Abgase, Krach, Gestank

Experten zu A100-Chaos: Um Himmels willen, jetzt bloß nicht die Miete mindern!

Viele denken, sie könnten wegen der maroden Brücke und der Umleitungen in Berlin die Miete mindern. Mietrechtsexperten raten zur Vorsicht.

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Das Brückenchaos auf der A100 in Berlin wird andauern. Miete sollte man trotzdem nicht vorschnell mindern.
Das Brückenchaos auf der A100 in Berlin wird andauern. Miete sollte man trotzdem nicht vorschnell mindern.A. Friedrichs/imago

Die Sperrung der A100 bringt nicht nur Autofahrer ins Schwitzen, sondern setzt vor allem den Anwohnern im betroffenen Kiez zu. Abgase ziehen in die Wohnungen, Lärm dröhnt zu jeder Tages- und Nachtzeit, und der Müll landet achtlos auf den Straßen. Wer hier lebt, muss sich – wie das baustellenbedingt bereits seit Jahrzehnten überwiegend in den Ost-Bezirken Berlins der Fall ist –  mit hupenden Autos, aufheulenden Motoren und manchmal auch mit wummernder Musik auseinandersetzen. Eine echte Belastungsprobe für die Nerven. Aber reicht das aus, um eine Mietminderung durchzusetzen? Und wie wirkt sich das Chaos auf den Wert der Immobilien aus?

Mietrechtsexperten raten zur Vorsicht: Wer in einer Metropole wie Berlin wohnt, müsse mit solchen Situationen rechnen, wird Sebastian Bartels vom Berliner Mieterverein in der Berliner Zeitung zitiert. Der Bundesgerichtshof hat 2012 entschieden, dass Lärm durch eine zeitlich begrenzte Umleitung keinen Grund für eine Mietminderung darstellt. Einfach eigenmächtig weniger zu zahlen, sei deshalb keine gute Idee. Trotzdem gibt es Hoffnung für genervte Anwohner.

Zwar hatte ein Landgericht früher mal festgelegt, dass eine Mietminderung nach sechs Monaten anhaltender Belastung möglich sei. Doch der BGH sah das anders. Selbst bei einer Sperrung über Jahre hinweg könne das übliche Lärmlevel in der Berliner Innenstadt überschritten sein – oder eben nicht. Entscheidend seien die tatsächlichen Verhältnisse in der betroffenen Wohnung.

Ein Bagger arbeitet an der gesperrten Ringbahnbrücke der A100 in Berlin. Sie soll bis Ende April abgerissen sein.
Ein Bagger arbeitet an der gesperrten Ringbahnbrücke der A100 in Berlin. Sie soll bis Ende April abgerissen sein.Sebastian Gollnow/dpa

A100-Chaos: Miete „unter Vorbehalt“ zu zahlen

Wer unter dem Dauerstau leidet, sollte also nicht einfach die Mietzahlung reduzieren, sondern strategisch vorgehen. Eine offizielle Mängelanzeige mit dem Hinweis, die Miete „unter Vorbehalt“ zu zahlen, kann den Weg für eine spätere Rückforderung ebnen.

Falls sich die Situation nicht verbessert, könnten dann Minderungsbeträge geltend gemacht werden. Die Höhe hängt vom individuellen Fall ab: Wer kaum lüften oder den Balkon nutzen kann, hat bessere Chancen auf eine größere Ersparnis als Bewohner in höheren Etagen.

Und was bedeutet das Verkehrschaos für Immobilieneigentümer? Die gute Nachricht: Ihre Häuser und Wohnungen verlieren durch den Dauerstau nicht an Wert. Makler gehen laut Berliner Zeitung davon aus, dass die Preise stabil bleiben – zumindest für Wohnimmobilien. Gewerbetreibende könnten allerdings stärker von einem Preisverfall betroffen sein, falls Kunden, Zulieferer oder Mitarbeiter Schwierigkeiten haben, ihre Läden oder Büros zu erreichen. ■