Tagesausflüge oder Kurztrips nach Brandenburg sind bei Touristen aus Berlin und von anderswo beliebt. Und was gibt es nicht für tolle Destinationen direkt vor der Haustür? Der Spreewald lockt mit seinen Wasserstraßen, preußische Schlösser und Gärten in Rheinsberg, Potsdam und Co. warten auf Besucher wie auch Hofläden und tolle Radstrecken in der Mark Brandenburg.
Nachdem an der mecklenburgischen Ostsee eine Welle von Stornierungen wegen der dortigen AfD-Erfolge bei der Bundestagswahl eintrudelte, liegt nun die Frage nah: Wie halten es die Berliner mit ihrem direkten Nachbarn Brandenburg? Wir der Urlaub aus politischen Gründen gecancelt, sinken die Buchungszahlen?
Immerhin sprechen hier, wie auch anderswo in der Republik, die Wahlergebnisse eine deutliche Sprache. In Lübben im Spreewald kam die AfD etwa auf 39 Prozent der Stimmen, im Norden Brandenburgs, in Rheinsberg auf 36,45 Prozent, in Oranienburg holten die Blauen 32,6 Prozent, in Eberswalde 31,4. In Bad Saarow mit seiner beliebten Therme wählte man mit 36,7 Prozent blau, Cottbus ist mit 42 Prozent für die AfD noch nicht der Spitzenreiter. Den Ort, an dem die AfD in Brandenburg das beste Ergebnis erzielte, kennen Touristen wohl eher nicht. In Jämlitz Klein-Düben ganz im Süden des Bundeslandes kam die AfD auf 69,2 Prozent. So weit die Statistik. In Berlin gewann die AfD nur im Bezirk Marzahn-Hellersdorf die meisten Stimmen.
Berlin und Brandenburg bei der Wahl gespalten
Berlin und Brandenburg sind eng miteinander verflochten, auch wenn die Bedürfnisse und Aufgaben für die Politik in Stadt und Land komplett unterschiedlich sind. Pendler reisen wegen der Arbeit von hier nach da, Wochenend-Brandenburger fallen auf der Suchen nach Ruhe vor der Stadt in den Dörfern ein. Man weiß sich zu schätzen oder man weiß sich zu nehmen. Bisher verzeichnen DEHOGA und Tourismusverband in Brandenburg keine Einbußen.

„Wir können für Brandenburg konstatieren, dass die Übernachtungszahlen über dem Vor-Corona-Niveau liegen und besonders das Seenland-Oderspree und der Spreewald besonders zugelegt haben. Aktuell haben wir keine Informationen über einen Rückgang der Buchungen vorzuliegen“, schreibt Olaf Lücke, DEHOGA Hauptgeschäftsführer in Brandenburg auf eine Nachfrage des Kuriers. Und auch die Kollegin vom Tourismusverband Brandenburg lässt wissen, man habe bisher nicht von Stornierungen Kenntnis erhalten.
Urlaubsdiskussion ist kleinkariert
Am Ende sieht es die Mehrheit der Urlauber wohl so wie einer unserer Kurier-Leser: „Ich finde die Diskussion sehr kleinkariert. Wenn ich meinen Wahlzettel in Elbe-Elster gesehen habe, konnte ich nur einen Abgeordneten wählen, dessen Partei nicht im Bundestag ist. Die Parteien im Bundestag sind weit von der Basis und damit der Realität weit weg. Ausbaden müssen es die Länder und Kommunen.“
Erfolg der AfD auch im Westen
Es sei nicht der Weg, der AfD zu schaden, indem Urlaubsorte und Hotels boykottiert werden, so ein anderer Leser. „Auch im Westen unseres Landes hat die AfD Erfolge und ihre Wurzeln. Das sollten diejenigen von dort nicht vergessen, die wegen der AfD aus Angst stornieren. Wir haben Wahl- und Meinungsfreiheit, hier gilt es zu überzeugen, statt Panik zu verbreiten. Ich hoffe und wünsche, dass die Ostsee weiterhin schöne Urlaube bietet, mit den Menschen vor Ort, trotz Fahrt ins Blaue.“
Gelebte Demokratie muss andere Meinungen aushalten
Gelebte Demokratie sei es, wenn jeder wählen könne, was er wolle und auch reisen, wohin er möchte. „Zu einer funktionierenden Demokratie gehört auch, dass man andere Meinungen akzeptiert. Auch wenn diese einem nicht gefallen. Und den Urlaub deswegen zu streichen halte ich für sowas von dumm und einfältig“, meint ein Leser.
Immerhin hätten schließlich mehr als 10 Millionen Bürger die Blauen gewählt. In jedem Bundesland hat die AFD Anhänger. Dann müssten die Kritiker doch den Urlaub in Nepal machen. „Italien, Österreich, Ungarn, Frankreich, Türkei, Slowenien, Tschechien geht ja auch nicht. Da sind die Rechten noch stärker. Nebenbei, ich bin SPD Wähler und das schon 40 Jahre.“ ■