Zoff ums Feuerwerk

Debatte um das Böllerverbot: „Kann das Gejammer nicht mehr hören!“

Jedes Jahr sorgt das gleiche Thema für Zoff im Dezember: Die einen wollen Feuerwerk abschaffen, die anderen an der Tradition festhalten. Was sagen unsere Leser?

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Böllern oder nicht böllern? Das ist eine Frage, über die seit Jahren erbittert gestritten wird
Böllern oder nicht böllern? Das ist eine Frage, über die seit Jahren erbittert gestritten wirdMarius Schwarz/imago

Nur noch wenige Wochen bis zum Jahreswechsel – und schon entzündet sich ein alter Zoff völlig neu! Jedes Jahr im Dezember wird eifrig über Sinn und Unsinn von Silvesterfeuerwerk diskutiert. Die einen hassen die Böllerei und würde sie am liebsten abschaffen, andere berufen sich auf Traditionen. Zwei Lager, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten! Petitionen werden gestartet, Streits in den Kommentarspalten der sozialen Netzwerke geführt. Auch der KURIER berichtete vor ein paar Tagen über die Böller-Debatte – und die Einschränkungen, die in Berlin zum Jahreswechsel geplant sind. Was sagen unsere Leser dazu? Hier sind ein paar der Redaktionen.

Bis Silvester dauert es noch eine Weile – doch schon jetzt kracht es gewaltig. Der Grund ist, wie in jedem Jahr, das Feuerwerk. Die einen können es kaum erwarten, den Nachthimmel mit Raketen und Feuerwerksbatterien zum Strahlen zu bringen – doch andere würden das private Silvesterfeuerwerk am liebsten verbieten. Ein Streit, den es seit Jahren gibt. Und der die Gesellschaft in zwei Lager spaltet. Etliche Petitionen wurden beispielsweise im Netz ins Leben gerufen – manche für ein Verbot, manche dagegen. Und so unterschiedlich die Ansichten auch sind, so unterschiedlich sind die Reaktionen, die der KURIER zur Böller-Debatte bekommen hat.

Debatte um das Böllerverbot: Das sagen die KURIER-Leser zum Thema Feuerwerk!

Vor ein paar Tagen berichteten wir über die Debatte – und auch darüber, was Berlin für den kommenden Jahreswechsel plant. Im vergangenen Jahre wurden der Alexanderplatz, der  Schöneberger Steinmetzkiez und der Bereich Sonnenallee, Friedel-/Reuter-/Pannier-/Tellstraße, wo es zum Jahreswechsel 2022/2023 zu heftigen Ausschreitungen bekommen war, zu Böller-Verbotszonen gemacht. Auch in diesem Jahr dürften Bereiche am Alex, in Schöneberg und an der Neuköllner Sonnenallee zu Verbotszonen erklärt werden. Davon gehen Experten schon jetzt aus. Außerdem soll es weitere Maßnahmen geben: Polizei und Ordnungsämter wollen an den drei Verkaufstagen (28. – 31. Dezember) unter anderem ganz genau die Läden kontrollieren, „um den sicheren Gebrauch erlaubter Produkte zu gewährleisten“, teilte die Senatsinnenverwaltung mit.

Brauchen wir ein Feuerwerks-Verbot? Darüber gehen die Meinungen auseinander. „Die Tradition für Silvester Feuerwerk sollte man aufrechterhalten“, schreibt etwa ein Leser dem KURIER. „Das Gejammer um die Umwelt, Tierleid usw. kann ich nicht mehr hören.“ Wie sehr etwa Hunde und Wildtiere unter der Geräuschkulisse in der Silvesternacht leiden und wie viel Feinstaub durch das Feuerwerk in die Luft gepustet wird – diese Argumente zählen zu den am häufigsten hervorgebrachten im Kampf gegen die Pyrotechnik. Aber: „Zu Zeiten, wo Kriege herrschen, juckt es niemanden, was da mit der Umwelt passiert!“

In der Silvesternacht wird der Himmel über Berlin zum Leuchten gebracht. Die einen lieben das Feuerwerk, andere würden es gern abschaffen.
In der Silvesternacht wird der Himmel über Berlin zum Leuchten gebracht. Die einen lieben das Feuerwerk, andere würden es gern abschaffen.Paul Zinken/dpa

Auch zu den Böller-Verletzungen, die immer wieder passieren, hat er eine klare Meinung. „Zugelassenes Feuerwerk ist sicher, wenn man sich an die Gebrauchsanleitung hält – da sprengt man sich auch keine Hand mit ab“, schreibt der Leser. „Natürlich kann es auch Unfälle mit regulären Feuerwerksartikeln geben. Aber das gibt es ja mit vielen Dingen.“ Mit Küchenmessern könne man sich etwa auch die Finger abschneiden. „Sollen diese auch verboten werden?“ Er macht sich stark für das Feuerwerk. „Ich feiere Silvester seit Jahren in Italien und genieße das Feuerwerk am Gardasee. Da gibt es das ganze Jahr über Großfeuerwerk und die Urlauber mögen es – komisch, dass die meisten Urlauber Deutsche sind.“

Zu Zeiten, wo Kriege herrschen, juckt es niemanden, was da mit der Umwelt passiert!

