Der Berliner Senat hat noch immer die Ost-West-Schere im Kopf. Während Bausenator Christian Gaebler (SPD) mit aller Macht das Sport- und Erholungszentrum (SEZ) mit seiner DDR-Vergangenheit im Ostteil abreißen lassen will, soll das seit Jahren ungenutzte Internationale Congress Centrum (ICC) im Westen Berlins gerettet werden. Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD) bietet gerade das „Raumschiff“-Bauwerk aus West-Berliner Zeiten gerade auf eine Immobilienmesse wie Sauerbier an.
Die Messen für das SEZ sind offenbar gesungen. Nach Meinung des Bausenators gebe es für das einstige DDR-Spaßbad in der Hauptstadt keinen Bedarf.

Dass in Friedrichshain, in dem das SEZ steht, noch nicht einmal eine vernünftige Schwimmhalle für die Bewohner steht, ignoriert er dabei völlig. Nach Gaeblers Ansicht sind Wohnungen auf dem Areal wichtiger. 500 will der Senat dort bauen lassen. Daher müsse das SEZ abgerissen werden, für das sich nach Gablers Worten kein Betreiber oder ein Investor für eine Millionen teure Sanierung finden würde.
Beim ICC nahe dem Funkturm im Westteil Berlins wird dagegen ganz anders augmentiert. Seit zehn Jahren steht das Gebäude leer und verfällt. Um es einigermaßen funktionstüchtig zu erhalten, werden jährlich über zwei Millionen Euro ausgegeben – auf Kosten der Berliner Steuerzahler.
Berliner ICC: Rettungsverersuche scheiterten bisher
Die Versuche des Senates scheiterten in der Vergangenheit, das 1979 erbaute futuristisch anmutende Gebäude wieder zum Leben zu erwecken, in dem einst Messen, Kongresse, Bälle und Konzerte von Weltstars wie Leonard Cohen, Chris de Burgh und sogar Bruce Springsteen stattfanden. So bemühte sich vor Jahren schon die einstige Grüne Wirtschaftssenatorin Ramona Pop vergeblich, einen Käufer für das ICC zu finden.
Mit recht wilden Ideen bot sie das Gebäude an, das nach Vorschlägen von Architekten unter anderem ein Mega-Gewächshaus werden sollte. Doch kein Investor fand sich. Am Ende wurde das riesige Gebäude nur noch sporadisch genutzt – als Corona-Impfzentrum und Flüchtlingsunterkunft.

Nun startet die jetzige Wirtschaftssenatorin Giffey den nächsten Versuch. Sie reiste jetzt nach München, um auf der dortigen Immobilienmesse EXPO RealEstate, um dort für eine umfassende Sanierung und Umgestaltung des ICC zu werben. Dafür wurde sogar ein Videofilmchen gedreht, eine Art Rundgang durch das ICC, den Interessenten mittels einer virtuellen Brille machen konnten.
Das alles dient als Vorspiel für einen internationalen Wettbewerb, der im November startet und mit dem der Senat Investoren zur Modernisierung des Hauses gewinnen will. Mit 1,6 Millionen Euro wird der ganze Spaß gefördert. 2026 soll dann ein Nutzungskonzept vorliegen.

Das Verfahren läuft unter der Regie der landeseigenen Berliner Immobilienmanagement GmbH (BIM). Laut Geschäftsführerin Birgit Möhring soll das einstige Kongresszentrum wieder neuem internationalem Glanz erstrahlen. Nebenbei bemerkt: Möhring war auch bei der Zwangsräumung des SEZ am 1. Oktober dabei, sah sich das komplette DDR-Spaßbad an. Über dessen Zukunft äußerte sich die BIM konkret nicht, verwies nur auf den Senat, der auf Abriss pocht.
ICC Berlin: Es wird schwer werden, einen Investor zu finden
Zurück zum ICC: Der Senat wird es schwer haben, einen Investor zu finden, auch wenn man neben das ICC auch noch das alte Parkhaus und die alten Parkflächen für eine Neubebauung drauflegt. Auch das 99-jährige Erbbaupachtrecht, das Investoren Planungssicherheit garantieren soll, nützt da wenig.

Denn der künftige Sanierer muss alle Kosten für das Wiederbeleben fast alleine bezahlen. Und das wird Millionen verschlingen. Allein die Schadstoffbeseitigung (Asbest) im Haus kann recht teuer werden. Wie hoch das ICC belastet ist, hält der Senat noch unter Verschluss, genauso wie eine bereits erstelle Machbarkeitsstudie zum Erhalt des ICC. Erst zum Wettbewerbsstart im November sollen due geheimen Daten veröffentlicht werden.
Aber die Landesregierung machte schon auf der Immobilienmesse in München klar: Zuschüsse von bis zu 200 Millionen Euro, wie sie zum Beispiel noch unter dem rot-grün-roten Senat in Aussicht gestellt wurden, gibt es unter der schwarz-roten Koalition nicht mehr.