Die Zwangsräumung, besser gesagt die Zwangsvollstreckung, ist vorbei. Doch was wird nun aus dem Sport- und Erholungszentrum an der Landsberger Allee, das nun dem Land Berlin vollständig gehört, bevor Bausenator Christian Gaebler (SPD) das einstige DDR-Spaßbad abreißen lässt? Die landeseigene Berliner Immobilienmanagement GmbH (BIM) strebt jedenfalls eine Zwischenlösung an, um zu verhindern, dass im Vorfeld schon Vandalen das SEZ abreißen.
Drei Gerichtsvollzieher waren mit 60 Polizisten und Vertretern des Landes Berlin am Dienstag in die Gebäude des einstigen Spaßbades eingerückt. Fast sieben Stunden dauerte die Begehung, bei der auch BIM-Geschäftsführerin Birgit Möhring dabei war.

„Das Land Berlin ist wieder in Besitz des SEZ und hat Verfügungsgewalt über das Gelände“, sagt sie. „Gegen die SportMed Leipzig GmbH wurde erfolgreich eine einstweilige Verfügung auf Herausgabe des Grundstücks erwirkt. Gesellschafter dieser GmbH ist die Rainer Löhnitz Stiftung.“ Damit dürfte der sächsische Unternehmer beim SEZ für immer aus dem Spiel sein.
Laut Möhring war die „Grundlage der Zwangsvollstreckungsmaßnahme ein rechtskräftiges Urteil des Kammergerichts Berlin, das der frühere Eigentümer des Grundstücks nicht akzeptiert hat, obwohl der Rechtsweg ausgeschöpft ist“. Nun hat die BIM das Gebäude gegen einen unbefugten Zutritt Dritter abgesichert.
SEZ nach Zwangsräumung: Neue Schlösser wurden eingebaut
Im Klartext heißt das: Die Schlösser zu den Eingängen des SEZ wurden ausgetauscht. Bleiben damit jetzt auch die Mieter, die derzeit in dem einstigen Spaßbad Veranstaltungen durchführten, vor verschlossenen Türen? Laut der Bürgerinitiative „SEZ für alle“ seien bis jetzt nur noch zwei Mieter im SEZ. Dies seien der Recede-Club mit seinen Techno-Shows und die „Green Yoga“-Truppe. Die BIM teilt mit, dass es noch vier Nutzer im SEZ gibt.

Bei der Räumung des SEZ war auch Anwalt Mark Stockfisch, der „Green Yoga“ vertritt. „Meine Mandanten befürchten, dass sie nun aus dem SEZ heraus müssten“, sagte er dem KURIER. „Sie habe Angst, dass sie vor dem Aus stehen.“
Doch die Veranstaltungen könnten im einstigen Spaßbad weiter laufen. „Derzeit prüft die BIM die aktuellen Nutzungsverhältnisse“, sagt BIM-Geschäftsführerin Möhring. Mit den berechtigten Nutzern im SEZ ist die BIM im Gespräch, heißt es weiter. „Sie erhalten neue Schlüssel.“
SEZ-Zwischennutzung: Läuft sie wie beim Palast der Republik ab?
Denn die BIM will sich in der Übergangsphase bis zum möglichen Abriss des Gebäudes, den der Bausenator weiter favorisiert, um Zwischennutzungen und Vermietungen für Veranstaltungen im SEZ kümmern. So eine Zwischennutzung kennen die Berliner noch gut aus den Zeiten, als der Palast der Republik vor über 20 Jahren zum Abriss stand. Damals fanden Theateraufführungen, Konzerte und Führungen durch das Gebäude statt, von dem nach der Asbestbefreiung nur noch das Grundgerippe dastand.

Beim SEZ könnte man sich offenbar ähnliches vorstellen. Denn: „So wenig Leerstand wie möglich soll Vandalismus und Lost-Places-Tourismus im Objekt verhindern“, sagt BIM-Geschäftsführerin Möhring. Wie notwendig dies ist, zeigt schon die Fassade des einst glanzvollen SEZ, die seit Jahren von Vandalen schon genug verwüstet wurde.
Und was aus leerstehenden Gebäuden in Berlin passiert, haben wir zur Genüge in der Vergangenheit erfahren. Das traurigste Beispiel dafür ist das einstige Kinderkrankenhaus Weißensee. Als die Klinik-Nutzung an der Hansastraße nach der Wiedervereinigung endete, entschied 1997 der damalige Senat, das Krankenhaus aus Kostengründen zu schließen, ohne Plan für eine Nachnutzung der Immobilie zu haben.
Angst vor Vandalismus: SEZ soll nicht wie das Kinderkrankenhaus Weißensee verwüstet werden
Die Folge: Das historische Klinik-Gebäude, das vor über 100 Jahren errichtet wurde, verfiel. Vandalen trieben sich dort herum, Brände wurden gelegt, Berlin-Touristen aus aller Welt eroberten das Gebäude für gefährliche Lost-Places-Touren. Auf jährlich 200.000 Euro sollen sich die „Unterhaltskosten“ der Ruine belaufen. Nun plant der Bezirk, auf dem Gelände ein Schulgebäude zu errichten.
Ob eine erfolgreiche Zwischennutzung das SEZ retten kann? Susanne Lorenz von der Bürgerinitiative „SEZ für alle“ hofft es. „Das erneute Abriss-Statement des Bausenators geht nun gar nicht. Seine Aussage, dass Berlin kein Spaßbad braucht, ist alles andere als zutreffend. Wir haben ja in Friedrichshain noch nicht einmal ein normales Schwimmbad“, sagt sie.