
Diese Bühne ist eine Institution im Osten Berlins – und trägt genau das schon im Namen: Im „Theater Ost“ in Adlershof wird seit Jahren Theater gemacht, ein treues Publikum schätzt und liebt das Haus. Doch die Künstler müssen um die Existenz des kleinen Theaters kämpfen. Die Verzweiflung ist groß: Seit dem Einzug im Jahr 2008 kämpfen sie mit dem Verfall des Gebäudes, sagt Kathrin Schülein, die Gründerin und künstlerische Leiterin des Theaters. Das Haus müsste saniert werden, doch es tut sich nichts. Wann rettet Berlin das Theater Ost?
Undichtes Dach, kaputte Heizungen: Theater Ost kämpft gegen den Verfall
In den vergangenen zehn Jahren habe sich das Theater ein treues Publikum erspielt, sagte die künstlerische Leiterin Kathrin Schülein im Interview mit der Berliner Zeitung (erscheint, wie der KURIER, im Berliner Verlag). „Viele Abende sind ausverkauft, und wir merken, dass die Menschen nach wie vor ein großes Bedürfnis nach Theater haben.“ Doch nicht Programm oder Zuschauer, sondern das Haus selbst ist hier das große Problem: Es verfällt immer mehr. „Das Dach ist undicht, die Heizungen kaputt, es zieht durch jede Ritze. Eigentlich müssten wir jeden Tag mit Bauhelmen proben“, sagt sie.

Dabei blickt das Theater auf eine lange Geschichte zurück, atmet sogar TV-Historie der DDR. 1952 wurde es gebaut, damals als Fernsehtheater. Es ist das einzige erhaltene Fernsehtheater seiner Art in Deutschland, war ein zentraler Ort für viele Produktionen, die im Fernsehen der DDR zu sehen waren. Später wurde hier auch die „Aktuelle Kamera“ produziert, die wichtigste Nachrichtensendung der DDR wurde von hier aus bis zur Auflösung des DDR-Fernsehens gesendet. Seit 2021 bespielt nun das Theater Ost die heiligen Hallen. Nur: Wie lange noch?
Großer Saal im Theater Ost soll für Veranstaltungen vermietet werden
Laut Kathrin Schülein liegt die Verantwortung für die Sanierung beim Pächter, einem Architekten aus Köln. „Er hat das Gebäude im Rahmen eines Erbbaurechts 2021 übernommen. Und mit diesem Vertrag gehen Auflagen einher: Wer das Haus besitzt, muss es sanieren, und die Nutzung darf ausschließlich kulturell oder medial sein“, erklärt sie. „Doch bislang ist nichts geschehen.“ Der Pächter selbst wolle das Haus in eine Mehrzweckhalle umwandeln, die dann vermietet wird – ähnlich wie beim Admiralspalast in Mitte. Die Theatermacher macht das wütend. „Ohne uns wäre das Gebäude längst eine Ruine. Und nun sollen wir uns ins kleine Kammertheater zurückziehen, während der große Saal für Fremdveranstaltungen vermietet wird. Das ist absurd“, sagt Kathrin Schülein.

Nicht nur für das Publikum sei das Theater ein wichtiger Ort – auch für die Menschen, die hier arbeiten. „Wir alle im Ensemble sind in der DDR aufgewachsen. Dieses Theater ist für uns ein Ort, an dem wir unsere Geschichte erzählen können. Und wir sind überzeugt: Eine gesamtdeutsche Erinnerungskultur funktioniert nicht ohne die 40 Jahre DDR.“ Doch auch heute werden viele Einrichtungen aus dem Osten getilgt, verschwinden die Erinnerungen an die DDR nach und nach. Schülein: „Diese Erfahrung sitzt tief, nicht nur bei uns, sondern bei vielen Ostdeutschen. Deshalb sagen wir: Diesmal nicht. Wir lassen uns nicht noch einmal enteignen. Im Gegenteil – wir fordern Wiedergutmachung.“
Heizung im Theatersaal muss für 70.000 Euro in Gang gebracht werden
Sie fordert, dass Bund oder Land einen Teil der Kosten übernehmen, damit auch symbolisch Verantwortung für das Theater Ost tragen. Und auch die Berliner können einen Teil zur Rettung beitragen. Für die Instandhaltung des Hauses seien Spenden nötig – so müsse etwa die Heizung des großen Theatersaales wieder an das Fernwärmenetz angeschlossen werden. 70.000 Euro kostet das. „Proteste, die ein wichtiger Baustein in diesem Prozess wären, müssten sich an den Senat für Stadtentwicklung und Umwelt richten. Das Land Berlin ist nach wie vor Grundstückseigentümer“, sagte Schülein der Berliner Zeitung. Dem Land Berlin sei das Gebäude Anfang der 90er-Jahre zugeschrieben worden. „Aktuell wird von dieser Seite eine Unterschrift für die weiteren Genehmigungen als Veranstaltungsstätte verweigert. Dass man uns rausdrängen will, liegt auf der Hand.“