Kam die Hilfe zu spät?

Todes-Drama am BER: Karina (†1) atmet nicht mehr +++ Notarzt braucht ewig +++ Kind stirbt

Mehr als 20 Minuten musste die verzweifelte Mutter auf einen Notarzt warten. Ihre Tochter kämpfte in der Zeit ums eigene Leben - und verlor ihn im Krankenhaus.

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Am Flughafen BER kam es in den Herbstferien zu einem dramatischen Zwischenfall.
Am Flughafen BER kam es in den Herbstferien zu einem dramatischen Zwischenfall.Soeren Stache/dpa

Es ist ein fürchterliches Drama, das sich in den Herbstferien am Hauptstadt-Flughafen BER abgespielt hat: Ein kleines Mädchen hört plötzlich auf zu atmen – doch der Notarzt kommt zu spät. Unter Reanimations-Bedingungen kommt Karina (1) schließlich in eine Klinik. Dort gibt es die schrecklichste Nachricht.

Nur wer selber Kinder hat, kann wirklich nachempfinden, was es für fürchterliche Minuten für die Mutter gewesen sein müssen. Als sie am 27. Oktober mit ihrem gerade einmal einjährigen Kind aus einem Flieger aus der Türkei steigt, geht es dem Mädchen zusehends schlechter. Der absurde Tipp der Flughafen-Mitarbeiter: Die Mutter solle erstmal die Passkontrolle durchlaufen und ihr Gepäck abholen.

Kleinkind kollabiert am Flughafen BER

Für das Kleinkind eine fatale Entscheidung. Der Zustand verschlechtert sich weiter. Erst am Infopoint des Terminal 1 bekommt die Mutter erste Hilfe. Mehrere Flughafen-Mitarbeiter wählen binnen drei Minuten den Notruf. Da bekommt das Mädchen schon keine Luft mehr. So geben es die Hilfe-Rufenden auch weiter.

Während normalerweise sofort ein Notarzt geschickt würde, passiert das laut Augenzeugen in diesem Fall nicht. Weitere fünf Minuten später – das Kind ist schon blau-grau angelaufen – erkennen Bundespolizisten offenbar den Ernst der Lage, rufen erneut die Feuerwehr und beschreiben eine akute Reanimationspflicht!

Karina (1) starb einen Tag nach ihrem ersten Geburtstag. Hat die Rettungskette am BER zu lange gebraucht?
Karina (1) starb einen Tag nach ihrem ersten Geburtstag. Hat die Rettungskette am BER zu lange gebraucht?zVg

Ein Passagier, der Arzt ist, beginnt mit der Reanimation. Wenig später treffen die zuerst losgeschickten Rettungssanitäter ein. Ein Notarzt, der auch einen Luftröhrenschnitt machen und künstliche Beatmung hätte anlegen können, fehlt weiterhin. Er wird von den Rettungssanitätern nach drei Minuten nachgefordert und braucht noch einmal neun Minuten. Eine weitere Minute später ist ein zweiter Notarzt da. Erst rund zwanzig Minuten nach dem ersten Notruf! Zu spät?

Flughafen BER weist Vorwürfe zurück

Das Kind wird nach Informationen der für Notarzt-Einsätze am BER zuständigen Leitstelle der Brandenburger Feuerwehr in Cottbus „unter Reanimation“ ins Krankenhaus gebracht.

Kam die entscheidende Hilfe womöglich zu spät? Ein Vorwurf, den eine Sprecherin des Flughafens (die BER-eigene Wache ist zuständig für Sanitäter-Einsätze) in der B.Z. zurückweist: „Der zeitliche Ablauf entspricht allen Vorgaben.“

Die Feuerwehr erklärt: Aus der ersten Meldung sei eine akute Lebensgefahr nicht ableitbar gewesen, bei der Nachalarmierung die vorgeschriebene Hilfsfrist (15 Minuten) eingehalten worden. 

Für die Mutter sind es Aussagen, die nicht zu begreifen sind. Sie berichtet dem KURIER, dass die Ärzte im Krankenhaus noch 40 Minuten um das Leben ihrer kleinen Karina gekämpft hatten. Dann die schreckliche Nachricht: Das Mädchen ist tot. Einen Tag nach ihrem ersten Geburtstag verstirbt die Kleine. Und es bleibt die Frage: Hätte sie gerettet werden können, wenn der Notarzt schneller vor Ort gewesen wäre?