Bald Schluss mit Kebab?

Mega-Zoff: Türkei will Berliner Döner verbieten – DAS ist der Grund

Der „Döner Kebab“ ist aus Berlin nicht mehr wegzudenken. Und doch sind die mehr als 1000 Dönerläden in Berlin bedroht.

Author - Veronika Hohenstein
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Die Türkei beantragte bei der EU den Schutz des Döners als „traditionelle Spezialität“, was Deutschland wegen möglicher Einschränkungen der Vielfalt kritisch sieht. Die EU prüft Einsprüche, eine Entscheidung steht noch aus.
Die Türkei beantragte bei der EU den Schutz des Döners als „traditionelle Spezialität“, was Deutschland wegen möglicher Einschränkungen der Vielfalt kritisch sieht. Die EU prüft Einsprüche, eine Entscheidung steht noch aus.Bihlmayerfotografie/imago

Der Döner gehört zu Berlin wie die Currywurst – ein fester Bestandteil des Stadtlebens und Kulturgut zugleich. Doch nun könnte ein Streit zwischen zwei Ländern um den Schutz des Dönernamens die Berliner Imbisskultur erschüttern. Es geht hier um großpolitische Fragen! Denn die türkische Regierung fordert europaweite Regeln, die dem Döner seinen Status als türkische Spezialität sichern sollen. Aber was bedeutet das für die Hauptstadt und ihre über 1000 Dönerläden?

Aber der Reihe nach: Die türkische Regierung will den Döner europaweit als traditionelle türkische Spezialität schützen lassen – mit strengen Auflagen. Der Antrag, den Döner Kebab als „garantiert traditionelle Spezialität“ von der EU anerkennen zu lassen, wurde im April 2024 bei der Europäischen Kommission eingereicht.

Döner-Konflikt: Bedroht der Schutz einer Spezialität das Berliner Kultgericht?

Im Antrag wird verlangt, dass der Döner, wie wir ihn kennen, strengen Regeln unterliegen soll – ähnlich wie die Pizza aus Neapel oder der spanische Serrano-Schinken.

Ein Mitarbeiter eines Berliner Döner-Schnellimbisses füllt eine Dönertasche – der Döner ist weit mehr als ein Snack, er steht für Vielfalt und kulinarische Identität in der Hauptstadt, oder was denken Sie?
Ein Mitarbeiter eines Berliner Döner-Schnellimbisses füllt eine Dönertasche – der Döner ist weit mehr als ein Snack, er steht für Vielfalt und kulinarische Identität in der Hauptstadt, oder was denken Sie?IMAGO/FotoPrensa

Der Antrag für den Döner als „garantiert traditionelle Spezialität“ (g.t.S.) zielt darauf ab, die traditionelle Art der Zubereitung des Döners – insbesondere als Fleisch am Spieß mit bestimmten Gewürzen – unabhängig vom geografischen Ort zu schützen.

Nur wer sich an die Vorgaben hält, dürfte dann auch noch den Namen „Döner Kebab“ verwenden. Die in Berlin beliebte Version im Fladenbrot mit Salat, Soßen und Gewürzen würde dann wohl durchs Raster fallen. Denn der klassische türkische Döner ist reines Fleisch am Spieß mit Gewürzen.

Aber wie wir die Berliner kennen, lassen die sich nicht alles einfach so gefallen … „Der Döner gehört zu Deutschland. Seine Vielfalt spiegelt die kulturelle Vielfalt unseres Landes wider – und das muss erhalten bleiben“, sagte ein Sprecher des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft.

Berliner Imbissbude mit Döner und Currywurst an der Rankestraße in Charlottenburg – ein Sinnbild für die multikulturelle Streetfood-Szene der Hauptstadt.
Berliner Imbissbude mit Döner und Currywurst an der Rankestraße in Charlottenburg – ein Sinnbild für die multikulturelle Streetfood-Szene der Hauptstadt.IMAGO/Schöning

Döner zählt zu den beliebtesten Fast-Food-Gerichten

Und ein Blick auf die Fakten zeigt auch tatsächlich, dass der Berliner Döner in den 1970ern von türkischen Gastarbeitern erfunden wurden, die aus dem traditionellen Gericht einen praktischen Imbiss für unterwegs machten. Oder zumindest wird die Entstehung des Berliner Döners in den 1970er-Jahren häufig dem damaligen Gastarbeiter Kadir Nurman zugeschrieben.

Der Döner ist in Deutschland ein bedeutendes Geschäft. Heute gibt es mehr als 1000 Dönerläden in der Hauptstadt und er zählt zu den beliebtesten Fast-Food-Gerichten des Landes. Jährlich werden in Deutschland mit Kebab nach Angaben des Vereins der Türkischen Dönerhersteller in Europa rund 2,3 Milliarden Euro umgesetzt. Für viele ist der Döner nicht nur ein Gericht, sondern auch ein Symbol der deutsch-türkischen Verbindung.

Aktuell prüft die EU-Kommission die eingegangenen Einsprüche, darunter Bedenken aus Deutschland, dass eine Anerkennung die Vielfalt des Döners einschränken könnte. Die endgültige Entscheidung steht noch aus, aber könnte in den kommenden Monaten zu erwarten sein.

Ob es wirklich zum großen Döner-Streit kommt oder ein Kompromiss gefunden wird, bleibt abzuwarten. Aber eines steht fest: Die Berliner lieben die Döner-Buden der Stadt!

Liebe KURIER-Leser, was denken Sie? Soll der Döner als „traditionelle Spezialität“ geschützt werden, um seine Ursprünge zu bewahren – oder verliert damit auch Berlin an Identität? Schreiben Sie uns ihre Meinung an leser-bk@berlinerverlag.com – wir freuen uns! ■