Arbeitnehmer-Rechte

Elon Musk: Er sagt NEIN zu Tarifvertrag im Tesla-Werk Grünheide

Der E-Auto-Hersteller hält die Bindung an einen Tarifvertrag in seinem deutschen Werk nicht für sinnvoll und nennt seine Gründe.

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Tesla-Chef Elon Musk lehnt Tarifverträge für seine Arbeiter in Grünheide ab.
Tesla-Chef Elon Musk lehnt Tarifverträge für seine Arbeiter in Grünheide ab.Tarantino/AP

Ein Tarifvertrag gibt Arbeitnehmern Sicherheit. Gehalt, Urlaub, Arbeitszeiten, Sonderzahlungen oder Weihnachtsgeld werden verbindlich geregelt. Im Osten allerdings sind viele Arbeitnehmer benachteiligt. Während in den alten Bundesländern 53 Prozent aller Beschäftigten durch einen Branchen- oder Firmenvertrag abgesichert sind, genießen im Osten nur 45 Prozent diesen Vorzug. Auch Arbeitgeber Tesla weigert sich, für seine Mitarbeiter in Grünheide bei Berlin einen Tarifvertrag anzuerkennen.

Der US-Elektroautobauer Tesla lehnt die Forderung einer Tarifbindung kategorisch ab. „Wir konzentrieren uns auf uns selbst, um schnell und ohne unnötige Eskalation zu Lösungen für unsere Mitarbeiter zu kommen und damit deutlich schnellere Anpassungen zu realisieren“, erklärt Werksleiter André Thierig. Dies werde regelmäßig überprüft.

In Schweden eskaliert der Streit um einen Tarifvertrag bei Tesla

Das Unternehmen verweist auf eine sogenannte Benefit-Struktur. Sie sei ohne Tarifbindung umgesetzt worden und ermögliche der Belegschaft eine Vielzahl von Vorteilen, die in der Region und in der Branche so nicht zu finden seien. Dazu zählt Tesla das kostenlose Laden von Elektrofahrzeugen, kostenlose Bus- und Zugshuttles, ein subventioniertes Deutschlandticket und das Leasen von Fahrrädern.

Den Streit um die Einführung von Tarifverträgen bei Tesla gibt es nicht nur in Deutschland. In Schweden eskaliert er sogar. Seit Oktober streiken bei Tesla 130 Mechaniker und Ingenieure für einen Tarifvertrag, der in Schweden eigentlich selbstverständlich ist. Als Tesla-Besitzer Elon Musk, der Gewerkschaften und Tarifverträge kategorisch ablehnt, Streikbrecher aus dem Ausland einfliegen ließ, um die Arbeit in den Servicezentren aufrechtzuerhalten, löste das eine Protestwelle in ganz Skandinavien aus. Immer mehr Gewerkschaften solidarisieren sich, Hafenarbeiter weigern sich, Tesla-Fahrzeuge in schwedischen Häfen zu entladen.

Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) will nun weiter für eine Tarifgebundenheit von Tesla in Grünheide werben. „Natürlich wäre es gut, wenn sich die IG Metall und Tesla auf einen Tarifvertrag verständigen könnten oder zumindest mal darüber reden würden“, sagt Steinbach. „Das wäre, wie die Sozialpartnerschaft insgesamt, mit vielen Vorteilen für beide Seiten verbunden.“ Er verweist aber auf die Autonomie der Sozialpartner, die darüber verhandeln müssen.

Tesla-Betriebsratschefin Michaela Schmitz wendet sich ebenfalls gegen eine Tarifgebundenheit. „Wir sind nah an der Belegschaft dran“, lässt Schmitz verlauten. „Unsere Geschwindigkeit geht verloren, wenn wir von außen beeinflusst werden.“ Sie sieht unabhängig von einem Tarifvertrag Erfolge: „Wir haben in eineinhalb Jahren Gehaltserhöhungen von bis zu 18 Prozent im Produktionsbereich erzielt.“ Die Entgelte würden regelmäßig überprüft und verhandelt.

Die Tesla-Gigafactory Berlin-Brandenburg
Die Tesla-Gigafactory Berlin-BrandenburgPleul/dpa

Tesla hatte im vergangenen Jahr eine Lohnerhöhung für die Beschäftigten im Werk in Grünheide bei Berlin angekündigt. Dazu zählen ein Plus von vier Prozent im vergangenen Jahr und eine Erhöhung der Jahresgehälter der Produktionsmitarbeiter ab Februar dieses Jahres um 2500 Euro.

IG Metall kämpft für Tarifvertrag in Grünheide

Doch die IG Metall ist zuversichtlich, dass es bei Tesla einen Tarifvertrag geben wird: „Wie schnell das gehen wird, entscheiden allein die Kolleginnen und Kollegen im Betrieb.“ Die Gewerkschaft sieht große Vorteile: „Tarifverträge sichern nicht nur höhere Entgelte, sie schützen auch die Gesundheit der Beschäftigten, indem sie Erholzeiten garantieren, besondere Belastungen ausgleichen, Arbeitszeiten reduzieren und Überlastungen verhindern.“

Die Beziehung zwischen dem Autobauer und der IG Metall gilt als angespannt. Die Gewerkschaft reklamierte die Lohnerhöhung für sich, was Tesla zurückwies. IG-Metall-Bezirksleiter Dirk Schulze warf Tesla im Oktober vor, die Sicherheit und den Schutz der Gesundheit der Beschäftigten nicht an die erste Stelle zu setzen. Das Unternehmen wies auch dies zurück.

Tesla stellt in Grünheide nach eigenen Angaben derzeit mit rund 11.500 Beschäftigten mehr als 250.000 Elektrofahrzeuge im Jahr her. Das Werk soll ausgebaut werden. ■