Vor mehr als zwei Wochen wurde der acht Jahre alte Fabian aus Güstrow in Mecklenburg-Vorpommern als vermisst gemeldet, nur Tage später wurde die Leiche des Jungen an einem Tümpel entdeckt. Seitdem laufen die Ermittler auf Hochtouren – doch Informationen zur Aufklärung des schrecklichen Verbrechens gibt es nur wenige. Die Ermittler halten sich bedeckt, was Spekulationen zum Fall Fabian anfeuert. Was steckt hinter dem Schweigen der Polizei in solchen Fällen? Ein ehemaliger Ermittler, jetzt Kriminalistik-Professor, sprach jetzt in einem Interview über die Strategie.
Polizei schweigt zu Fabian: Was ist die Strategie der Ermittler?
Christian Matzdorf arbeitet als Professor für Kriminalistik mit Schwerpunkt Kriminaltechnik an der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin, gab in einem Interview mit dem Merkur jetzt spannende Einblicke in die Strategien der Ermittler. Wenig Informationen bedeutet laut dem Experten nicht automatisch, dass die Ermittlungen nicht vorangehen – und dass im Hintergrund nichts passiert. Und auch hinter vermeintlich chaotisch wirkenden Ermittlungen könne ein Sinn stecken.

Im Fall von Fabian wurde erst über Tage nach dem Jungen gesucht, dann wurde seine Leiche an einem Tümpel entdeckt. Erst später kehrte die Polizei dann zu dem Tümpel zurück, pumpte ihn aus, suchte mit einem Gerät, das an einen Metalldetektor erinnerte, nach weiteren Spuren. Es wird in solchen Fällen scheinbar mal hier, mal da ermittelt, doch klare Informationen fehlen. „Die Polizei verfolgt eine Vielzahl von Theorien gleichzeitig, die systematisch überprüft und entweder bestätigt oder widerlegt werden müssen“, erklärt Matzdorf.
Ermittler gehen im Fall Fabian verschiedene Ansätzen nach
Die Ermittler würden in solchen Fällen „verschiedene Ansätze testen“, damit sie eine „tragfähige Schwerpunkttheorie“ entwickeln können. „Typischerweise beginnen Ermittlungen jedoch immer im sozialen Umfeld des Vermissten – also Schule, Vereine wie Fabians Fußballverein, Eltern und Familie“, sagt der Experte.

Wird im Fall Fabian noch die Öffentlichkeit einbezogen?
Und: Die Ermittler müssen auch entscheiden, inwiefern die Öffentlichkeit einbezogen wird. Denn wenn zu viele Informationen der Ermittler an die Öffentlichkeit kommen, könne das auch kontraproduktiv sein. Manchmal laufen solche Ermittlungen deshalb bewusst still ab. „Die größte Aufgabe bestehe darin, alle Informationen zu strukturieren und dann zu entscheiden, ob still weiterermittelt oder öffentlich gefahndet wird“, sagt der Kriminalistik-Professor. Über Fahndungsmaßnahmen wird oft erst dann entschieden, wenn genug Material vorliegt. Das werde dann gemacht, „um den Wirkbereich zu erweitern“, sagt Matzdorf gegenüber Merkur.de.




