Latife Arab

Berliner Justiz zweifelt an Benzin-Attacke auf „Clan-Aussteigerin“

Bestsellerautorin Latife Arab wurde angeblich von Clan-Mitgliedern brutal überfallen. Die Ermittlungen in dem Fall wurden jetzt eingestellt.

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Eine Attacke mit Benzin auf eine mutmaßliche Clan-Aussteigerin konnte nicht bewiesen werden.
Eine Attacke mit Benzin auf eine mutmaßliche Clan-Aussteigerin konnte nicht bewiesen werden.Future Image/imago

Unter dem Pseudonym Latife Arab hatte sie einen Bestseller geschrieben. Der etwas reißerische Titel: „Ein Leben zählt nichts“. Im Buch von Arab geht es um den riskanten Ausstieg einer Frau aus einem Araber-Clan, mit Bezügen zur Wirklichkeit. Inzwischen ist die Berliner Staatsanwaltschaft ernüchtert. Ob die Frau wirklich Opfer einer Racheaktion wurde, ist fraglich. Die Justiz hat ihre Ermittlungen eingestellt. Es sei unklar, ob die Tat überhaupt stattfand.

Die Berliner Staatsanwaltschaft hat die Ermittlungen wegen eines Überfalls auf eine Clan-Aussteigerin eingestellt. Es geht dabei um die Bestsellerautorin Latife Arab. Der Sprecher der Staatsanwaltschaft bestätigte das der Redaktion rbb24 Recherche.

Latife Arab hatte angegeben, sie sei im September 2024 nahe dem S-Bahnhof Wuhletal von Clan-Mitgliedern überfallen und mit Benzin übergossen worden. Monatelang versuchte die Berliner Justiz daraufhin, die Täter zu ermitteln - vergeblich. Immerhin ging es um ein versuchtes Tötungsdelikt. Woraufhin die Ermittlungen nun beendet wurden.

Es spricht mehr dafür, dass der Benzin-Angriff nicht stattgefunden hat

Oberstaatsanwalt Sebastian Büchner, Sprecher der Berliner Generalstaatsanwaltschaft, sagte auf B.Z.-Anfrage: „Wir haben keine Beweise für die Darstellung der Zeugin gefunden.“ „Insgesamt“, so Büchner, „spricht mehr dafür, dass der Angriff gar nicht stattgefunden hat, als dafür. Von daher gilt im Zweifel, dass das Verfahren eingestellt wird. Zumal dann, wenn nicht noch mehr Beweistatsachen gefunden werden.“

Das Buch von Latife Arab.
Das Buch von Latife Arab.Heyne

Büchner machte auch klar, dass eine verwandtschaftliche Beziehung der Frau zu den bekannten Berliner Clans Remmo und Al-Zain nicht nachgewiesen werden konnte. Diese Aspekte würden bei der Beweiswürdigung dafür sprechen, dass der Überfall nicht stattgefunden habe, so Büchner.

Latife Arab war nach Aussage der Staatsanwalt in den vergangenen Monaten mehrfach polizeilich vernommen worden. Eine Vernehmung durch eine Ermittlungsrichterin habe aus gesundheitlichen Gründen dann abgebrochen werden müssen.

Ob die Frau, die sich durch ihr Pseudonym schützt, tatsächlich überhaupt aus Berlin kommt und nicht vielleicht sogar einen völligen anderen Clan-Hintergrund hat – über diese Möglichkeit ist bisher nichts in Erfahrung zu bringen. Fest steht: Der Heyne Verlag stoppte die Auslieferung des Buches „Ein Leben zählt nichts - als Frau im arabischen Clan“ im März – wegen Zweifel an der Identität der Autorin.■