Nur noch verkohlter Schutt ist übrig von dem Ort, an dem Kinder und Erwachsene bis vor kurzem noch etwas über die Natur lernen konnten - nicht nur im Britzer Garten, sondern in ganz Berlin. Der Rauch aus der Ruine ist schon hunderte Meter entfernt zu riechen. „Es lodern noch Glutnester“, berichtet Feuerwehrmann Nico Netz (34). Mit sechs weiteren Kameraden haben sie am frühen Nachmittag die Brandbekämpfer vom Morgen abgelöst. Seit 4 Uhr waren die vor Ort.
Feuer im Britzer Garten: Rauch ist noch weit entfernt zu riechen
Für die Feuerwehr geht es jetzt nur noch darum, ein Wiederaufflammen des Brandes und eine allzu starke Rauchentwicklung zu verhindern. „Das kann sich noch eine Weile hinziehen“, sagt Netz. Auch sein Kamerad Johannes Huberty (23) pflichtet ihm bei. Laut Feuerwehr-Pressesprecher Rolf-Dieter Erbe werde man gegen 21 Uhr am Donnerstagabend entscheiden, ob die Brandwache fortgesetzt werde oder ob man nur alle ein bis zwei Stunden noch zur Überprüfung vorbeischaue.

Feuerwehrleute müssen Glutnester noch lange nach Brand bekämpfen
Bagger einer Baufirma, die hier tätig war, halfen am Donnerstagnachmittag derweil Schutt beiseite zu räumen, damit die Feuerwehrleute an die Glutnester kommen. Die Brandbekämpfer verweisen auch auf einen Unterstand mit Informationstafeln, der im Abstand von rund 10 bis 15 Metern neben dem Gebäude stand. Die massive Hitze habe so weit gestrahlt, dass sogar dort vieles geschmolzen ist. „Gebrannt hat es dort nicht“, sagt Feuerwehrmann Huberty.
So richtig fassen kann Ursula Müller noch nicht, was da in der vergangenen Nacht passiert ist. „Das Umweltbildungszentrum im Britzer Garten ist eigentlich unser Gründungsort“, sagt die Geschäftsführerin des Freilandlabors Britz zum Berliner KURIER. Der Verein betrieb seit fast 40 Jahren im Britzer Garten das Umweltbildungszentrum. „Eröffnet haben wir 1987“, berichtet sie. Das nun zerstörte Holzhaus war jedoch erst 2017 fertiggestellt worden. „Vorher haben wir 30 Jahre lang daraufhin gewirkt, dass wir ein winterfestes Gebäude bekommen.“

Wichtiger Anlaufpunkt im Britzer Garten verlorengegangen
Mit dem Zentrum verlieren viele Besucher des Britzer Gartens einen Anlaufpunkt. „Wir hatten pro Jahr 30.000 Besucher auf unseren Führungen. 10.000 weitere Besucher kamen zu uns in die Ausstellungen, um sich über die Natur in Berlin zu informieren“, berichtet Müller. Der Verein richte sich mit seinen Angeboten an Jung und Alt. Ein besonderes Augenmerk liegt jedoch auf der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. „Wir hatten dort sehr viele Angebote für Kitas und Schulen“, so Müller.
Im November sollte eigentlich eine neue Ausstellung über Füchse in Berlin eröffnet werden. Doch daraus wird nun nichts. Denn mit dem Gebäude sind auch viele Ausstellungs- und Bildungsmaterialien des Vereins zerstört worden. „Wir hatten dort auch Ferngläser und andere Dinge gelagert“, berichtet Müller. Allein für den Verein belaufe sich der Schaden vermutlich auf mehr als 100.000 Euro.

Schaden durch Brand geht in die Millionen
Da zählt das Gebäude nicht dazu, denn wie die Eigentümerin, die Grün Berlin GmbH mitteilt, hat auch sie einen Millionenschaden zu beklagen. Allein die Baukosten des größtenteils aus Holz gebauten Hauses sollen 2017 bei zwei Millionen Euro gelegen haben. Besonders schockierend: Nach ersten Erkenntnissen war das Feuer gelegt worden. „In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag wurde das ca. 400 Quadratmeter große Umweltbildungszentrum im Britzer Garten vermutlich vorsätzlich durch Brandstiftung komplett zerstört“, heißt es in einer Pressemitteilung des landeseigenen Unternehmens.
Auch an mehreren anderen Stellen im Park schlugen offenbar Feuerteufel zu. So brannte es auch am „Karl-Foerster-Pavillon“ und am „Barletta Café am Modellboothafen“. Nur durch Glück seien die Flammen nicht auf andere Gebäude übergetreten und Personen nicht verletzt worden, heißt es. „Wir sind zutiefst bestürzt über diesen Akt der Zerstörung. Der zunehmende Vandalismus im öffentlichen Raum ist so nicht hinnehmbar“, meint Grün Berlin Geschäftsführer Christoph Schmidt.

Besucher bereit für Wiederaufbau zu spenden
Auch am Britzer Garten fragen sich viele, wer denn soetwas tue. Vor dem Eingang sind Passanten von der Nachricht sichtlich betroffen. Der Britzer Garten blieb wegen des Feuers und der andauernden Löscharbeiten am Donnerstag für die Besucher geschlossen. Wann wieder geöffnet wird, ist bisher noch nicht klar. „Für die Kinder ist es so schade“, meint ein Passant im Vorbeigehen.
„Ich bin todtraurig“, sagt Sabrina Holz (55), die mit ihrer Mutter Ingrid Holz (87) eigentlich zum Spazierengehen hergekommen ist. „Wir gehen hier mindestens einmal die Woche her, haben sogar eine Jahreskarte“, sagt Holz dem KURIER. Das Umweltbildungszentrum sei ein echter Hingucker gewesen. „Es gibt hier sowieso schon so wenig für Alt und Jung in der Gegend.“ Sie hoffe, dass die Leute für einen Wiederaufbau spenden würden. „Ich würde auch was geben“, sagt sie. Der Verein will auf Nachfrage die Informationen dazu in den kommenden Tagen auf der Website bereitstellen. ■