Auch sie werden vermisst

Fall Rebecca Reusch: Auch nach Sandra und Kebenu sucht die Berliner Polizei

Sandra Wißmann und Kebenu Alemu Girma sind zwei weitere Berliner Mädchen, von denen bis heute jede Spur fehlt.

Author - Norbert Koch-Klaucke
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Nicht nur Rebecca Reusch (Mitte): Auch Sandra Wißmann (l.) und Kebenu Alemu Girma werden seit Jahren in Berlin bermisst.
Nicht nur Rebecca Reusch (Mitte): Auch Sandra Wißmann (l.) und Kebenu Alemu Girma werden seit Jahren in Berlin bermisst.Polizei Berlin, BK-Montage M. Deutschmann

Auf der Internetseite der Berliner Polizei steht sie ganz oben in der Liste der vermissten Personen: Rebecca Reusch aus Neukölln, die am 18. Februar 2019 spurlos verschwand. Seitdem bewegt ihr Schicksal die Menschen aus ganz Deutschland. Doch Rebecca ist nicht das einzige Kind, das in der Hauptstadt als vermisst gilt. Neben Rebecca stehen noch zwei andere Mädchen in der Liste der ungeklärten Vermisstenfälle, nach denen die Polizei mithilfe der Öffentlichkeit sucht.

Einen vermissten Menschen zu finden, nimmt keinen langen Zeitraum ein, wie statistische Untersuchungen aus Berlin zeigen. So galten  2022 insgesamt 11.452 Personen als vermisst, 11.266 Fälle konnten aufgeklärt werden. Das entspricht einer Quote von 98 Prozent. Die meisten Fälle waren innerhalb von drei Tagen abgeschlossen. Wie viele Menschen lebend wiedergefunden wurden, sagt die Statistik nicht aus.

Auf einem Grundstück in Brandenburg wurde jüngst sogar mit einem Bagger nach Spuren im Fall Rebecca Reusch gegraben.
Auf einem Grundstück in Brandenburg wurde jüngst sogar mit einem Bagger nach Spuren im Fall Rebecca Reusch gegraben.Christophe Gateau/dpa

Dass man Rebecca Reusch lebend wiederfinden wird, davon gehen Polizei und Berliner Staatsanwaltschaft schon lange nicht mehr aus. Dennoch wird aufgrund neuer Erkenntnisse weitergesucht, um den Fall Rebecca zu klären. Vor einer Woche wurden deshalb am 20. und 21. Oktober 2025 mit moderner Technik und Leichenspürhunden zwei Grundstücke im brandenburgischen Landkreis Oder-Spree durchkämmt.

Dort leben beziehungsweise lebten die Großeltern von Florian R. (33). Der Mann ist der Schwager von Rebecca Reusch, die seit dem 19. Februar 2019 spurlos verschwunden ist. Die Ermittler gehen davon aus, dass R. die damals 15 Jahre alte Schülerin getötet und ihre Leiche in Brandenburg vergraben hat. Der Mann bestreitet jedoch die Tat.

„Es ist nicht absehbar, wann die Ermittlungen abgeschlossen und wie sie abgeschlossen sein werden“, sagte jüngst der Sprecher der Berliner Staatsanwaltschaft, Michael Petzold, dem KURIER. Bedeutet das, dass man am Ende noch nicht einmal die Leiche von Rebecca gefunden haben wird? „Das ist nicht ausgeschlossen“, sagt Petzold.

Sandra Wißmann: Sie war 12 Jahre alt, als sie verschwand

Ähnlich wie bei Rebecca Reusch, gehen die Ermittler auch in einem anderen Vermisstenfall von einem Verbrechen aus. Es geht um das Verschwinden der Schülerin Sandra Wißmann aus Berlin-Kreuzberg. Am 28. November 2000 hatte sich die damals 12-Jährige daheim verabschiedet. Sie wollte ein Geburtstagsgeschenk für ihre Mutter zu kaufen. Zuletzt wurde Sandra am 28. November 2000 gegen 16.40 Uhr am Hermannplatz gesehen. Das 1,60 Meter große Mädchen trug schwarze Jeans, einen dunkelbraun-bordeaux-schwarz gemusterten Pullover, eine blaue halblange Wintersteppjacke und schwarze Stiefel.

Seit dem 28.11.2000 wird Sandra Wißmann aus Berlin-Kreuzberg vermisst. Sie war damals 12 Jahre alt.
Seit dem 28.11.2000 wird Sandra Wißmann aus Berlin-Kreuzberg vermisst. Sie war damals 12 Jahre alt.Polizei Berlin

Die Berliner Polizei setzte eine Belohnung von 5000 Euro aus. Die Eltern des Mädchens hatten zusätzlich etwa 5000 Euro für Hinweise ausgelobt. Dieser Teil der Belohnung war bis zum 5. Februar 2002 befristet.

Trotz hoher Belohnungen: Der Fall Sandra Wißmann wurde bis heute nicht geklärt. „Die Ermittlungen des Landeskriminalamtes führten zu keinen konkreten Anhaltspunkten auf das Schicksal des Mädchens. Es wird davon ausgegangen, dass Sandra Wißmann Opfer eines Kapitalverbrechens wurde“, steht auf der Intermet-Vermisstenseite der Polizei.

Seit vier Jahren wird Kebenu Alemu Girma vermisst.
Seit vier Jahren wird Kebenu Alemu Girma vermisst.Polizei Berlin

Dort ist auch Kebenu Alemu Girma verzeichnet. 17 Jahre ist sie alt, als sie spurlos verschwindet. Am 3. Oktober 2021, als der Tag der Deutschen Einheit gefeiert wird, sieht man das Mädchen gegen 23 Uhr zum letzten Mal. Kebenu verlässt zu diesem Zeitpunkt eine Jugendeinrichtung in Berlin-Wedding, kehrte dorthin nie wieder zurück. Trotz des Vermisstenaufrufes gibt es keine Hinweise, die den Fall aufklären könnten.