Das Berliner Handwerk steht am Abgrund. Wo früher Tischlereien, Bäckereien oder Schlosser ihre Werkstätten hatten, entstehen heute Luxuswohnungen und Bürohäuser. Das Rückgrat der Hauptstadtwirtschaft bricht – langsam, aber spürbar. Laut der Handwerkskammer Berlin sichern derzeit noch rund 30.000 Betriebe über 180.000 Arbeitsplätze. Doch viele kämpfen ums Überleben: Hohe Mieten und der Mangel an Flächen treiben sie aus der Stadt oder in die Aufgabe.
Studie warnt: Berliner Handwerk vor dem Aus
Eine aktuelle Studie der TU Berlin im Auftrag der Handwerkskammer zeigt: Nur wenn Arbeiten und Wohnen wieder enger zusammenrücken, kann das Handwerk in den Kiezen bleiben. Leiter Prof. Dr. Lech Suwala spricht von einem „dritten Weg zwischen Staat und Markt“. Genossenschaftlich organisierte Gewerbehöfe sollen helfen, Standorte langfristig zu sichern und kleine Betriebe zu vernetzen. „Damit die Berliner Mischung auch künftig Bestand hat, brauchen Handwerksbetriebe planbare, bezahlbare Flächen“, warnt Jürgen Wittke, Hauptgeschäftsführer der Kammer.
Berliner Senat setzt auf „Mischung 2.0“
Auch Bausenator Christian Gaebler (SPD) sieht Handlungsbedarf. In neuen Stadtquartieren wie dem Blankenburger Süden oder dem Dreieck Späthsfelde sollen künftig wohnortnahe Werkstätten entstehen. „Nur wenn Wohnen und Arbeiten zusammengedacht werden, bleibt Berlin eine Stadt der kurzen Wege“, sagt Gaebler.
Ob diese „Mischung 2.0“ das Handwerk tatsächlich retten kann, ist offen. Sicher ist: Geht die Entwicklung so weiter, verliert Berlin nicht nur Arbeitsplätze – sondern ein Stück seiner DNA.