten zu können, wurde zunächst nur die Errichtung des „Brückengrundkörpers“ beantragt, versucht sich der Landesbetrieb Straßenwesen zu rechtfertigen. Die erste „Genehmigung bezog sich allein auf den geplanten Brückenbau, nicht auf die Straßenanschlüsse“, heißt es.
Bis die Brücke aber wirklich eine Brücke sein darf, wird es aber noch dauern. Bisher toben sich hier nur Graffitisprayer aus. Erst im September dieses Jahres ist der Rampenbau ausgeschrieben worden. 2026 soll dann alles fertig sein. Bis dahin werden die Autofahrer noch viele Male auf Schranken starren und hoffen, dass der Unsinn bald ein Ende findet ... ■