Allein über 900 in Neukölln

Berlin baut viele Wohnungen! Warum reißt der Senat dann das SEZ ab?

Hat die Hauptstadt wirklich eine Wohnungsnot, mit dem der Abriss des einstigen DDR-Spaßbades begründet wird? Dabei gibt es zahlreiche Neubaugebiete. Eines davon entsteht in Neukölln.

Author - Norbert Koch-Klaucke
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Das SEZ an der Landsberger Allee: Obwohl in Berlin neue Stadtquartiere entstehen, soll das einstige DDR-Spaßbad für neue Wohnungen abgerissen werden.
Das SEZ an der Landsberger Allee: Obwohl in Berlin neue Stadtquartiere entstehen, soll das einstige DDR-Spaßbad für neue Wohnungen abgerissen werden.GE Foto/imago

Der Oktober beginnt und gleich am ersten Tag des neuen Monates steht die Zwangsräumung des Sport- und Erholungszentrum (SEZ) durch den Senat an. Aber nicht nur das: Der Senat will das einstige DDR-Spaßbad auch noch abreißen lassen, damit dort 500 neue Wohnungen gebaut werden, die das Land Berlin angeblich so dringend benötigt. Doch muss das wirklich sein? Denn überall in Berlin laufen Bauprojekte für neue Quartiere. Allein in Neukölln sollen über 900 Wohnungen aus dem Boden gestampft werden.

Die Einwohnerzahl in der Hauptstadt wächst. Bis zu 200.000 Menschen werden bis 2040 nach Berlin ziehen, heißt es in einer Prognose der Senatsbauverwaltung. Das sorgt für Spannung auf den Markt, die Mietpreise explodieren.

Auf dem Buckower Feld in Berlin-Neukölln wird fleißig für den Wohnungsbau gebaggert.
Auf dem Buckower Feld in Berlin-Neukölln wird fleißig für den Wohnungsbau gebaggert.Photothek/imago

Um aber wieder die Marktlage in den Griff zu bekommen und auch günstige Quartiere anzubieten, will das Land  bauen, bauen, bauen. „Das bedeutet für die kommenden Jahre einen Neubaubedarf von durchschnittlich rund 20.000 Wohnungen pro Jahr. Dabei soll der Großteil der Wohnungen im gemeinwohlorientierten Segment errichtet werden“, heißt es auf der Internetseite der Behörde.

Allein leerstehende Wohnungen könnten den aktuellen Berliner Wohnungsbedarf decken

Doch muss Berlin wirklich auf Teufel komm raus Wohnungen auf jeden denkbaren Platz errichten, der sich bietet, und dafür DDR-Architekturlegenden wie das SEZ niederreißen? Ein Beispiel: Aktuell braucht Berlin über 47.000 Wohnungen. Im Gegenzug stehen aber über 40.000 Wohnungen leer.

Zugegeben, so manche dieser Quartiere sind absolut nicht mehr bewohnbar, müssten teuer saniert werden. Aber ein Abriss des SEZ geht auch in die Millionen – und das für nur 500 Wohnungen!

Experten und Abrissgegner erklären: In Berlin sollen erst einmal die Bau-Projekte umgesetzt werden, die der Senat und die landeseigenen Unternehmen seit Jahren planen, bevor man historische Bestandsbauten dem Erdboden gleich macht.

Im Neuköllner Ortsteil Buckower drehen sich die Baukräne. In dem neuen Kiez sollen 900 Wohnungen entstehen.
Im Neuköllner Ortsteil Buckower drehen sich die Baukräne. In dem neuen Kiez sollen 900 Wohnungen entstehen.Pkotothek/imago

Warum SEZ im Osten Berlins abreißen, wenn im Westen der Stadt neue Wohnungen entstehen?

Dazu gehören auch Vorhaben in Berlin-Neukölln. Denn im Süden des Bezirkes soll im Ortsteil Buckow eines der größten landeseigenen Wohnungsbauprojekte entstehen – und das auf einer gigantischen  Freifläche.

Die Rede ist von den Buckower Feldern, die bisher landwirtschaftlich genutzt werden. Laut dem Internet-Portal „Entwicklungsstadt Berlin“ will dort die Wohnungsbaugesellschaft „Stadt und Land“ einen kompletten neuen Kiez mit über 900 Wohnungen auf einer Fläche von 16 Hektar errichten. Die Planungshoheit darüber hat der Senat.

So schön soll es in dem Wohnquartier „Buckower Feld“ im Süden von Berlin-Neukölln aussehen.
So schön soll es in dem Wohnquartier „Buckower Feld“ im Süden von Berlin-Neukölln aussehen.Stadt und Land

In dem „attraktiven und lebendigen Stadtquartier mit großzügigen öffentlichen Freiräumen“ sollen drei- bis fünfgeschossigen Wohnhäuser entstehen. Fast die Hälfte der 900 Wohnungen würden öffentlich gefördert und für einen Mietpreis von 6,50 Euro pro Quadratmeter angeboten werden. Zusätzlich entstehen in dem neuen Kiez Arztpraxen, eine Kita- und Jugendfreizeiteinrichtung sowie einer Mobilitätsstation, heißt es bei „Stadt und Land“.

Und die frohe Botschaft: Die ersten 270 Wohnungen sind im Stadtquartier „Buckower Feld“ schon fertig. Bis Januar 2025 könnten dort die ersten Mieter des Kiezes einziehen, teilt die Wohnungsbaugesellschaft mit. ■