Schäferhund & Co.

Berlin: Hier sind sogar die Hunde bissiger! Wo sie besonders häufig zubeißen

Die große Beißstatistik für Berlin und Brandenburg. Während in Brandenburg im vergangenen Jahr 286 Menschen von Hunden gebissen wurden, sind es in Berlin 544.

Teilen
Schäferhunde beißen in Berlin und Brandenburg besonders häufig zu.
Schäferhunde beißen in Berlin und Brandenburg besonders häufig zu.Chromeorange/imago

Auf Berlins Straßen ist es voller und lauter, es gibt weniger Platz – und das macht wohl auch die Hunde aggressiver. In der Hauptstadt beißen die Tiere doppelt so häufig wie in Brandenburg zu, obwohl in Berlin weniger Hunde leben. Sind hier insgesamt gut 131.000 Tiere registriert, hat Brandenburg allein schon 132.020 größere und schwere Hunde erfasst. Wo besonders oft zugebissen wird, welche Hunderassen besonders bissig sind – ein Überblick.

Die Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache. Während in Brandenburg im vergangenen Jahr 286 Menschen von Hunden gebissen wurden, sind es in Berlin 544, wie jetzt die BZ unter Berufung auf eine kleine Anfrage der CDU vermeldet. Dazu kommen in der Hauptstadt noch mal 468 Attacken von Hunden auf andere Hunde.

Besonders aggressiv scheinen dabei die Tiere im Berliner Bezirk Tempelhof-Schöneberg zu sein. 11.832 Hunde gibt es hier, 89 Angriffe auf Menschen wurden innerhalb eines Jahres registriert. Bissigste Rasse im Bezirk: Russel Terrier. In den anderen, besonders hundereichen Berliner Bezirken sieht es besser aus. In Marzahn-Hellersdorf (12.212 Tiere) wurden im vergangenen Jahr 51 Menschen gebissen (gefährlichste Rasse: Boxer), in Treptow-Köpenick (11.678 Tiere) waren es 48 Vorfälle (Deutscher Schäferhund), Reinickendorf (11.249 Tiere) meldet 57 Vorfälle (Labrador-Pointer-Mix).

Die gefährlichsten Hunderassen in Berlin: Deutscher Schäferhund, Rottweiler und Labrador

Am besten haben die Hundehalter wohl in Charlottenburg-Wilmersdorf ihre Tiere in Griff. Zwar gibt es in diesem westlichen City-Bezirk auch 10.256 Hunde – doch hier wurden nur 18 registrierte Beiß-Attacken auf Menschen (gefährlichste Rasse: Puli) registriert. In Friedrichshain-Kreuzberg (7124 Hunde) gerieten 22 Menschen (Border Collie) zwischen die Zähne eines Hundes.

In Berlin hat die Zahl der Hunde in den vergangenen Jahren stetig zugenommen. Waren es vor der Pandemie im Jahre 2019 noch 111.024 registrierte Hunde, sind es heute schon 131.440, die viel Geld in die Staatskasse spülen. Berlin nahm im vergangenen Jahr mehr als 12,5 Millionen Euro durch die Hundesteuer ein.

Und was sind die gefährlichsten Hunde in Berlin? Neben Mischlingen bissen vor allem Deutsche Schäferhunde (66-mal), Rottweiler (40-mal) und Labradore (30-mal), wie die BZ vermeldet. Und trotz Leinen- und Maulkorbzwang wurden auch die als gefährliche Rassen eingestuften Bullterrier, Pitbull Terrier und American Staffordshire Terrier auffällig. Insgesamt 99 Beißattacken gab es hier – 48 auf Menschen, 51-mal auf andere Hunde.

Was aber nicht heißt, dass nur große Hunde gefährlich sein können. In Steglitz-Zehlendorf ist der Corgi, einst der Liebling von Queen Elizabeth, der bissigste Hund im Bezirk. In Marzahn-Hellersdorf taucht ein Pekinese in der Beißstatistik auf.

Noch kurz vor ihrem Tod: Königin Elizabeth II. streichelt einen ihrer Hunde, einen Corgi namens Candy, in Schloss Windsor. In Steglitz-Zehlendorf sind diese Tiere aber besonders bissig.
Noch kurz vor ihrem Tod: Königin Elizabeth II. streichelt einen ihrer Hunde, einen Corgi namens Candy, in Schloss Windsor. In Steglitz-Zehlendorf sind diese Tiere aber besonders bissig.Steve Parsons/PA Wire/dpa

In Brandenburg gehen die häufigsten Beißattacken von Schäferhund-Arten aus. Allein der Deutsche Schäferhund fiel 30-mal negativ auf, Mischlinge verletzten 50 Menschen. Obwohl die Haltung von American Pitbull Terriern in Brandenburg als „gefährliche Rasse“ verboten ist, bissen laut Statistik auch diese Tiere dreimal zu, auch Dobermann (dreimal) und Rottweiler (viermal) tauchen in der Beißstatistik auf.

