Erste Mieter da!

DDR-Ikone: Das Haus der Statistik atmet endlich neues Leben

Das Haus der Statistik wurde von 1968 bis 1970 als Teil der Umgestaltung des Alexanderplatzes errichtet. Jetzt wurde es saniert und neu belebt.

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Die BIM-Geschäftsführer Birgit Möhring und Matthias Hardinghaus stehen auf dem Dach des Hauses der Statistik in Berlin.
Die BIM-Geschäftsführer Birgit Möhring und Matthias Hardinghaus stehen auf dem Dach des Hauses der Statistik in Berlin.Sebastian Christoph Gollnow/dpa

Ins Haus der Statistik am Berliner Alexanderplatz zieht wieder Leben ein. Die ersten Aktenordner sind schon da, Schreibtische und Stühle warten auf ihre Benutzung. 350  Mitarbeiter bekommen hier einen Platz. Nach der dreijährigen Sanierung ist das Finanzamt Berlin-Mitte der erste Nutzer. Und der Amtsleiter – der hat einen fantastischen Blick auf den Fernsehturm, und wenn er vor die Tür geht, kann er den Berliner Verlag sehen, je nach Lust und Laune sogar dem Berliner KURIER einen Besuch abstatten.

Die landeseigene Immobilienmanagement GmbH (BIM) hat die Sanierung des Komplexes für 245 Millionen Euro durchgeführt. Der Umbau war aufwendig. „Bauen im Bestand ist schwieriger als auf der grünen Wiese“, sagte BIM-Geschäftsführer Matthias Hardinghaus dem Tagesspiegel. Das Gebäude sei vollständig entkernt und dann wieder ausgebaut worden.

Bis Ende des Jahres soll das Haus der Statistik komplett bezugsfertig sein. Die alte DDR-Ikone wird Teil eines Quartiers mit Wohnungen und einem Rathaus. Die Räume an der Otto-Braun-Straße werden ab sofort vom Finanzamt Mitte und ab Ende des Jahres dann auch von der BIM als Büros genutzt.

Das Innere ist ein wenig gewöhnungsbedürftig: dunkelgraue Türen korrespondieren mit dunkelgrauen Böden. An der Decke verlaufen chromfarbene Versorgungsrohre. Die Wände sind weiß, die Flure lang – Behördenmenschen werden sich hier wohlfühlen, aber auch nur, wenn sie regelmäßig in der Betriebsküche ein bisschen Abwechslung geboten bekommen.

Das Haus der Statistik. Von insgesamt vier Gebäudeabschnitten sind die ersten beiden innerhalb des historischen Bestandsbaus nach drei Jahren Sanierung durch die BIM jetzt endlich fertig.
Das Haus der Statistik. Von insgesamt vier Gebäudeabschnitten sind die ersten beiden innerhalb des historischen Bestandsbaus nach drei Jahren Sanierung durch die BIM jetzt endlich fertig.Sebastian Christoph Gollnow/dpa

Das Gebäude an der Karl-Marx-Allee ist vielen noch durch den roten Graffiti-Schriftzug „Stop Wars“ bekannt, hier zieht die Genossenschaft Zusammenkunft Berlin (ZKB) ein. Es heißt, es werde ein Kulturkonzept dafür erarbeitet.

Asbest im Haus der Statistik gefunden

Wichtig für Neumieter ist: Es gibt ein Asbest-Thema. Beim Umbau wurde der giftige Baustoff entdeckt, aus Sicherheitsgründen aber nicht entfernt, sondern verkapselt. Die Gefahr ist damit gebannt und die Statik des Hauses ungefährdet.

So sehen die Büros im Haus der Statistik aus. Das Finanzamt Mitte/Tiergarten zieht hier ein.
So sehen die Büros im Haus der Statistik aus. Das Finanzamt Mitte/Tiergarten zieht hier ein.Sebastian Christoph Gollnow/dpa

Bei der Energie ist das Haus der Statistik weit vorne. Auf dem Dach glitzern Solarpaneele, und Wärme wird unter anderem dem Abwasser entnommen, neuer Klimatechnik-Schnickschnack also. Damit könnten an die 450 Tonnen CO₂ pro Jahr eingespart werden, sagt die BIM.

Das Haus der Statistik wurde in der DDR von 1968 bis 1970 als Teil der Umgestaltung des Alexanderplatzes errichtet. Dort saß die staatliche Zentralverwaltung für Statistik. Das Gebäude-Ensemble steht unter Denkmalschutz.

Ganz früher befand sich an der Ecke ein jüdisches Seniorenheim. Die Nazis brachten die Insassen später in Konzentrationslager. Möglicherweise gibt es dazu in Zukunft eine Gedenktafel.

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