In Altwarp, einem abgelegenen Dorf am Stettiner Haff, prallen Welten aufeinander: Auf der einen Seite das gebildete Ehepaar Klaus Meyer und Eric Cabri, das hier ein kunstvoll renoviertes Landhaus als Sommerresidenz nutzt. Auf der anderen Seite der Motorradclub Riding Skulls, dessen Präsenz mit schwarzer Plane und Videokameras das Dorfbild dominiert. So in etwa beschreibt der „Tagesspiegel“ die Situation vor Ort. Was wie eine skurrile Nachbarschaftsgeschichte beginnt, endet vor Gericht – mit Bewährungsstrafen, tätlichen Übergriffen und tiefen Rissen durch die Dorfgemeinschaft.
Bereits beim Einzug 2017 zeigt sich, dass Meyer und Cabri hier nicht mit offenen Armen empfangen werden, schreibt der „Tagesspiegel“ (Bezahlschranke). Statt Brot und Salz gibt es eine Forderung: Respekt. Die Clubmitglieder, erkennbar angetrunken, machen von Anfang an klar, wer hier das Sagen hat.
Was folgt, ist eine Spirale aus Feindseligkeiten, die in der dörflichen Abgeschiedenheit eskaliert. Beschimpfungen, eingeworfene Fensterscheiben, dröhnender Rechtsrock und ein Überfall – das ist der Alltag, mit dem das Ehepaar leben muss, so das Blatt.
Der Motorradclub Riding Skulls ist seit zwei Jahrzehnten fest in Altwarp verwurzelt. Ihr Vereinsheim gleicht einer Festung, direkt gegenüber von Meyer und Cabris Landhaus. Offiziell treten die Biker als Veranstalter von Familienfesten und Musikfestivals auf, doch hinter der Fassade würde es brodeln.
Schwule Berliner bekommen vom Dorf null Unterstützung
Gewalt und Einschüchterung gehören zum Repertoire. Ein Corona-Party-Eklat mit Angriffen auf die Polizei und eine Halloween-Messerstecherei unter den Bikern sind nur einige der Vorfälle, die das Bild der „harmlosen Rocker“ konterkarieren.
Währenddessen stoßen Meyer und Cabri bei den Dorfbewohnern zunehmend auf Ablehnung. Unterstützung? Fehlanzeige. Stattdessen geraten sie nach einem öffentlichen Bericht über den Überfall selbst ins Visier: Sie hätten sich alle Sympathien im Dorf verspielt, lautet die Nachricht eines Nachbarn.

Bürgermeister Jan Herzfeld versucht, die Lage zu entschärfen und stuft den brutalen Angriff auf Cabri als private Auseinandersetzung ein. Vom Motorradclub selbst sei keine Gefahr zu erwarten, versichert er im „Tagesspiegel“. Doch wie sicher fühlen sich Meyer und Cabri wirklich?
März 2021: Nach einem Ausflug werden Meyer und Cabri auf der Heimfahrt von einem Auto bedrängt. Am Steuer: Mirko D., Präsident der Riding Skulls. Die Situation eskaliert, als D. die beiden bis zu ihrem Grundstück verfolgt. Dort schlägt er Cabri brutal zusammen, während ein weiterer Biker Meyer festhält. Niemand greift ein. Als ein Auto vorbeifährt, zeigt der Fahrer lediglich einen Daumen nach oben.
Schwule Berliner erstreiten Entschädigung
Die Justiz spricht ein Urteil: Ein Jahr auf Bewährung und 3000 Euro Entschädigung für Cabri. Doch der Fall hinterlässt Spuren – nicht nur bei den Opfern, sondern auch in der dörflichen Gemeinschaft. Dass der Angriff offenbar geplant war, wie Chat-Protokolle der Biker zeigen, wirft weitere Fragen auf. Man müsste nach einer endgültigen Lösung finden, heißt es darin.

Das Landhaus der Meyers gleicht einem Museum: Skulpturen, Gemälde und ein prachtvoller Garten ziehen Touristen an. Doch das harmonische Bild wird überschattet von den ständigen Spannungen mit den Nachbarn.
Die Riding Skulls, deren Mitglieder von Handwerkern bis zu Geschäftsleuten reichen, dominieren nicht nur die Straße, sondern auch die Erzählung des Dorfs. Meyer und Cabri sind für viele keine Opfer, sondern Störenfriede.
Trotz allem wollen sie bleiben –„um mich wirklich einzuschüchtern, muss man mich schon tot schießen“, sagt Cabri kämpferisch im „Tagesspiegel“. Ihre Liebe zu Altwarp und der Kunst ist ungebrochen. Doch eins ist auch klar: Der Frieden am Stettiner Haff hat unübersehbar tiefe Risse.
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