Übrigens: Bei der Haltung von Hunden will das Land Brandenburg künftig auf eine Rasseliste verzichten. Die Ordnungsbehörden vor Ort sollten die Gefährlichkeit im Einzelfall zum Beispiel anhand des Verhaltens feststellen. „Die Gefährlichkeit von Hunden wird nicht mehr aus einer bestimmten Rasse abgeleitet“, sagt Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD). Die Kennzeichnungspflicht soll auf alle Hunde ausgeweitet werden. Die neue Hundehalterverordnung soll zum 1. Juli in Kraft treten und die bisherige ersetzen.

Ein Problem ist, dass sich viele Hundehalter – in Berlin und Brandenburg – nicht an die Regel halten. In Berlin etwa gilt seit vielen Jahren die Leinenpflicht. Doch wie oft sieht man in der Stadt Tiere, die unangeleint durch die Gegend tollen. Aber nur 200 Hundehalter haben ihr Tier im vergangenen Jahr durch eine Sachkundebescheinigung von der Leinenpflicht befreien lassen. Auch hier liegt Tempelhof-Schöneberg (31-mal) vorne, knapp vor Steglitz-Zehlendorf (30-mal).

Diese Regeln gelten in Berlin bei der Leinenpflicht

• In Fußgängerzonen, auf Straßen, in Geschäften und in Bahnhöfen müssen die Tiere seit 2017 an einer Leine geführt werden, die maximal einen Meter lang sein darf. Unwichtig ist dabei laut den Experten von leinenpflicht.com, ob der Besitzer den Hund trotz langer Leine sehr kurz hält – die tatsächliche Länge der Hundeleine zählt.

• In den Öffis müssen Hunde während der Fahrt in einer Transportbox oder in einer geeigneten Tasche untergebracht sein. Ist das nicht möglich, brauchen Hunde in Bus und Bahn eine Leine und einen passenden Maulkorb. Kleine Hunde, welche die Größe einer Hauskatze nicht überschreiten, dürfen in Bus und Bahn kostenlos mitfahren. Größere Hunde brauchen einen Fahrschein mit ermäßigtem Tarif. Bei Nutzung einer Tageskarte oder Kleingruppen-Tageskarte kann ein Hund kostenlos mitgenommen werden.

Große Hunde müssen in Berlin in Bus und Bahn angeleint sein und einen Maulkorb tragen.
Große Hunde müssen in Berlin in Bus und Bahn angeleint sein und einen Maulkorb tragen.Frank Sorge/imago

• In öffentlichen Grünanlagen, Parks, Kanalpromenaden, in Kleingärten und auf Campingplätzen sowie in Waldflächen müssen Hunde an einer höchstens zwei Meter langen Leine geführt werden. Ausnahmen gibt es nur auf Flächen, die als Hunde-Auslaufgebiete gekennzeichnet sind.

• Auf Kinderspielplätzen gilt ein generelles Hundeverbot. Ebenso sind Hunde in einigen Parks und Grünanlagen verboten. Und auch in viele öffentliche Gebäude und Geschäfte darf man keine Hunde mitnehmen. Badeanstalten und Badestellen sind ebenfalls tabu für die Vierbeiner.

• Ausschließlich auf Privatgrundstücken dürfen die Tiere ohne Leine geführt werden – vorausgesetzt, der Inhaber der Fläche oder des Hauses ist damit einverstanden.

• Für Pitbull Terrier, American Staffordshire Terrier, Bullterrier und deren Kreuzungen gilt in der Öffentlichkeit Leinen- und Maulkorbpflicht. Nur in gekennzeichneten Auslaufgebieten dürfen diese Hunderassen ohne Leine laufen, müssen aber trotzdem einen Maulkorb tragen. Zudem muss ein solcher Hund bei der zuständigen Behörde angemeldet sein. Für die Anmeldung müssen in Berlin ein Führungszeugnis und ein Nachweis über die Sachkunde des Halters sowie ein Nachweis, dass der Hund nicht aggressiv ist, vorgelegt werden.