Der Bahnhof Berlin-Alexanderplatz soll moderner und kundenfreundlicher werden: So lautet das Prospektversprechen der Deutschen Bahn, mit dem sie im Februar den Fahrplan zum Mega-Umbau bekannt gab. Vier Jahre soll die Generalüberholung vom Dezember an dauern – der Brandschutz stehe dabei im Mittelpunkt. Doch nun räumt die Bahn ein, wozu die erste Generalüberholung des zentralen Verkehrsknotenpunktes seit 30 Jahren auch dient: Obdachlose sollen aus den Untergeschossen vertrieben werden. Ein Bahnsprecher spricht von einem „Angstraum“, den man mit dem Umbau beseitigen wolle.
Ein Sprecher der Deutschen Bahn sagte dem Tagesspiegel (Bezahlschranke), man werde einen Teil des Untergeschosses dauerhaft schließen und in Lagerfläche für Läden und Imbisse am Bahnhof umwandeln. Der Bahnsprecher wird mit diesen Worten zitiert: „Unser Ziel ist es, den dortigen Angstraum zu beseitigen“. In der Ausschreibung für die Sanierungsarbeiten wird demnach wörtlich das Ziel formuliert, man wolle „die Reduzierung von Aufenthaltsmöglichkeiten für Nichtreisende, wie zum Beispiel Wohnungslose“.

Bahn-Reisende erleben Bahnhof Alexanderplatz „wiederkehrend als Angstraum“
Das Eisenbahnbundesamt verspricht sich dem Bericht zufolge mit der Sanierung geringere Reinigungskosten sowie „für die Reisenden eine Erhöhung der Aufenthaltsqualität und Sicherheit im Bahnhof, resultierend aus einer Reduzierung von Störungen durch sich nicht sozialadäquat verhaltende Nichtreisende“.
Der Bahnsprecher erläutert, es gehe auch darum „Räume zu beseitigen, die von unseren Gästen als unangenehm empfunden werden“. Reisende würden die betreffenden Ecken im Untergeschoss des Bahnhofs „wiederkehrend als Angstraum“ beschreiben.
Man wolle den Bahnhof deshalb für Fahrgäste, die sich zwischen U-Bahn und S-Bahn bewegen, aufwerten, schöner und attraktiver gestalten.
Das Untergeschoss war ursprünglich als Shoppingzentrum für Bahnreisende gedacht, zeigt inzwischen jedoch deutliche Zeichen der Verwahrlosung: Ladenlokale stehen leer, ein Stadtplan aus dem Jahre 2011 wurde nie erneuert.
Obdachlose finden in diesen Räumen einen Rückzugort, der aber alles andere als sicher ist: Auf 5000 wird die Zahl von Obdachlosen geschätzt, dazu kommen rund 40.000 Wohnungslose, die vorübergehend eine Bleibe bei Bekannten finden und von Obdachlosigkeit bedroht sind. Nur für einen Bruchteil dieser Menschen stehen Notunterkünfte zur Verfügung.