Sie waren jahrzehntelang unzertrennlich, standen auf den Bühnen Deutschlands und der Welt – nun schockt eine Nachricht ganz Deutschland: Laut Berichten sind Alice und Ellen Kessler, die sich als „Kessler-Zwillinge“ weltweit im In- und Ausland einen Namen machten, tot. Besonders schockierend: Sie starben laut ersten Informationen offenbar gemeinsam – so, wie sie gemeinsam durch ihr Leben gingen. Ein Leben voller Abenteuer, das mit einer spektakulären Flucht erst richtig begann: Im Alter von 15 Jahren türmten die Kessler-Zwillinge in den Westen, um in der BRD die Bühnen-Karriere zu starten.
Kessler-Zwillinge flohen 1952 per Besuchervisum in den Westen
An ihre Flucht in den Westen erinnerten sie sich nach Jahren noch in einem Interview. Schon früh zog es die in Leipzig geborenen eineiigen Zwillingsschwestern Alice und Ellen Kessler auf die Bühne. Sie verbrachten die Kindheit in Taucha, tanzten beim Kinderballett der Oper Leipzig und wurden in die angeschlossene Operntanzschule aufgenommen. Doch beim Tanz durch die DDR sollte es nicht bleiben: Schon im zarten Alter von 15 Jahren flohen sie in den Westen.
„Das war sehr abenteuerlich“, erinnerte sich Ellen Kessler in einem Interview. Mit einem Besuchervisum wollten die Schwestern ihren Vater besuchen, der damals in Düsseldorf lebte. Doch der erste Versuch scheiterte. „An der Grenze wurden unsere Visa, die im Pass einer fremden Person waren, nicht anerkannt und man schickte uns auf Viehwagen zurück nach Leipzig“, sagte sie über den Fluchtversuch der Kessler-Zwillinge.

Doch die Schwestern versuchten es noch einmal. „Beim zweiten Mal hatten wir eigene Besuchervisa und wir sagten den Grenzern, dass wir unseren Vater aus dem Westen zurückholen wollten.“ Das sei gelogen gewesen – doch es half: Sie kamen bei ihrem Vater an. Der wollte sie später aber nicht mehr in die DDR zurücklassen. Für die Kessler-Zwillinge der Start in die echte Bühnen-Karriere: Ihr erstes Engagement führte sie in das Revuetheater Palladium, dort traten sie als Tänzerinnen auf.
Schon in der DDR standen die Kessler-Zwillinge auf der Bühne
„Die große Bühne kannten wir schon aus Leipzig, wo wir als Kinder und Teenager an der Oper als Statisten oder im Kinderballett mitgewirkt hatten“, sagt Ellen Kessler. Nicht alles gefiel ihnen aber im goldenen Westen. „In Düsseldorf sollten wir Mambo tanzen, was gar nicht zu uns gepasst hat, weil wir spindeldürr waren.“ Nicht die einzige Herausforderung im Westen. „Als wir unseren ersten Film in München drehten, mussten wir eine Sprachlehrerin aufsuchen“, erzählte Alice Kessler. „Bei Frau Professor Langen sollten wir mit einem Korken im Mund Hochdeutsch lernen.“

Ihren Dialekt mussten sich die Kessler-Zwillinge abtrainieren
1955 starteten sie in die Filmkarriere - ihr erster Film musste trotz Sprachübungen nachsynchronisiert werden. Erst im zweiten Film durften die Kessler-Zwillinge selbst sprechen. Es folgten zahlreiche Filmproduktionen, mehrere Schallplatten und Fernsehfilme. 2015 standen sie sogar in Berlin auf der Bühne: Im Musical „Ich war noch niemals in New York“ mit der Musik von Udo Jürgens teilten sie sich eine Hauptrolle, standen abwechselnd auf der Bühne – so wie sie auch große Teile des Lebens zusammen meisterten.





