Die Fans von Helga Hahnemann werden sicher vor Freude jubeln. Nach ewigen Hin und Her ist jetzt die Straße fertig, mit der nun endlich Berlin die beliebte DDR-Entertainerin nach über 30 Jahren nach ihrem Tod im Stadtgebiet ehrt. In einem neuen Wohngebiet im Treptower Ortsteil Niederschöneweide wird künftig an unsere „Henne“ erinnert, die 1991 im Alter von 54 Jahren viel zu früh starb.
Der Himmel ist grau, es pfeift ein kalter Wind über das Areal, als sich der KURIER vor Ort an der Ecke Hasselwerderstraße/Fennstraße umsieht. Genau dort gegenüber liegt sie – die Helga-Hahnemann-Straße. Die Schilder mit dem Namenszug sind schon angebracht. Einige Passanten und eine Kita-Gruppe laufen an diesem Eck noch völlig unbeeindruckt daran vorbei. Das liegt daran, dass der Straße für Henne noch das typische Berliner Stadtleben fehlt.
Über 200 Meter ist sie lang. Der Asphalt ist verlegt, 19 Bäume wurden gepflanzt, Bürgersteige und Parkbuchten sind ebenfalls fertig. Doch noch sind hier keine Autos zu sehen. Ein Bauzaun an der Ecke zur Hasselwerderstraße verhindert noch die Durchfahrt. Nur Fußgänger kommen durch. Und auch die lassen sich kaum blicken. Die Helga-Hahnemann-Straße wirkt gespenstisch leer.

In der Helga-Hahnemann-Straße fehlen nur noch die Bewohner
Doch die anfängliche Stille trügt. Denn vom Ende der Straße ist nämlich Baulärm zu vernehmen. Fünf Gebäude stehen dort bereits im Rohbau, zwischen ihnen dreht sich ein Kran. Nach den Frosttagen haben auf dem Areal die Bauleute wieder die Arbeit aufgenommen, um die Häuser für die künftigen Bewohner der Helga-Hahnemann-Straße fertig zu stellen.
„Weydenhof“ soll das Quartier heißen, das mit den Gebäuden bis fast ans Spreeufer reichen soll. Errichtet wird es von dem Bauunternehmen Buwog. Und der Investor macht Hennes Straße nobel. Denn aus den Rohbauten werden eines Tages vier elegante Stadtvillen mit hübschen Vorgärten direkt an der Spree und ein Mehrfamilienhaus.

„Die 135 Eigentumswohnungen mit zwei bis fünf Zimmern werden voraussichtlich bis 2025 fertiggestellt werden“, sagt Buwog-Sprecher Michael Divé. Es wird also noch ein wenig dauern, bis an der Helga-Hahnemann-Straße das Leben so richtig einzieht, die zwischen Fließstraße und Spreeufer das Herzstück von diesem neuen Berliner Kiez sein wird.


Richtig Leben herrscht schon in den benachbarten neuen Häusern an der Fließstraße, deren Bewohner direkt von der Balkonseite auf die Straße von „Big Helga“ blicken können Auch diese Gebäude wurden von der Buwog errichtet. 2021 zogen die ersten Mieter ein. Mit dem „Weydenhof“ und der Helga-Hahnemann-Straße will das Unternehmen in dem Kiez ein Quartier mit rund 900 Miet- und Eigentumswohnungen, Spielplatz, öffentlich zugänglicher Parkanlage und Ufergrünzug an der Spree errichten.
Fertig und bezogen ist dort auch die Sozialstation „Strohhalm“, in der obdachlose Menschen Unterkunft sowie eine Kleiderkammer, Wasch- und Versorgungsmöglichkeiten und psychosoziale Angebote finden. Träger der Einrichtung ist das Sozialpädagogisches Institut Berlin. Ein soziales Engagement, das bestimmt ganz im Sinne von Helga Hahnemann ist.
Helga-Hahnemann-Straße: Vor Monaten war hier noch eine Industriebrache

Das Viertel, in dem nun mit einer Straße an „Big Helga“ erinnert wird – vor Monaten war es noch ein Teil einer über sechs Hektar großen Industriebrache. Auf dem Areal befand sich einst der VEB Berliner Metallhütten und Halbwerkzeuge. Bis zur Schließung im Jahr 1990 arbeiteten dort über 2.300 Menschen an den Hochöfen. Unweit des Industriestandortes besuchte Helga Hahnemann von 1956 bis 1959 die Schauspielschule, die sich einst an der Schnellerstraße befand.
Nicht in Treptow-Köpenick, sondern in Berlin-Mitte sollte es ursprünglich die Helga-Hahnemann-Straße geben. Gleich hinter dem Friedrichstadt-Palast, wo Henne mit zahlreichen Auftritten die Menschen in Ost und später auch aus West begeistert hatte, plante man für ein neues Wohngebiet eine Straße mit ihrem Namen.
Helga-Hahnemann-Straße: Ursprünglich sollte sie in Berlin-Mitte entstehen

Eine Zeitlang sah das auch so aus, als würde es klappen. 2003 wurde sogar schon ein kleiner Zufahrtsweg symbolisch als Helga-Hahnemann-Straße eingeweiht. Dafür sorgten Henne-Fans, der Friedrichstadt-Palast und Promis – unter anderem Angelika Mann, Mittes damaliger Bezirksbürgermeister Joachim Zeller (CDU) und die Westberliner Society-Lady und Henne-Freundin Ulla Klingbeil. Doch die Pläne zerplatzten recht schnell wie eine Seifenblase.
Als im November 2021 der KURIER in einer Kolumne zum 30. Todestag des DDR-Stars kritisierte, dass Berlin Helga Hahnemann noch immer nicht mit einer Straße geehrt hatte, wie es geplant war, kam endlich Bewegung in die Sache. Und so wollten Anfang 2022 gleich drei Bezirke – Mitte, Pankow und Treptow-Köpenick – nun eine Straße, die an Henne erinnert.
Die Treptow-Köpenicker waren mit ihrem Plan am schnellsten. Auf Antrag der FDP-Fraktion und später der Linken wurde das Bezirksamt beauftragt, sich um die Errichtung einer Helga-Hahnemann-Straße zu bemühen. Im August 2022 wurde der Antrag in der Bezirksverordnetenversammlung beschlossen. In Absprache mit der Buwog stand dann der Standort auf dem Areal in Niederschöneweide fest.
Jetzt ist sie nun fertig, die Helga-Hahnemann-Straße. Fehlt nur noch ein Festakt. „Ein Termin steht zwar noch nicht fest – aber eine feierliche Einweihung der Straße wird es auch noch geben“, sagt Bezirksbürgermeister Oliver Igel (SPD). ■