KURIER-Leser zum Böllerverbot

Für manche Feuerwerks-Fans ist es nur schwer zu ertragen, dass alle für die Unvernunft und Dummheit einzelner leiden sollen. „All die Leute, die gern und vernünftig ihr Feuerwerk zu Silvester zünden, werden bestraft wegen … Naja, wir wissen alle, wer sich da zu Silvester nie benehmen kann“, schreibt ein Nutzer auf Facebook. Ein anderer hält ein Verbot für Stuss, schreibt er. „Alle, die brüllen: Zieht in ein Land, wo an Silvester nicht geböllert wird!“ Ein Leser schreibt, die Debatte sei jedes Jahr die gleiche. „Aber es wird Feuerwerk geben, egal was da kommt.“ Wer ein Verbot vorschlage, solle mal darüber nachdenken, wie viele Menschen mit Raketen und Co. bewusst umgehen, ohne jemanden zu gefährden. „Und man sollte auch mal überlegen, was da alles dran hängt – was für Jobs, Familien, Arbeitsplätze …“ Und einer schreibt: „Die Knallerei gehört zu Silvester, das und war schon immer so. Dann würden also die Feuerwerkshersteller darunter leiden und das haben die ganz sicher nicht verdient.“

Immer wieder passieren auch Unfälle, weil mit Feuerwerk nicht richtig umgegangen wird. Aber: Sollte die Knallerei deshalb verboten werden?
Immer wieder passieren auch Unfälle, weil mit Feuerwerk nicht richtig umgegangen wird. Aber: Sollte die Knallerei deshalb verboten werden?Michael Schulz/imago

Doch es gibt auch zahlreiche Gegenstimmen. Eine Frau schreibt, ein Verbot sei längst überfällig. „In anderen Ländern usus und alle haben trotzdem Spaß... es gibt durch Lasershows. Zu viele Verletzte, Tote, Menschen und besonders Tiere durch Böller und Feuerwerke. Umweltverschmutzung! Es kann doch nicht sein, dass für die meisten Silvester die schlimmste Nacht im Jahr ist!“ Eine Frau schreibt, ihr sei schonmal der Balkon von einer gelandeten Rakete abgebrannt. „Kam nachhause mit zwei kleinen Kindern und ich hatte eine Treppentür als Wohnungstür drin“, schreibt eine Frau auf Facebook. „Innen alles nass vom Löschen. Tolles neues Jahr! Ich wäre froh wenn es aufhört. Habe immer Angst einer schmeißt einen Knaller aus dem höherem Stockwerk und es explodiert etwas unten wo ich stehe.“ Außerdem könne sie dann mit dem Hund raus – und er müsse nicht die ganze Nacht „das Pullern unterdrücken“.

Viele Hundehalter sind gegen die Knallerei an Silvester – weil ihre Tiere leiden

Überhaupt sind es oft Hundehalter, deren Lieblinge in der Nacht der Nächte leiden. „Wir würden ein generelles Böllerverbot begrüßen, da wir zu den Jahreswechseln gezwungen sind, wegen unseren Hunden, die auf die Knallerei stark reagieren, zu verreisen“, schreibt eine Leserin in einer E-Mail an unsere Redaktion. Und eine Frau schreibt: „Wir haben zwei Hunde, die schon jetzt, Anfang Dezember, wieder sehr unter dem allabendlichen Geknalle leiden. Sobald es dämmert, geht es los, manchmal sogar bereits am hellichten Tag. Jeder Freitag-, Samstag- und Sonntagabend fühlt sich unterdessen an wie früher Silvester.“ Schlimmer werde es an den Verkaufstagen. „Dieses Jahr werden wir über Silvester und die Tage um Silvester herum aus Berlin flüchten. Die Böllerei scheint jedes Jahr schlimmer zu werden und die Hunde sind tagelang völlig panisch und verstört.“

Ob es wirklich irgendwann ein Böllerverbot geben wird und er Verkauf von Pyrotechnik an Privatpersonen abgeschafft wird? Das wird sich zeigen. In jedem Fall dürfte wie bei vielen Dingen auch hier die Umsetzung problematisch werden. In Städten wie Berlin flächendeckende Kontrollen umzusetzen – viele haben Zweifel daran, dass das klappen könnte. Erst recht bei der Nähe zum Nachbarland: Schon jetzt schaffen es Pyro-Idioten immer wieder, illegales Feuerwerk aus Polen oder Tschechien zu importieren, ohne aufzufliegen.

Was sagen Sie zu Silvesterfeuerwerk und der Debatte um das Böllerverbot? Schicken Sie uns Ihre Meinung an wirvonhier@berlinerverlag.com – wir freuen uns auf Ihre Zuschriften! ■