Ein großer Lkw rollt behutsam durch den Tierpark. Als er sich vor den Toren in den Verkehr einfädelt, ahnt keiner, dass sich im Inneren des Fahrzeugs neun der größten Landsäugetiere Europas auf wichtiger Mission befinden: Die Rückkehr der einst im natürlichen Lebensraum ausgerotteten Europäischen Wisente gilt als eine der größten Erfolgsgeschichten im internationalen Artenschutz.
Neun Wisente verließen am 21. November, noch bevor es auch hier winterlich weiß wurde, den Tierpark Berlin in Richtung Aserbaidschan, wo sie im 130.508 Hektar großen Shahdag-Nationalpark ein neues Zuhause finden werden. Begleitet wurden die Tiere von Experten der Naturschutzorganisation WWF und des Tierparks Berlin.
Vom Tierpark in die weite Welt
Die Tiere kamen zuvor aus verschiedenen zoologischen Gärten Europas – unter anderem Schweden, Rumänien, Frankreich und Tschechien – in den Tierpark Berlin, wo sie sich als Herde bereits aneinander gewöhnen konnten. Auch die im Tierpark zur Welt gekommene Wisent-Kuh Tines gehört zu dieser tierischen Reisegruppe.
Am Flughafen Frankfurt-Hahn trafen die neun Tiere auf einen weiteren Reisegenossen aus dem Hanauer Wildpark Alte-Fasanerie, bevor sie gemeinsam ihre ganz besondere Reise antraten.

„Die Geschichte des Wisents gilt als eine der hoffnungsvollsten im modernen Artenschutz, doch noch immer sind Maßnahmen nötig, um die Zukunft des Wisents in der Natur langfristig zu sichern. Ein Schwerpunkt ist dabei der Aufbau größerer Einzelpopulationen und die Verbindung dieser untereinander“, berichtet Christian Kern, Zoologischer Leiter von Zoo und Tierpark Berlin, der die Reise begleitet hat. „Mit dem erfolgreichen Transport zehn weiterer Tiere schreitet der Rettungsplan für die gefährdete Tierart damit weiter voran“, erklärt er.
Bereits seit 2019 setzen sich Zoo und Tierpark Berlin gemeinsam mit dem WWF Deutschland für die Rückkehr des Wisents in seinen natürlichen Lebensraum im Kaukasus ein. Im Rahmen des Wiederansiedlungsprojekts in Aserbaidschan wurden bislang 36 Wisente im Shahdag-Nationalpark ausgewildert. Die Tiere haben sich bereits vermehrt und der Bestand ist auf 50 Tiere angewachsen. Bis 2028 sollen insgesamt 100 Wisente aus europäischen Zoos für den Aufbau einer stabilen Herde in Aserbaidschan landen. ■