In der Nacht wurden die Beamten zu einem Unfall in Lichterfelde-Ost alarmiert. Doch vor Ort standen sie vor einem Rätsel: Die Polizisten fanden nicht nur kaputte Autos, sondern auch eine 150 Meter lange Blutspur, die vom Unfallort wegführte, und ein Mitglied einer stadtbekannten libanesischen Großfamilie.
In der Nacht kommt es in einer Durchfahrtsstraße zwischen der Goethestraße und dem Ostpreußendamm, an der auch die Rettungs- und Feuerwache Lichterfelde und die Volkshochschule Steglitz-Zehlendorf liegen, zu einem Verkehrsunfall. Dort kracht ein Seat Ibiza mit Brandenburger Kennzeichen in einen geparkten Mercedes mit Berliner Kennzeichen.
Ein ganz normaler Unfall? Dazu passen die Spuren nicht, wie die Polizisten schnell herausfinden. Zeugen sollen sogar von einer Schlägerei berichtet haben, die nach dem Crash stattfand.
Clan-Mitglied flüchtet blutend von Unfallstelle
Was bisher klar ist: Blutspuren, die vom Unfallauto wegführen, führen zu einem Mann mit Stichverletzungen im Oberkörper. Der schleppt sich von der Unfallstelle noch rund 150 Meter weit bis in den Ostpreußendamm – bis kurz vor die Königsberger Straße, wo er zusammenbricht. Dort wird er anschließend von Rettungskräften der Berliner Feuerwehr erstversorgt und ins Vivantes Auguste-Viktoria-Klinikum nach Schöneberg transportiert.
Von der Unfallstelle bis dorthin verliert der Mann eine Menge Blut. Die Blutspuren werden von Mitarbeitern der Kriminaltechnik detailliert dokumentiert. Der gesamte Bereich wird von der Polizei abgesperrt – in einem Radius von weit über 150 Metern.

Alles deutet darauf hin, dass der verletzte Mann nicht alleine in dem Auto unterwegs war. Denn der Seat Ibiza, der frontal in den geparkten Mercedes krachte, weist ungewöhnliche Spuren auf. Auf der Beifahrerseite steht die rechte, vordere Tür offen. Die Seitenscheibe ist eingeschlagen, der Türgriff fehlt.
Auch merkwürdig: Ein paar Meter vor der Unfallstelle finden die Polizisten einen hastig abgestellten BMW X5. Dort sichert die Berliner Polizei ebenfalls Spuren und verschließt, provisorisch, die offene Scheibe der Fahrertür mit einer Folie.
Nahe dem Unfallort: Mann wird als Tatverdächtiger festgenommen
Während die Beamten vor Ort noch bei der Spurensicherung sind, gibt es plötzlich eine neue Alarmierung für die Rettungskräfte von Feuerwehr und Polizei: Gegen 3 Uhr melden Nachbarn einen Mann in der Goethestraße, in Sichtweite zum Tatort, der sich in einem Haus versteckt.
Er wird von den Rettungskräften noch im Hausflur untersucht, scheint am Rücken verletzt zu sein. Hat der Mann seine Verletzungen bei dem Unfall erlitten? Es soll der Fahrer des Seat Ibiza gewesen sein, wie BZ berichtet, und ein Mitglied einer stadtbekannten libanesischen Großfamilie.

Sicher ist: Die Polizisten können einen Bezug zum Unfall herstellen, weil sich der Mann dazu äußert. Der Mann wird als Tatverdächtiger kurzzeitig festgenommen und zum Tatort gebracht. Seine Aussagen seien jedoch widersprüchlich, heißt es vor Ort. Was genau passierte und wie viele Personen an dem Tatgeschehen beteiligt waren, muss jetzt von der Polizei ermittelt werden.