Plattenpracht

Ost-Charme für immer: Honeckers DDR-Plattenpracht unter Denkmalschutz!

Von Honecker handverlesen: DDR-Plattenbau in Berlins Mitte wird unter Denkmalschutz gestellt– Betonromantik und Ost-Charme für die Ewigkeit!

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Der Plattenbau in der Torstraße 148–152 gehört zu einem größeren Komplex, der sich bis zur Linienstraße erstreckt. Er ist einer von vielen Plattenbauten, die nun unter Denkmalschutz stehen.
Der Plattenbau in der Torstraße 148–152 gehört zu einem größeren Komplex, der sich bis zur Linienstraße erstreckt. Er ist einer von vielen Plattenbauten, die nun unter Denkmalschutz stehen.Andreas Süss

In den 80er Jahren, als der DDR-Staatschef Erich Honecker plötzlich Berlins Mitte interessant fand, wuchsen zwischen den Altbauten der Spandauer Vorstadt die Altstadtplatten in die Höhe. Vom Dach des Berliner KURIER-Hauses ist genau diese Plattenpracht in Mitte nicht zu übersehen, an der damals Bauarbeiter aus der ganzen Republik arbeiteten.

Sie brechen gegen den typischen Plattenbau ab – statt monotone Betonklötze auf freier Fläche wurden sie zwischen 1984 und 1989 geschickt in die Mitte-Altstadt eingefügt. Auf der Torstraße sind die Gebäude gut zu sehen, wie sie Kriegs- und Baulücken füllten, mit variierenden Höhen, aufgelockerten Fassaden und angepassten Details dort eingebaut wurden. Die Altbauplatte schmiegt sich mit ihrem außergewöhnlichen Äußeren in die historische Umgebung der Ostberliner Mitte ein. Heute kann man sich diesen Plattenbau kaum wegdenken.

DDR-Altbauplatte: Zeugnis der Ost-Berliner Baugeschichte

Und nun, fast 40 Jahre später, stehen diese DDR-Plattenbauten unter Denkmalschutz – wer hätte das gedacht? Jetzt wurden tatsächlich 28 Gebäuden der Altplatte für die Ewigkeit gesichert. Das Berliner Landesdenkmalamt will damit ein Stück Ost-Berliner Baugeschichte bewahren, das in der Hauptstadt fast einzigartig ist. „Nur in Berlin haben wir das große Glück, dass sich herausragende Bauprojekte aus Ost und West an einem Ort erhalten haben“, sagt der Direktor des Landesdenkmalamts Berlin, Christoph Rauhut.

Eine sogenannte Altstadtplatte aus DDR-Zeiten in der Linienstraße am Koppenplatz. Auch dieses Gebäude wird unter Denkmalschutz gestellt.
Eine sogenannte Altstadtplatte aus DDR-Zeiten in der Linienstraße am Koppenplatz. Auch dieses Gebäude wird unter Denkmalschutz gestellt.Andreas Süss

Auch ist dieser Denkmalschutz eine schöne Abwechslung, zu der sonst so abrissfreudigen Energie, die gerade in Berlin wütet. Man denke an das Sport- und Erholungszentrum (SEZ)  in Friedrichshain, das wegen der Abrisspläne seit Wochen und Monaten immer wieder dicke Schlagzeilen wirft. Das DDR-Spaßbad unter Denkmalschutz zu stellen –Pustekuchen. Der Antrag wurde vor Jahren abgelehnt!

Das SEZ droht daher nun wie der Palast der Republik zu enden, der schon lange dem Erdboden gleich gemacht wurde. Und nicht zu vergessen: Derzeit reißen Abrissbagger das Jahnstadion in Berlin-Prenzlauer Berg ab. 

Der Trend in der Hauptstadt ist schließlich: Weg mit DDR-Gemäuern, Platz für neuen Wohnraum. Da hatten die Altstadtplattenbauten aber Glück, dass sie ausgerechnet und hauptsächlich den Zweck des Wohnraums erfüllen. 

Altstadtplatten: DDR-Charme für die Hauptstadt oder bloß Betonklötze?

Zurück zu DDR-Zeiten: Ausgeführt wurden die Altstadtplatten den Angaben zufolge durch Planungskollektive, Baukombinate und mit Baumaterialien aus den DDR-Bezirken, die zum Auf- und Ausbau Ost-Berlins verpflichtet waren. Schließlich war das Wohnungsbauprogramm ein Lieblingskind von Staats- und Parteichef Honecker. 

Erich Honecker auf der Baustelle des Sport- und Erholungszentrums (SEZ) in Berlin: Die Denkmalbehörde lehnte es ab, diesen DDR-Bau unter Schutz zu stellen. Nun droht der Abriss.
Erich Honecker auf der Baustelle des Sport- und Erholungszentrums (SEZ) in Berlin: Die Denkmalbehörde lehnte es ab, diesen DDR-Bau unter Schutz zu stellen. Nun droht der Abriss.Werner Schulze/imago

Liebe KURIER-Leser, was denken Sie  – sind die „Altstadtplatten“ ein gelungenes Beispiel für DDR-Architektur? Sollte der Ost-Charme bewahrt werden? Passen die DDR-Bauten ins moderne Berlin oder stören sie das Stadtbild? Können Sie sich an diese Zeit erinnern? Was verbinden Sie mit der Zeit, als die Altstadtplatten entstanden? Schreiben Sie uns gerne Ihre Meinung und Erinnerungen an leser-bk@berlinerverlag.com – wir freuen uns!