Hühner in Berlin – das klingt nach Landidylle, aber wer denkt, dass diese gefiederten Freunde nur auf dem Bauernhof zu finden sind, der irrt. Auch in der Hauptstadt kehrt das Huhn zurück – wenn auch nicht in Massen, aber doch überraschend oft.
In Brandenburg längst normal, hält jetzt auch der gemeine Städter das Huhn im eigenen Garten oder auf dem Dachbalkon. Frische Eier statt Supermarktware, das ist der neue Luxus. Und der kostet: Zwischen 20 und 25 Euro muss man für ein Huhn auf dem Geflügelhof Saballus hinlegen. Aber das reicht nicht: Ein Stall, genug Auslauf und das richtige Futter sind Pflicht. Doch all das nimmt so mancher Städter gerne in Kauf, schließlich sollen die Hühner glücklich sein – und die Eier schmecken am Ende besser, oder?
Wer sich das zutraut, kann direkt beim Tierheim in Falkenberg fündig werden, schreibt die Berliner Zeitung. Da wartet ein Hahn mit seinen Hennen auf ein neues Zuhause. Aber Vorsicht: Hahnhaltung in der Großstadt ist nicht ohne! Abends bis 8 Uhr früh muss Ruhe sein – das städtische Krähverbot lässt grüßen.
Doch Hühnerhaltung ist eben nichts für Anfänger, das zeigt auch die Domäne Dahlem, wo Kurse zur artgerechten Pflege angeboten werden. Ja, hier lernt man, dass Hühner Platz brauchen, und zwar vier bis acht Quadratmeter pro Tier – und das ist selbst im Berliner Hinterhof möglich. Aber Schrebergarten? Fehlanzeige! Da sind Hühner meist tabu.
Füchse machen auch vor Hühnern auf dem Balkon nicht halt
Auch in Sachen Bauvorschriften kommt einiges auf Hühnerfreunde zu, fand die Berliner Zeitung heraus: Der Stall muss mindestens zweieinhalb Quadratmeter groß sein, damit die Tiere sich wohlfühlen. Sitzstangen? Ein Muss! Jedes Huhn braucht seinen Platz. Selbst ein großer Balkon könnte theoretisch zum Hühnerparadies umfunktioniert werden, solange es ausreichend Streu gibt und die Tiere gut belüftet sind.
Und wer dann noch an ein Sandbad denkt, hat fast alles richtig gemacht. Doch Vorsicht, Füchse lauern überall. Die schlauen Raubtiere sind längst keine Seltenheit mehr in der Stadt und machen auch vor Hühnern auf dem Balkon nicht halt. Ein stabiler Drahtzaun schützt da am besten.

Aber die Idylle hat auch ihren Preis. Die eigenen Eier sind nicht unbedingt günstiger als im Supermarkt, wenn man die Kosten für Stall und Futter zusammenrechnet. Und dann wäre da noch die Bürokratie: Jedes Huhn muss gemeldet und ordnungsgemäß geimpft werden. Impfungen gegen die gefährliche Newcastle-Krankheit sind Pflicht, und auch die Dokumentation aller Medikamente darf nicht vergessen werden.
Hühner in der Tasche zu tragen, ist verboten
Für alle, die bereit sind, sich dieser Herausforderung zu stellen, gibt es inzwischen Hightech-Hilfe: Mobile Hühnerhotels mit Solarbetrieb, die den Stall automatisch öffnen und schließen – sicherer geht’s kaum. So lässt sich das Hühnerglück auch in der Stadt genießen, ohne dabei auf Bequemlichkeit zu verzichten.
Kurz gesagt: Hühnerhaltung in Berlin ist längst kein Ding vom Lande mehr, sondern ein echter Trend für alle, die frische Eier und ein bisschen Landleben in die Großstadt holen wollen. Aber wie immer gilt: Gut planen, sonst wird aus dem Hühnertraum schnell ein bürokratischer Albtraum.
Übrigens: Stadt-Hühner eng bei sich zu tragen, ist keine gute Idee. So viel Tierliebe wird von den Behörden gar nicht gern gesehen. So machten zwei Tierärztinnen der Veterinär- und Lebensmittelaufsicht am 23. Januar in Berlin eine Entdeckung, die sie geradezu schockierte: Eine 39-Jährige transportierte ihre gefiederten Gefährten – kein Witz – in ihrer Handtasche! Ein klarer Verstoß gegen den Tierschutz, wie die Medizinerinnen sofort klarstellten. Doch die Reaktion der Hühnerhalterin? Krawall!
Statt Einsicht setzte es Hiebe: Die 39-Jährige ging auf die Ärztinnen los und verletzte die beiden Frauen. Beide zogen sich Prellungen und Stauchungen zu. Die Hühnerbesitzerin sah offenbar rot, als sie auf den Missstand hingewiesen wurde. Sie musste sich am Ende wegen Körperverletzung und tätlichen Angriffs auf Vollstreckungsbeamte vor Gericht verantworten. ■