Landeseigene Vermieter

Der Heiz-Hammer: Diese krassen Summen mussten Berliner nachzahlen

Schlechte Nachrichten für Mieter: Mit der nächsten Betriebskostenabrechnung kommt der nächste Schock. Denn die Preise für Fernwärme stiegen 2024 weiter. Dazu: Was tue ich, wenn ich nicht zahlen kann?

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Das Heizen in Berlin wird immer teurer. Viele Berliner müssen Betriebskosten nachzahlen.
Das Heizen in Berlin wird immer teurer. Viele Berliner müssen Betriebskosten nachzahlen.Fabian Sommer/dpa

Zu Hause bibbern oder viel Geld für die Heizkosten nachzahlen: Diese Entscheidung macht immer mehr Berlinern zu schaffen. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes mussten in der vergangenen Winterperiode über 300.000 Berliner Haushalte aus Kostengründen in einer deutlich zu kalten Wohnung überwintern. Und wer nicht frieren wollte, bezahlte diese Entscheidung teuer. Allein in den Wohnungen der landeseigenen Wohnungsunternehmen mussten über 90.000 Mieter bis zu 3500 Euro an Betriebskosten nachzahlen – vor allem für die Heizung und Warmwasser.

Am stärksten betroffen: die Howoge-Mieter. Mehr jeder Dritte (26.927) musste hier im abgelaufenen Jahr Betriebskosten nachzahlen. Das geht aus der Antwort der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung auf eine kleine Anfrage des Linken-Abgeordneten Niklas Schenker hervor. Auch auch bei den anderen landeseigenen Wohnungsunternehmen sind Zehntausende Berliner betroffen. Stadt und Land: 20.394 Mieter, WBM: 11.786, Gesobau: 11.834, Degewo: 13.634, Gewobag: 13.847.

Heizkosten: Tausende haben noch nicht nachgezahlt

Erfasst werden die Nachzahlungen in vier Kategorien: 1 bis 500 Euro, 501 bis 1500 Euro, 1501 bis 3500 Euro und besonders krass: über 3500 Euro. Ein Großteil der Betroffenen hat es inzwischen geschafft, die Nachforderungen zu bezahlen. Es gibt aber auch immer noch Tausende unbeglichene Rechnungen. Die Gründe dafür sind verschieden: Fristen laufen noch, Einsprüche gegen die Nachzahlungen. Vielen fehlt schlichtweg aber auch das Geld, um die extremen Nachforderungen zu begleichen.

Die Howoge meldet die meisten nicht beglichenen Forderungen. Bei 3255 Mietern stehen noch Zahlungen bis zu 500 Euro aus, 1239 Mieter müssen noch 501 bis 1500 Euro nachzahlen. Dazu kommen 181 Mieter in der Kategorie bis 3500 Euro und 19 in der Kategorie über 3500 Euro. Bei der Gesobau liegt die der säumigen Zahler bei über 1500, bei Stadt und Land bei knapp 1000 und bei der Gewobag bei 575. WBM und Degewo haben hier keine Angaben gemacht.

Die Schornsteine qualmen:  Das Kraftwerk Rummelsburg ist ein wichtiger Lieferant von Fernwärme für den Ostteil Berlins.  Im Mai 2017 wurde es auf eine Verfeuerung mit Erdgas umgestellt.
Die Schornsteine qualmen: Das Kraftwerk Rummelsburg ist ein wichtiger Lieferant von Fernwärme für den Ostteil Berlins. Im Mai 2017 wurde es auf eine Verfeuerung mit Erdgas umgestellt.Marius Schwarz/imago

Was tue ich, wenn ich nicht zahlen kann? Alle landeseigenen Wohnungsunternehmen (LWU) bieten Mietern kurzfristige Stundungen über einen bis drei Monate, um etwa Anträge auf Übernahme von Nebenkostennachforderungen bei den entsprechenden Ämtern zu beantragen.„ Sollte eine Übernahme durch staatliche Stellen nicht möglich sein, vereinbaren grundsätzlich alle LWU mit ihren Mieterinnen und Mietern kulante Zahlungsvereinbarungen, überwiegend in Form von Ratenzahlungen“, heißt es in der Antwort auf die kleine Anfrage.

Fernwärme-Preise steigen weiter

Die Gewobag weist betroffene Mieter auf die Hilfsangebote des Landes und Bundes oder auch die (einmalige) komplette oder anteilige Zahlungsübernahme des Jobcenters hin. Besonders wichtig: Letztere kann durch Geringverdienende auch dann in Anspruch genommen werden, wenn grundsätzlich keine Leistungen von einem Amt bezogen werden.

Bei Stadt und Land haben 657 Mieter eine Stundungsvereinbarung getroffen, um die Nachzahlungen abzustottern. Bei der Howoge sind es 266, bei der Gesobau 264. Und die Betriebskostenabrechnung für 2024 wird bei den meisten nicht viel besser aussehen. Denn ein Großteil der landeseigenen Wohnungen wird mit Fernwärme beheizt. Und hier sind die Kosten gegen den Trend weitergestiegen – um rund 20 Prozent. Bei zehntausenden Mietern wurden deshalb im vergangenen Jahr die Betriebskosten-Vorauszahlungen erhöht – allein 44.765-mal bei der Degewo und 24.353-mal bei der WBM. ■