Es ist ein Drama, das sich kurz vor Mitternacht auf dem S-Bahnhof Plänterwald abgespielt hat. Ein Mann, der offenbar auf eine Bahn gewartet hatte, bricht plötzlich zusammen. Fast alle schauen weg. Nur einer hilft. Doch auch sein beherztes Eingreifen kann den Mann nicht mehr retten.
Was war passiert? Der Ersthelfer schildert dem KURIER-Blaulicht-Fotografen Morris Pudwell die Geschichte so: Er habe in der S-Bahn gesessen, sei auf dem Weg von der Arbeit nach Hause gewesen, als er auf einer Bank auf dem S-Bahnhof Plänterwald einen Mann sitzen sah. Dem Mann sei es offensichtlich nicht gut gegangen.
Ersthelfer greift am S-Bahnhof Plänterwald beherzt ein
Dem Ersthelfer sei das aufgefallen. Er sei extra aus dem Zug ausgestiegen, habe ihn angesprochen und gefragt, ob alles in Ordnung sei. Als Antwort habe er noch bekommen, dass seinem Gegenüber „sehr unwohl“ sei. Nur noch wenige Worte konnten die beiden wechseln, da ging der Mann schon zu Boden, fiel dem Helfer regelrecht in die Arme.
Die S-Bahn aber fuhr weiter, niemand, der ausstieg, kümmerte sich, niemand weiter stieg mit aus. Der Bahnhof war plötzlich menschenleer. Der Helfer zögerte nicht, er zückte sein Telefon und alarmierte die 112. Dort bekam er genaue Anweisungen, was zu tun ist.

Nachdem keine Atmung und kein Puls festgestellt werden konnten, ging der Disponent aus der Leitstelle dazu über, eine Laienreanimation mit dem Ersthelfer einzuleiten. Das Telefon stellte der Mann auf Lautsprecher, legte es ab und folgte genau den Anweisungen.
„1, 2, 3, 4 – das machen Sie gut, halten Sie durch, der Rettungswagen ist schon in der Köpenicker Landstraße ...“, schallte es über den leer gefegten Bahnhof. Der Helfer reanimierte den Mann unermüdlich, bis zum Eintreffen der Rettungskräfte, keine zehn Minuten später.
Danach ging es für unerfahrene Zuschauer hektisch zu, dabei saß jeder Handgriff der Notfallsanitäter und der Notarztbesatzung. Nur wenige Sekunden nach dem Eintreffen der Sanitäter wurde eine mechanische Reanimationshilfe („Corpuls cpr“) bei dem Mann installiert.
Notarzt kann am S-Bahnhof Plänterwald nur den Tod feststellen
Somit hatten die Retter mehr Hände frei, um Zugänge zu legen und für sonstige Hilfeleistungen. Der Ersthelfer stand noch kurz dabei, sprach mit einem Notfallsanitäter.
„Ich sprach ihn an und wollte wissen, wie es ihm geht und was passiert sei“, berichtet der Fotograf Morris Pudwell dem KURIER. „Er schilderte mir die Geschichte. Er sagte noch sehr mitgenommen: ‚Meinen Feierabend habe ich mir anders vorgestellt.‘ Dann stieg er in die gerade kommende S-Bahn, setzte sich hin und blickte nicht zurück auf die Rettungsmaßnahmen. Die Bahn fuhr ab.“
Gegen 0.22 Uhr wurden die Reanimationsmaßnahmen eingestellt. Der Mann wurde vor Ort von einem Notarzt für tot erklärt. Trotz des beherzten Eingreifens des Ersthelfers hatte er die Nacht nicht überlebt.
Fotograf Morris Pudwell: „Es war trotzdem rührend zu sehen, dass nicht alle an einem offenbar Hilfebedürftigen nur vorbeigehen. Hier hat ein Helfer alles versucht, ein Leben zu retten, war in den letzten Minuten sogar bei dem nun Verstorbenen. Für mich ein ziviler Held.“ ■