Rund 500 echte Kiez- und Eckkneipen gibt es noch in Berlin. Das Wilhelm Hoeck 1892 in Wilmersdorf, das Metzer Eck in Prenzlauer Berg oder das Sophieneck in Mitte. Kneipen, die oftmals mehr als 100 Jahre alt sind. Immer mehr entdecken auch Jüngere die Stampen von einst wieder. Nicht nur wegen Molle und Korn, sondern auch wegen der Berliner Küche. Drei leckere und einfach zuzubereitende Gerichte, die schon Oma und Opa mochten, stellen wir hier vor.
Aber was sind typische Berliner Gerichte? Vor allem herzhafte Speisen ohne viele Chichi. Auf der Speisekarte der Kneipe Zum Schusterjungen in der Danziger Straße 9 (Prenzlauer Berg) findet man etwa Pellkartoffeln mit Kräuterquark (9,50 Euro), Senfeier mit Stampfkartoffeln (9,80 Euro) oder Kalbsleber „Berliner Art“ mit Zwiebeln und Stampfkartoffeln (21,40 Euro).
Mit letzterem Gericht, das man zu Hause natürlich preiswerter hinbekommt, beginnen wir hier gleich.
Kalbsleber „Berliner Art“ mit Zwiebeln und Stampfkartoffeln
Zutaten: 4 Scheiben Kalbsleber, 3 weiße Zwiebeln, 3 süßsaure Äpfel (zum Beispiel Elstar, Pink Lady), 3 Stiele Majoran, 500 g Kartoffeln, 100 ml Milch, 1 EL Zitronensaft, Butterschmalz, Mehl, Butter, Salz und Pfeffer.
Zubereitung: Für die Stampfkartoffeln: Kartoffeln schälen, waschen und klein schneiden. In den Topf geben, salzen, 20 Minuten kochen, abgießen und kurz abdampfen lassen, 1 EL Butter und 100 ml Milch dazugeben und mit dem Kartoffelstampfer cremig stampfen. Eventuell nachsalzen. Zum Verfeinern: Man kann statt 100 ml Milch auch 50 ml Milch und 50 ml Sahne nehmen.
Für die Kalbsleber: Die Äpfel schälen, entkernen und in kleine Stücke schneiden. Mit dem Zitronensaft mischen, in einem Topf 10 Minuten aufkochen und danach mit einer Gabel grob zerdrücken. Zwiebeln in Ringe schneiden und in einer Pfanne mit 2 EL Butterschmalz 15 Minuten bei mittlerer Hitze braten. Kurz vor Schluss die Majoranblättchen untermischen. Sowohl Äpfel als auch Zwiebeln im Backofen warm halten. Die Kalbsleberscheiben halbieren, salzen, kräftig pfeffern und in Mehl wenden, in einer Pfanne mit erhitztem Butterschmalz bei mittlerer bis starker Hitze je Seite 2 Minuten braten. Die Leber mit den Äpfeln und den Zwiebeln belegen. Fertig!
Berliner Currywurst
„Einmal mit Darm, geschnitten, ein bisschen schärfer“ – so bestelle ich immer meine Currywurst bei Ziervogels Kult-Curry in der Schönhauser Allee. Ganz klar, das Geheimnis einer guten Currywurst ist die Soße. Uneins sind sich die Berliner natürlich auch darüber, ob eine Wurst mit oder ohne Darm besser schmeckt. Ich bevorzuge mit Darm, schön kross gebraten. Aber die andere Variante ist auch okay – wenn denn die Soße schmeckt. Und die gerne „ein bisschen schärfer“.
Zutaten: 500 ml passierte Tomaten, 2 kleine, ganz fein gehackte Zwiebeln, 1 EL Currypulver, 1 TL Cayennepfeffer, 1 TL Paprikapulver, 2 TL Gemüsebrühepulver, 4 TL Honig, 2 TL Apfelmus, 2 TL Sojasoße, Olivenöl. Und natürlich die Wurst, mit oder ohne Darm, am besten frisch vom Fleischer.
Zubereitung: Die Zwiebeln in einer Pfanne in Olivenöl glasig dünsten, alle weiteren Zutaten unterrühren und 15 Minuten köcheln lassen, im Backofen warm halten. Die Würste mehrfach von beiden Seiten einschneiden und in der Pfanne braten. Mehrfach während des Bratens drehen. Dann servieren. Je nach Wunsch kann man jetzt noch nachschärfen – mit Cayennepfeffer, Chilipulver oder Tabasco. Dazu passen Pommes und frisch aufgebackene Schrippen.

Berliner Beamtenstippe mit Hackfleisch
Stippe kommt von stippen, Berlinerisch für eintunken. War früher ein typisches Arme-Leute-Essen. Mit dem Wort wurde eine Soße bezeichnet, die zu Stampfkartoffeln gegessen wurde. Einst kamen in die Soße Fleischreste wie Speck, heute nimmt man meist Hackfleisch.
Zutaten: 600 g Hackfleisch, 100 g Butterschmalz, 4 Zwiebeln, 2 EL Mehl, 100 ml Fleischbrühe, 125 ml saure Sahne, Schnittlauch, Salz, Pfeffer.