600 Euro pro WG-Platz

30 Inder als Zwischenmieter! Wie die Remmos an Fahrradkurieren verdienen

Ein berüchtigter Berliner Clan macht Geld mit der Vermietung an Fahrradkuriere. Warum der Bezirk Neukölln dadurch große Probleme bekommt.

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Mit Fahrradkurieren verdient der Berliner Remmo-Clan ordentlich Geld.
Mit Fahrradkurieren verdient der Berliner Remmo-Clan ordentlich Geld.Bihlmayerfotografie/imago

In Berlin sorgt eine Immobilie aus dem Besitz der Remmo-Großfamilie für Diskussionen: In einem ihrer beschlagnahmten Häuser wohnen rund 30 indische Studenten zur Zwischenmiete – zu Preisen ab 600 Euro pro Platz. Diese Wohnsituation könnte nun auch für die Behörden in Neukölln zum Problem werden.

Die Remmo-Familie ist bekannt für kriminelle Aktivitäten, darunter Drogenhandel, Waffendelikte und Einbrüche. Einige Mitglieder betätigen sich auch im Immobiliengeschäft – unter anderem durch die Vermietung möblierter Zimmer mit befristeten Verträgen. Gerade bei solchen Angeboten greift die Mietpreisbremse nicht.

Das Gebäude in Buckow, in dem die Studierenden untergebracht sind, gehört noch einem 41-jährigen Clan-Mitglied, das bereits mehrfach Vater wurde und aus dem Libanon stammt, schreibt der Tagesspiegel. In Kürze soll entschieden werden, ob das Haus endgültig in Staatsbesitz übergeht.

Die Immobilie gehört zu jenen 77 Objekten, die 2018 im Zuge von Ermittlungen gegen die Remmos vorläufig beschlagnahmt wurden. Die Justiz geht davon aus, dass sie mit kriminellen Geldern erworben wurden.

Im vergangenen Jahr bestätigte das Berliner Landgericht die Einziehung des Hauses in Buckow, da der damalige Käufer zum Zeitpunkt des Erwerbs von Sozialleistungen lebte – ein eklatantes Missverhältnis zwischen Einkommen und Kaufpreis, wie die Richter befanden. Gegen dieses Urteil wurde Einspruch eingelegt, sodass nun eine höhere Instanz entscheidet.

Viele der dort lebenden Inder kamen für ihr Studium nach Berlin und arbeiten nebenbei als Fahrradkuriere für Lieferdienste, so der Tagesspiegel. Laut unbestätigten Berichten teilen sich mehrere Personen ein Zimmer, obwohl die Miete bei mindestens 600 Euro pro Platz liegt.

Undurchsichtige Mietverhältnisse bei den Remmos

Offiziell tritt eine Firma, die einem Inder gehört, als Vermieter auf, heißt es in dem Bericht. Dieser wiederum soll geschäftlich mit der Firma des Claneigentümers verbunden sein, schreibt der Tagesspiegel. Beide Unternehmer waren für eine Stellungnahme zunächst nicht erreichbar. Allerdings gibt es bislang keine Hinweise auf strafrechtlich relevante Verstöße in diesem Zusammenhang.

Das Berliner SEK stürmte die Villa der Clan-Familie Remmo.
Das Berliner SEK stürmte die Villa der Clan-Familie Remmo.BK

Sollte das Gericht das Haus endgültig dem Staat zusprechen, wäre das Bezirksamt Neukölln für die Zukunft der Bewohner verantwortlich. In diesem Fall müssten die Behörden klären, wer genau dort wohnt, unter welchen Bedingungen Mietverträge bestehen und ob möglicherweise sittenwidrige Vermietungen vorliegen. Auch eine mögliche Umsiedlung der aktuellen Bewohner wäre dann ein Thema.

Ähnliche Probleme traten bereits in anderen Bezirken auf: So wurden in Neukölln schon mehrfach beengte Unterkünfte geräumt, in denen Roma-Familien aus Südosteuropa untergebracht waren – teils für 250 Euro pro Matratzenplatz. In solchen Fällen muss das Bezirksamt sicherstellen, dass die Betroffenen nicht obdachlos werden.

Remmo-Clan-Immobilien im Fokus der Justiz

Seit Jahren wird um die beschlagnahmten Immobilien aus dem Remmo-Umfeld gestritten. Jüngst entschied das Landgericht, dass 58 von ihnen im Besitz der öffentlichen Hand bleiben sollen – allerdings sind weitere Rechtsmittel möglich. Eine bekannte Villa in Buckow wurde nach jahrelangem Rechtsstreit endgültig enteignet, sodass die Remmos das Gebäude 2024 verlassen mussten.

Seit 2017 ermöglicht es das Gesetz, Vermögen auch dann einzuziehen, wenn keine konkreten Straftaten nachgewiesen wurden. Das sogenannte selbstständige Einziehungsverfahren verlangt vom Betroffenen, dass er die legale Herkunft seines Vermögens nachweist. Dieses Prinzip kommt auch beim Haus in Buckow zur Anwendung.

Die kriminelle Vergangenheit des Clans ist lang: Bereits 2014 verübte ein Mitglied einen Sprengstoffanschlag auf eine Bankfiliale in Berlin, um Schließfächer zu plündern. 2017 verschwand eine 100-Kilogramm-Goldmünze aus dem Bode-Museum, 2019 folgte ein Einbruch in das Grüne Gewölbe in Dresden. Auch ein Geldtransporterüberfall im Jahr 2021 wird einem Angehörigen zugeschrieben.

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