Kein Job für Feiglinge

Streifenpolizistin Britta: Das Wort ist ihre wichtigste Waffe

Oberkommissarin Britta Höffken (25) arbeitet in Berlin-Prenzlauer Berg. Sie kümmert sich um häusliche Gewalt, Fahrzeugkontrollen, Silvesterkrawalle.

Teilen
Die Polizeioberkommissarin Britta Höffken muss im täglichen Streifendienst Mut zeigen.
Die Polizeioberkommissarin Britta Höffken muss im täglichen Streifendienst Mut zeigen.Markus Wächter

Es ist so gefährlich geworden auf Berlins Straßen: Im vergangenen Jahr wurden in der Hauptstadt fast 1800 Polizistinnen und Polizisten bei Einsätzen verletzt, viele davon schwer. Der Job ist also alles andere als gemütlich, und trotzdem entscheiden sich Menschen immer wieder bewusst für diesen Beruf. Eine davon ist Britta Höffken.

Die 25-Jährige arbeitet als Polizeioberkommissarin im Einsatzdienst des Abschnitts 15 in Prenzlauer Berg. Der Bezirk, bekannt für seine Partyszene rund um Mauerpark und Kulturbrauerei, verzeichnet zahlreiche Einsätze – im Schnitt 42 pro Tag, und das für etwa 105.000 Einwohner.

Für Höffken, die in der „Berliner Zeitung“ porträtiert wurde, ist jeder Tag ein Drahtseilakt. Verkehrsunfälle und Ladendiebstähle gehören ebenso zu ihrem Alltag wie der Kontakt mit psychisch kranken oder aggressiven Menschen, oft Drogenabhängige oder Obdachlose, die andere belästigen.

Auch Verkehrskontrollen gehören zum Polizeialltag.
Auch Verkehrskontrollen gehören zum Polizeialltag.Sabine Gudath/imago

Besonders heikel sind Begegnungen mit Menschen, deren Stimmungen sprunghaft wechseln. Höffken erinnert sich an eine Situation, in der eine Frau ausrastete und sie trotz Fesselung im Krankenwagen trat – eine bedrohliche Lage, die jederzeit eskalieren kann.

Hausbesuche wegen häuslicher Gewalt sind für sie ebenso Routine wie Nervenkitzel. Oft geht hinter verschlossenen Türen Gewalt von Männern aus, und Polizisten betreten die Wohnung, ohne genau zu wissen, was sie erwartet. Auch das Gegenteil kommt vor, wenn etwa die Opfer ihre Partner verteidigen und Polizisten angreifen.

Bei Oberkommissarin Britta Höffken wird es oft brenzlig

Die Ungewissheit über die Größe und das Aggressionspotenzial des Täters macht solche Einsätze zu einer Herausforderung, bei denen Höffkens Puls oft in die Höhe schnellt. „Richtig brenzlig wird es, wenn man vor der Tür steht und mitbekommt, wie drinnen noch auf eine Partei eingeschlagen wird und wir entscheiden müssen: Was machen wir? Man weiß nicht: Wie groß ist der Mensch? Wie aggressiv reagiert er uns gegenüber?“, sagt sie in der „Berliner Zeitung“.

„Man klopft dann etwas lauter an, und manchmal hören sie auf. Wenn sie nicht aufhören, dann müssen wir uns überlegen, wie wir schnellstmöglich reinkommen – im Zweifelsfall jemanden mit einer Tür-Ramme holen oder die Tür selbst eintreten.“

Selbst alltägliche Einsätze wie Lärmbelästigungen bergen Gefahren, besonders bei privaten Partys, bei denen Alkoholeinfluss und Aggressionen die Situation unberechenbar machen. Sind die Polizeikräfte vor Ort in der Unterzahl, wird Verstärkung angefordert, was in der Nachtschicht oft dauert. Abschnitt 15 hat nachts nur zwei bis drei Einsatzwagen für ein Gebiet mit über 100.000 Menschen.

Einprägsam für die Polizistin war das letzte Silvester, als Berlins Straßen von bürgerkriegsähnlichen Szenen geprägt waren. Um die Einsatzkräfte zu schützen, rückte die Polizei mit einem Großaufgebot an – auch Britta Höffken war mittendrin.

Nachts macht Höffken regelmäßig Fahrzeugkontrollen

Besonders gefährlich wirkte ein Mann mit einer täuschend echt aussehenden Schreckschusspistole. Die Situation eskalierte, Höffken zog ihre Dienstwaffe und forderte ihn auf, seine Waffe fallenzulassen. Erst später stellte sich heraus, dass es sich „nur“ um Leuchtmunition handelte, die aber ebenso schwere Verletzungen verursachen kann.

Nachts macht Höffken regelmäßig Fahrzeugkontrollen, die immer eine gewisse Unsicherheit mit sich bringen. Besonders brenzlig wird es, wenn sie Verdacht auf Drogen- oder Einbruchsdelikte hat. Erinnerungen an Kollegen, die bei Verkehrskontrollen im Saarland erschossen wurden, sind immer präsent. Das deutschlandweite Einsatztraining wurde seither verschärft, und auch Höffken achtet darauf, in kritischen Momenten stets die Hand an der Waffe zu haben.

Für Britta Höffken sind verbale und körperliche Angriffe beinahe Alltag, doch sie lässt sich davon nicht unterkriegen. Beschimpfungen steckt sie weg, körperliche Übergriffe weiß sie mit Thai-Boxen-Techniken abzuwehren – doch das Wichtigste bleibt für sie die richtige Wortwahl. Das Wort ist ihre wichtigste Waffe, betont sie, und sie schafft es damit oft, Situationen zu entschärfen, bevor sie eskalieren. ■