Die Sex-Messe Venus im Westen, Ostprodukte in Karlshorst: Berliner, die auf guten Geschmack stehen, wissen wohin sie an diesem Wochenende hingehen. Klar, auf die Ostpro Berlin, die ab diesem Freitag bis Sonntag auf der Trabrennbahn zu erleben ist. Und da gibt es nicht nur Altbewährtes aus der DDR. Viele Produkte und auch Händler feiern auf der Schau ihre Premiere. Die Neuen von der Ostpro: Der KURIER stellt sie vor.
Bevor der große Trubel losgeht, haben sich die KURIER-Reporter schon auf der Ostprodukten-Messe umgeschaut. Wenn am Vortag die Stände aufgebaut werden, Händler hektisch vor der Tribünenhalle der Trabrennbahn auf Karren ihre Waren aus den Transportern holen. Da trifft man viele alte Bekannte, wie Ostpro-Chefin Ramona Oteiza.

„Es gibt allerhand zu tun, 60 Stände müssen aufgebaut werden, wenn ab Freitag wieder die große Schau beginnt“, sagt sie. Vor allem freut sie sich, dass neben Altbewährten wie Rotstern-Schokolade oder Süßes von Komet auch so mancher Händler oder ein Produkt an diesem Wochenende seine Premiere auf der Ostpro feiern wird.
Mit einer Premiere geht es am Stand von Bärbel Lay (53) und Olaf Hölzel (61) gleich los. Denn das Händler-Paar ist ein West-Ost-Gespann. Lay kommt aus dem Schwabenland, Hölzel ist gebürtiger Leipziger. So was gab es auf der Ostpro noch nie. „Mich hatte es nach Potsdam verschlagen, war als Unternehmensberaterin für einen DDR-Laden zuständig“, sagt Lay. „Ich war so von den Produkten begeistert, wie sich die Firmen durch schwere Zeiten durchkämpften und überlebt haben.“
Auch eine Premiere: Ein Ost-West-Händlerpaar hat es auf der Ostpro noch nie gegeben
Bärbel Lay beschloss, mit Olaf Hölzel nun selber mit Ostprodukten zu handeln. Für die Ostpro hat sie auch gleich ein neues Produkt im Gepäck. „Wer Filinchen bisher als Knäckebrot kannte, wird staunen“, sagt Lay. „Jetzt gibt es von der Firma tolle, vegane Snacks mit Erbsen, Linsen, Kräuter, Tomaten und Paprika. Für den Fernsehabend, fürs Kino, für den Hunger zwischendurch – die Chips machen süchtig und sind dazu auch noch gesund. Alles vegan.“
Olaf Hölzel hat dagegen Altbekanntes, das auf der Ostpro aber dennoch neu ist – zum Beispiel Himbeer-Brause aus Sachsen. „Da werden bei vielen Kunden Erinnerungen an die Kindheit wach, manche weinen vor Freude, wenn sie bei uns diese Produkte wiedersehen.“

Auch bei der Waldmeister-Brause, die in der DDR recht schnell aus den Regalen verschwand, weil die Rohstoffe nicht vorrätig waren. Bei Hölzel gibt es sie, genauso wie das „Sächsische Vollbier“ („Es durfte nicht Pilsener heißen, weil es nicht aus Pilsen kam.“) und das leckere „Doppel Caramel“-Malzbier, das im Gegensatz zu machen Westprodukten nicht so süß ist, deshalb besser schmeckt.

Altbekannt auf der Ostpro sind die Schaumbäder aus DDR-Zeiten von „Badusan“ (Dresden). Aber auch hier gibt es Neues im Regal. „Die Pastell-Serie – eine Schaumbad Kollektion in verschiedenen Duftnoten im neuen Flaschen. Oder Peeling-Schwämme für das komplette Badevergnügen – wir haben auf der Ostpro stets Premieren für die Berliner dabei“, sagt Marketing-Chef Johannes Gabel (41).
Berlin ist dem Unternehmen ganz wichtig. „Denn währen in anderen Teilen Ostdeutschlands Badusan in den Verkaufsmärkten im Regal stehen, ist es hier noch nicht der Fall.“

Neuigkeiten auf der Ostpro: Wie eine Familie die DDR-Marke Badusan rettete
Und dann verrät Johannes Gabel noch etwas, das für Ostprodukte-Fans garantiert neu ist. „Eigentlich dürfte es Badusan nicht mehr geben. Das Unternehmen war 2008 pleite. Doch mein Vater kaufte es quasi für‘n Appel und ‘nen Ei. Er meinte, dass nicht schon wieder ein DDR-Traditionsunternehmen untergehen sollte. Nun machen wir mit Badusan weiter.“
Royal wird es auf der Ostpro mit Sofia Georgia Burdin (37) aus Berlin. Sie ist die Dressing-Queen auf der Messe, so heißt auch ihre Firma. Ihre selbst hergestellten Dressings mit feinsten Zutaten und frischen Kräutern in edlen Ölen haben keine DDR-Vergangenheit, werden aber im Osten hergestellt – in einer Industrieküche in Berlin-Friedrichshain, in der sich Burdin eingemietet hat, um ihre Produkte zu kreieren.
Im März 2020 hat sie damit begonnen. „Ich habe die Dressings bisher nur privat gemacht. Als ich sie bei einem Freunde-Dinner präsentierte, sagte eine Freundin zu mir: Du bist ja die Dressing-Queen. Und so war die Idee für die eigene Firma geboren.“

Der Renner unter Burdins Produkten ist eine köstliche Paste aus schwarz fermentierten Knoblauch. Dieser schmeckt etwas süßer und sorgt vor allem nach dem Essen, dass man keine Knoblauchfahne hat, so die Dressing-Queen, die auch auf Berliner Märkten zu finden ist.
Ganz traditionell: Auf der Ostpro Berlin wird es weihnachtlich
Nach all den Neuigkeiten wird es auf der Herbst-Ostpro auch wieder mächtig weihnachtlich. Dafür sorgt Dirk Baumgarten (66) aus Chemnitz, der natürlich die in der DDR beliebten Weihnachts- und Adventskalender-Kerzen im Angebot hat.
Da diese Kerzen kein VEB mehr herstellt, macht dies nun Baumgarten. „Ich kaufe Kerzen-Rohlinge und veredele sie mit den weihnachtlichen Mustern, die ich aus Wachs herstelle, auf die Kerzen anbringe und sie dann selber bemale.“ Wann er das macht? „Klar, im Sommer! Wann denn sonst!“

Und wer richtig auf den weihnachtlichen Geschmack kommen will, der finden bei den Annaberger Backwaren das passende – Hutzenkuchen und Stollen aus dem Erzgebirge. „Wir liefern alles weltweit, sogar bis nach China“, sagt Händlerin Wiebke Eschner (60).
Nach ihrer Meinung soll der Annaberger Stollen besser schmecken als der Dresdener. Wer es nicht glaubt – auf der Ostpro Berlin kann man es am Wochenende testen.