Politiker, die auf Instagram und Co. mit den Trends gehen und Videos im Influencer-Stil posten? Der Berliner Bestseller-Autor Ferdinand von Schirach („Der Fall Collini“) hält diese Entwicklung für unangebracht!
Ferdinand von Schirach findet Influencer-Politiker „peinlich“!
Dürfen Politiker auch Influencer sein? Dieses Thema wurde in der Sendung von „Caren Miosga“ diskutiert. Eingeblendet wurde ein Zusammenschnitt vom Social-Media-Auftritt verschiedenster Parteimitglieder: Zu sehen etwa Heidi Reichinnek (Die Linke) bei einem Lyp Sinc, Markus Söder (CSU) beim Bewerten von Fastfood und Cem Özdemir (Die Grünen), der seine eigene Barbecue-Soße anpreist.
Schriftsteller und Jurist Ferdinand von Schirach kann diesen Anblick kaum ertragen: „Offen gesagt, ist mir das ein bisschen peinlich! Ich bin dafür wahrscheinlich nicht modern genug – aber mir sind so Politiker, die Würste essen und tanzen und Tarot-Karten legen und singen ... mir ist das wirklich unangenehm!“, betonte der 61-Jährige und kassierte dafür einige Lacher im Studio.

Was Schirarch daran so stört? „Weil es so eine Infantilisierung von Politik ist, die ihr nicht besonders guttut. Ich glaube auch nicht, dass irgendjemand Cem Özdemir jetzt wählt wegen der Barbecue-Soße. Das funktioniert ja nicht.“ Was ein Cem Özdemir gerne isst, habe schließlich nichts mit politischen Inhalten zu tun.
Ricarda Lang verteidigt Politiker im Netz

Auch Ricarda Lang (Grünen-Politikerin, ehemalige Parteivorsitzende) hat einen regen Online-Auftritt und gab in der Talkshow zu: „Es ist relativ leicht, das als lächerlich abzutun. Ich kann das sogar nachvollziehen. Wenn ich das so als Collage sehe, geht es mir sogar selbst ein bisschen so.“
Dennoch verteidigte die 31-Jährige sich und ihre Kollegen: „Gleichzeitig hören wir als Politiker dauerhaft den Vorwurf: ‚Warum gebt ihr euch nicht mal Mühe, die Jugend zu erreichen? Nur die Rechtsextremen schaffen das.‘“
Außerdem müssten Lang und andere Politiker sich immer die Frage stellen: „‚Wie schafft man es, Politik näher an die Menschen heranzubringen?‘ Und da machen diese sozialen Medien den Unterschied.“ Die Grünen-Politikerin ist überzeugt: Wer Instagram und Co. nutzen will, um auch junge Menschen zu erreichen, muss sich erstmal mit allen Mitteln Gehör verschaffen.
Schirarch schießt gegen Kai Wegner: zu langsam!
Auch auf die AFD kam die Talk-Runde am Sonntagabend zu sprechen. Schirarch merkte hier an, dass nicht mehr nur „Protestwähler“ und „verrückte Verschwörungstheoretiker“ die umstrittene Partei unterstützen würden. Der Grund sei dem Schriftsteller nach die Enttäuschung vieler Deutscher über die langsame Politik.
In diesem Zuge schoss Schirarch auch gegen Kai Wegner: „Das Pergamon-Museum wird 14 Jahre renoviert! Wenn ich Oberbürgermeister in Berlin wäre, würde ich den Mann, der mir das sagt, aus dem Zimmer jagen. Dem würde ich sagen: ‚Komm wieder, wenn du einen Zwei-Jahres-Plan hast!‘“

„Bei der Bahn ist es ganz ähnlich. Es kann nicht sein, dass die bis 2037 brauchen, um die Bahn zu renovieren“, ärgerte sich der Autor weiter. Deutschland müsse wieder schneller werden – und solche Ärgernisse aus der Welt schaffen.


