In Knie, Oberkörper und Hals

Erschossener Syrer: Vier Schüsse eines Polizisten trafen den Messer-Mörder

Obduktionsergebnisse des Täters liegen vor. Verkehrssenatorin Ute Bonde (CDU) unterstützt einen Vorstoß für Messerverbotszonen im öffentlichen Nahverkehr.

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Hier in der Charlottenburger Schloßstraße wurde der flüchtige Täter von einem Polizisten niedergeschossen. Zuvor hatte der 43-jährige Syrer einen Mann erstochen.
Hier in der Charlottenburger Schloßstraße wurde der flüchtige Täter von einem Polizisten niedergeschossen. Zuvor hatte der 43-jährige Syrer einen Mann erstochen.Fabian Sommer/dpa

Erst tötete er nach einem Streit einen Mann im U-Bahnhof Sophie-Charlotte-Platz, kurz darauf wurde er von der Polizei erschossen: Die tödliche Messer-Attacke des Syrers heizt die Diskussion um die Sicherheit in Berlin, in Bussen und Bahnen an. Klar ist jetzt: Den Syrer trafen vier Polizeischüsse.

Nach der tödlichen Messerattacke in einer Berliner U-Bahn ist der Angreifer von vier Kugeln eines Polizisten ausgeschaltet worden. Das hat nach Angaben der Staatsanwaltschaft die Obduktion des Syrers ergeben, der infolge der Verletzungen starb. Zwei Schüsse haben den Mann in Kniehöhe getroffen, jeweils einer am Oberkörper und Hals, wie ein Sprecher der Staatsanwaltschaft sagt. Bislang hieß es, mindestens drei Schüsse hätten den 43-Jährigen getroffen.

Keine Hinweise auf eine islamistisch-terroristische Motivlage

Der Mann hatte zuvor einen 29-jährigen Deutschen in einer U-Bahn mit einem Küchenmesser niedergestochen und tödlich verletzt. Die Männer gerieten am Samstagnachmittag in einem Zug der U12 im Berliner Westen „binnen Sekunden“ aneinander, wie es von Polizei und Staatsanwaltschaft heißt. Die Gründe dafür sind bislang immer unklar.

Die Ermittler gehen nicht davon aus, dass sich die Männer vorher gekannt haben. Laut Behörden liegen bislang keine Hinweise auf eine islamistisch-terroristische Motivlage vor.

Der Syrer flüchtete nach der Tat aus dem U-Bahnhof Sophie-Charlotte-Platz und wurde später auf der Schloßstraße von der Polizei gestellt. Als der Mann mit einem Küchenmesser drohend auf die beiden Beamten zuging, schoss einer der beiden. Der 43-jährige Syrer wurde in einem Krankenhaus notoperiert, starb dort aber.

Gegen den Polizisten wird nun wegen Verdachts des Totschlags ermittelt. Dies ist üblich, wenn Polizisten im Einsatz auf Menschen schießen. Unter anderem durch die Vernehmung von Zeugen soll laut Staatsanwaltschaft geklärt werden, ob die Schüsse in einer Notwehrsituation abgegeben wurden.

Inzwischen weiß man auch etwas mehr über den Syrer: Er besaß nach Angaben der Staatsanwaltschaft einen Aufenthaltstitel mit Aufenthaltserlaubnis bis zum 12. Oktober 2025. Nach den Angaben waren beide Männer, sowohl Täter als auch Opfer, polizei- und justizbekannt. Sie seien jeweils mehrfach aufgefallen – unter anderem durch Körperverletzungen, Drogendelikte oder tätliche Angriffe auf Vollstreckungsbeamte.

Messerverbot in den Öffis gefordert

Unterdessen wird nach dem tödlichen Messerangriff über eine Ausweitung der Messerverbotszonen in Berlin diskutiert. Ein derartiger Schritt wird nach Angaben von Innensenatorin Iris Spranger (SPD) geprüft. Verkehrssenatorin Ute Bonde unterstützt einen Vorstoß für Messerverbotszonen im öffentlichen Nahverkehr. „Ich finde auch, dass wir das prüfen sollen.“ Zugleich stellte die CDU-Politikerin einen raschen Beschluss des Senats in Aussicht.

Der Senat werde mit den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG) jetzt Gespräche darüber führen. „Ich glaube, dass die BVG auch schon entsprechend vorbereitet ist, und dass – wenn wir das beschließen – das dann auch sehr schnell umgesetzt werden kann.“

Bonde betont: „Beschlossen werden kann das sicherlich jetzt während der Osterferien und dann müssen wir gucken, wie wir damit in die Umsetzung gehen.“ Man dürfe die BVG mit ihrer Hausordnung nicht alleine lassen. Wie eine solche Regel durchgesetzt werden kann, müsse mit der Innenverwaltung besprochen werden. Über mögliche weitere Maßnahmen werde der Senat sich von Sicherheitsexperten beraten lassen.

Berliner Polizisten sichern den U-Bahn-Eingang Sophie-Charlotte-Platz. Hier wurde kurz zuvor ein 29-Jähriger erstochen.
Berliner Polizisten sichern den U-Bahn-Eingang Sophie-Charlotte-Platz. Hier wurde kurz zuvor ein 29-Jähriger erstochen.Fabian Sommer/dpa

Innensenatorin Iris Spranger hatte dem Tagesspiegel zuvor gesagt: „Ich verfolge mit großem Interesse die Maßnahmen der Bundespolizei mit den Waffen- und Messerverboten im Bereich der Bahnhöfe.“ Vergleichbares könne sie sich auch für den Berliner ÖPNV vorstellen. Seit Februar gibt es in Berlin drei vom Senat festgelegte Messerverbotszonen am Leopoldplatz, am Görlitzer Park und am Kottbusser Tor.

BVG-Chef Henrik Falk zeigte sich ebenfalls offen für Waffenverbotszonen im ÖPNV. „Ich gehe stark davon aus, dass dieser Schritt kommen wird.“ Verbote seien aber immer nur so gut, wie Durchsetzung gewährleistet werden könne. Durch eine rechtliche Grundlage könnten die BVG-Bediensteten – wenn sie beispielsweise ein Messer an einem Bahnhof sehen – die Polizei rufen. ■