Erste Gespräche gab es schon

Berlin plus Hamburg: Kommt Olympia nach Deutschland?

Die Berliner Innensenatorin will die Spiele in die deutsche Hauptstadt holen. Doch der Berliner Handball-Manager Bob Hanning kritisiert die Sportförderung. Die Medaillenausbeute in Paris wäre erbärmlich gewesen.

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Sie holten eine der Medaillen für Deutschland: die 4x100m-Staffel mit Lisa Mayer, Rebekka Haase, Gina Lückenkemper und Alexandra Burghardt.
Sie holten eine der Medaillen für Deutschland: die 4x100m-Staffel mit Lisa Mayer, Rebekka Haase, Gina Lückenkemper und Alexandra Burghardt.Beautiful Sports/imago

Paris hat gerade gezeigt, dass die olympische Idee lebt, auch eine Großstadt mitten in Europa von den Spielen profitieren kann. Sportler und Zuschauer waren begeistert. Und deutsche Goldmedaillengewinner wie der Kanute Max Lemke und die Triathletin Laura Lindemann fordern, dass Deutschland endlich mal wieder Olympia nach Deutschland holt. Berlin wäre gerne dabei – vielleicht im Duett mit Hamburg. Das ist jedenfalls die Idee der Berliner Innen- und Sportsenatorin Iris Spranger (CDU).

Als „charmanter“ Punkt einer nationalen Bewerbung könnte ein „sportliches Tandem mit der Hansestadt Hamburg, aber auch mit weiteren Städten sein: Das wäre dann gut 50 Jahre nach der Wiedervereinigung ein herausragendes Zeichen des Zusammenwachsens, wenn die Spiele in den zwei größten Städten im Westen, Hamburg, und im Osten, Berlin, stattfinden würden“, sagt die Berliner Senatorin.

2036 oder 2040 wären das Ziel für Berlin

Gespräche mit der Hansestadt sollen laut dpa-Informationen sogar schon stattgefunden haben. Für Spranger würde die Zusammenarbeit mit der Hansestadt ein emotionales und vielfältiges Bild Deutschlands in der Welt abgeben: „Das hätte schon was: die Hamburger Mischung aus Großstadt, Coolness mit maritimem Flair und Berlin, die internationale Metropole, die Sportmetropole und die grünste Metropole in Deutschland.“

Der Präsident des Landessportbundes Berlin, Thomas Härtel, spricht im Rahmen des sogenannten Dialogverfahrens von Gesprächen auch mit anderen Städten und Regionen. Ein zentraler Punkt ist dabei das vom Internationalen Olympischen Komitee geforderte „One Village“, also ein zentrales Olympisches Dorf.

Die Berliner Innensenatorin Iris Spranger (3.v.l.) ist in Berlin auch für Sport zuständig. Hier eröffnete sie im Juli das neue Nachwuchs-Trainingszentrum Oberspree des Bundesligisten 1. FC Union Berlin.
Die Berliner Innensenatorin Iris Spranger (3.v.l.) ist in Berlin auch für Sport zuständig. Hier eröffnete sie im Juli das neue Nachwuchs-Trainingszentrum Oberspree des Bundesligisten 1. FC Union Berlin.Soeren Stache/dpa

Allerdings würde die Möglichkeit eines „Olympischen Dorfes in oder um Berlin herum sowie den Reitwettbewerben und dem Fußballturnier in Nordrhein-Westfalen – ähnlich wie jetzt bei den Spielen in Frankreich – dem One Village nicht entgegenstehen“, sagt Härtel. Eins steht für den 73-Jährigen aber fest: „Für eine Bewerbung 2036 geht es 100 Jahre nach den Spielen in Berlin nicht ohne Berlin. 2040 und damit 50 Jahre nach der Wiedervereinigung muss Berlin auch dabei sein. Das haben uns auch viele internationale Funktionäre jetzt auch in Paris gesagt. Berlin ist ein wichtiger Anker für die Bewerbung.“

Senatorin Spranger sieht zudem die Grundlagen in der Hauptstadt für die Austragung der internationalen Großveranstaltung gelegt. Die Fußball-Europameisterschaft habe „gezeigt, dass Berlin internationale Großveranstaltungen kann. Die Sportmetropole Berlin hat die nötige Infrastruktur, das logistische Know-how, die Erfahrung und die Kompetenzen, um globale Sportereignisse nach höchstem Standard zu veranstalten. Auch die Special Olympics Weltspiele 2023 waren ein großer und international beachteter Erfolg für Berlin.“

Sowohl für Spranger als auch für Härtel muss aber die gesamte Gesellschaft für die Olympischen Spiele sensibilisiert werden. Härtel, der vier Tage bei den Spielen in Paris vor Ort war, schwärmt von der euphorischen Atmosphäre in der französischen Hauptstadt: „Wie die Menschen gefeiert haben und begeistert waren, war ansteckend. Eine Goldmedaille für die Fans und Besucher, sie haben sichtbar gemacht, in welchem Miteinander Menschen in Frieden zusammenleben können.“

Medaillenausbeute in Paris: „Erbärmlich für Deutschland!“

Die Bundesregierung hat den Weg für eine deutsche Olympia-Bewerbung offiziell frei gemacht. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) unterzeichnete Anfang August bei den Sommerspielen in Paris die Grundlagenvereinbarung mit dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) und den an einer Bewerbung interessierten Bundesländern und Städten.

Erfolgreich als Handball-Manager und Trainer: Als Trainer des 1. VfL Potsdam feierte Bob Hanning im Mai den Aufstieg in die 1. Bundesliga.
Erfolgreich als Handball-Manager und Trainer: Als Trainer des 1. VfL Potsdam feierte Bob Hanning im Mai den Aufstieg in die 1. Bundesliga.Andreas Gora/dpa

Zuvor hatte das Bundeskabinett grünes Licht für die Unterstützung der Politik für einen neuerlichen deutschen Olympia-Anlauf gegeben. Dabei bevorzugt die Bundesregierung klar eine Bewerbung um die Sommerspiele 2040. Für Härtel müssten dann aber – 50 Jahre nach der Wiedervereinigung - die ostdeutschen Bundesländer als Austragungsorte einbezogen werden.

Was aber auch klar sein muss: Der olympische Sport braucht mehr Geld. Olympische Spiele in Deutschland, bei denen kaum ein Deutscher Medaillen gewinnt, ist nur schwer vorstellbar. Der Berliner Handball-Manager Bob Hanning (Füchse Berlin, 1. VfL Potsdam) kritisierte in einem Interview bei Sport1 die deutsche Sportförderung und die Medaillenausbeute in Paris : „Wenn man bedenkt, wie viele Medaillen wir bei den vergangenen Spielen gewonnen haben, ist das natürlich erbärmlich für ein Land wie Deutschland.“

Das Problem wäre die Sportförderung. „Die Italiener bekommen 180.000 Euro für eine Goldmedaille. Der deutsche Kanute bekommt 20.000 Euro und muss seine Reisen zu den Wettkämpfen teilweise auch noch selbst bezahlen“, sagt Hanning. „Da geht es primär gar nicht um Wertschätzung in Form von Geld, sondern um die Entwicklung der Sportler.“ ■