Bauarbeiten

„Baum-Massaker“ droht am Tempelhofer Damm

60 gerettet geglaubte Bäume sollen nun doch abgeholzt werden. Alles nur, damit Autofahrer keinen Umweg fahren müssen, kritisieren Umweltschützer.

Author - Stefanie Hildebrandt
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Neue, geschützte Radwege auf dem Tempelhofer Damm. Ein weiterer Bauabschnitt soll nun in Angriff genommen werden, auf dem Mittelstreifen sollen dafür 60 Bäume gefällt werden.
Neue, geschützte Radwege auf dem Tempelhofer Damm. Ein weiterer Bauabschnitt soll nun in Angriff genommen werden, auf dem Mittelstreifen sollen dafür 60 Bäume gefällt werden.IMAGO/Andreas Friedrichs

Der Tempelhofer Damm soll zwischen Platz der Luftbrücke und Borussiastraße grundsaniert werden. Eigentlich sollten die 60 Straßenbäume auf dem Mittelstreifen während der Bauarbeiten stehen bleiben. Auf gut zwei Kilometern Länge stehen die bis zu 60 Jahre alte Bäume.

Doch nun sollen die Schattenspender und Luftverbesserer offenbar doch gefällt werden, so eine Mitteilung des Landesverbands Berlin des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND).

Grund für die Fällungen sei eine „bessere Ökobilanz und Flexibilität in der Baustellenlogistik“, informierte die zuständige Tempelhof-Schöneberger Bezirksstadträtin Saskia Ellenbeck (Grüne) am späten Dienstagnachmittag auf Bluesky. Die Stadträtin sei erst kurz vorher durch ein von Verkehrs-Staatssekretär Johannes Wieczorek (CDU) unterzeichnetes Schreiben informiert worden.

Extra neue Planungen, um Bäume auf dem T-Damm zu erhalten

Dabei sei die Kehrtwende der Senatsmobilitätsverwaltung überhaupt nicht nachvollziehbar, so der BUND. „Denn die Planungen für die umfangreichen Bauarbeiten im Tempelhofer Damm, bei denen von Wasserleitungen über U-Bahn-Tunnel bis zur kompletten Oberfläche alles erneuert werden soll, sind ursprünglich 2022 noch einmal neu gestartet worden, um die 60 Bäume auf dem Mittelstreifen zu retten.“

Der BUND Berlin lehnt die Fällung vitaler Straßenbäume ohne zwingenden Grund vehement ab. Bis neue Bäume Funktionen wie Schatten erfüllen, vergehen 30 Jahre; bis zu Naturschutzfunktionen wie Bruthöhlen 60 bis 80 Jahre. Einfach Straßenbäume zu fällen und später junge Bäume nachzupflanzen ist die schlechteste Lösung, zumal laut Angaben von Stadträtin Ellenbeck 90 Prozent der Bäume gesund sind, schreibt der BUND in seiner Mitteilung.

Alte Bäume können nicht durch junge ersetzt werden

Sie können nicht im gleichen Maße Staub filtern, Luft über Verdunstung befeuchten und Kohlendioxid in Sauerstoff umwandeln wie gestandene Exemplare. Um die Funktionen eines ausgewachsenen Baums zu übernehmen, bedarf es mehrerer junger Bäume, so die Argumentation der Umweltschützer.

Besonders bitter: erst im März 2024 stand der neue Plan mit einem ausgearbeiteten Umfahrungskonzept, das die bestehenden Bäume gerettet hätte. Seit der Übernahme der CDU in der Mobilitätsverwaltung wird der Erhalt von Straßenbäumen als nachrangig angesehen, so der BUND. ■