Der Abriss an der Cantianstraße in Berlin-Prenzlauer Berg geht voran. Doch nicht alles vom Friedrich-Ludwig-Jahn-Stadion wird dem Erdboden gleich gemacht und landet auf dem Müllhaufen der Geschichte. Wie die bunten Sitzschalen, die nun von Brandenburger Vereinen gerettet werden.
Über 19.000 Sitzplätze hatte das Jahnstadions. Dazu zählten auch die bunten Kunststoffsitze, auf denen so mancher Sportfan in der Vergangenheit die Spiele des BFC Dynamo verfolgte oder internationale Wettbewerbe sah. Es wäre schade, wenn diese nun auch noch vernichtet werden. Daher hat die Senatssportverwaltung im Vorfeld des Abrisses, die Kunststoffschalen zur Weiternutzung für Vereine freigegeben. Bis zum 15. Oktober können Interessenten sich bei der Behörde melden.
Laut einem Bericht der MAZ haben sich bereits mehrere kleine Klubs aus dem Berliner Umland und Brandenburg bei der Senatsverwaltung um die Schalensitze bemüht. Sie wollen damit ihre Sportanlagen verschönern.

Allerdings mussten Vertreter von Fußballvereinen mit Werkzeug und Anhängern selber nach Berlin fahren, um sich die Sitze abzumontieren und zu holen. So wie die SG Eintracht Peitz.
Teammanager René Bielke hatte bereits im Frühjahr bei einem Auswärtsspiel in dem Stadion erfahren, dass die Sitze ausrangiert werden. Nach erfolgreicher Bewerbung konnte der Verein vor wenigen Wochen sich über 100 Sitze mit einem großen Anhänger abholen.
Jahnstadion: Brandenburger Verein staubte auch Köpfe für Rasensprenger ab
Auch die Vereinsmitglieder der SG Phönix Wildau waren im Jahnstadion. „Ich fand die Möglichkeit, sich Sitze zu sichern, sehr gut, aber das war schon ein etwas komisches Gefühl, so alleine in dem leeren Stadion zu sein“, sagte Florian Karwinkel, Fußballer der ersten Männermannschaft, der MAZ. Der Klub tritt in der Landesliga Süd an. „Es ist ja eine sehr traditionsreiche Arena. Ich war ein- bis zweimal bei Pokalspielen im Stadion. Man musste schon daran denken, welche sportlichen Höhepunkte es hier gegeben hat“, so Karwinkel.
Vor etwa zwei Wochen waren Vereinsmitglieder im Jahnstadion, montierten über 120 Schalensitze ab. Sie sollen nun in dem Otto-Franke-Stadion in Wildau installiert werden. Der Verein rechnet damit, dass viele Besucher in ihre Arena kommen werden, um die historischen Sitze aus dem Jahnstadion wiederzusehen.
Aber nicht nur die Sitze hätten es laut der MAZ den Brandenburger Vereinen angetan. Sogar Köpfe für Rasensprenger, die einst im Jahnstadion ihre Dienste verrichten, wurden genommen. 14 Rasensprenger-Köpfe sind nun im Besitz des MSV Neuruppin.
Wie es mit dem Abriss des Jahnstadions weiter geht. Derzeit läuft ein Eilantrag der Naturfreunde Berlin vor dem Verwaltungsgericht, um einen Stopp der Abrissarbeiten zu erreichen. Laut dem Umweltverband hätte der Senat es im Vorfeld des Abrisses versäumt, Ausgleichsflächen und -anlagen für Vögel und Fledermäuse zu errichten, die im Jahnstadion heimisch sind. Die zuständigen Senatsverwaltungen sehen das anders, erklärten, es hätte Maßnahmen zum Artenschutz gegeben, weitere würden folgen.
Der Eilantrag der Naturfreunde war am 8. Oktober um 16.57 Uhr beim Verwaltungsgericht Berlin eingegangen und liegt nun den Richtern der 24. Kammer vor, teilte eine Gerichtsprecherin mit. Eine Entscheidung der Richter wird in den kommenden Tagen erwartet. ■