Noch nicht alle Geschenke zusammen? Dann wird es aber Zeit. Nur noch Montag und der Dienstagvormittag stehen für die letzte Schnellshop-Tour zur Verfügung. Online dürfte meist die Zeit bis zur Lieferung nicht mehr ausreichen. Also ab in die Geschäfte. Aber was kaufen? Immer gut: Bücher, Musik und Filme. Der KURIER gibt Last-Minute-Geschenk-Tipps.
Tom Gaebel: A Christmas to remember
Die Frage darüber, was Weihnachten für Musik gespielt wird, kann leicht für Streit in der Familie sorgen. Was Klassisches oder was Modernes? Tom Gaebel heißt der Kompromiss. Der deutsche Frank Sinatra swingt sich mit dem Album auch hier in die Herzen seiner Fans.
„Last Christmas“ klingt bei ihm nicht ganz schmalzig wie im Original, dazu kommen Klassiker wie „Driving home for Christmas“ (Chris Rea), „Schlittenfahrt zum Weihnachtsmarkt“ (James Last) oder „All I want for Christmas is you“ (Mariah Carey). Für Duette haben sich The BossHoss, Gregor Meyle und Helmut Lotti angesagt.

Michael Kiwanuka: Small changes
Mit „Cold little heart“, dem Titellied der Serie „Big Little Lies“ wurde der Brite im Jahr 2016 zum Soul-Superstar. Es ist gut, dass Kiwanuka mit seiner Musik wirklich nur „Small changes“ (kleine Wechsel) vollzieht. Der Sound hat sich in acht Jahren kaum verändert.
Songs, die perfekt zum Winter, zur kalten Jahreszeit, passen. Die Musik, das warme Timbre des Briten hüllt einen wie ein Kuscheldecke ein. Michael Kiwanuka kombiniert klassischen Soul mit Orchestermusik, mit Folk und beatleesken Passagen. Songs wie „Follow your dreams“ und „Floating parade“ sind perfekte Stresskiller, die einen den Wahnsinn des Alltags vergessen lassen.

Snopp Dogg: Missionary
Seine Fans haben lange darauf gewartet. Dass sich der alte Snopp Dogg (auch schon 53) mal wieder mit dem Produzenten Dr. Dre (Eminem, 50 Cent) zusammentut. „Missionary“ bringt den G-Funk der 90er zurück. Und den infantilen Humor von einst. Was man schon am Untertitel des neuen Albums erkennt: „Aural pleasure: Brand Latex Condoms Lubricated“.
Die Handschrift von Dr. Dre ist sofort zu erkennen. An den Grooves, den Funk-Samples aus den 70ern, den Oldschool-Synthis, den Doos und Woops. Sehr lässig und sehr verkifft. Wie früher eben. Eminem und 50 Cent („Gunz N smoke“) sind natürlich auch dabei. Überraschungsgast: Sting.

Beetlejuice Beetlejuice von Tim Burton
Den Humor von Regisseur Tim Burton erkennt man schon am Filmtitel. Ein zweiter Teil heißt bei ihm nicht „Beetlejuice 2“, sondern „Beetlejuice Beetlejuice“. 36 Jahre nach der verhinderten Hochzeit mit dem Bio-Exorzisten Beetlejuice kehren drei Generationen der Deetz-Familie nach Winter River zurück. Die Familie ist immer noch bekloppt – und das Haus düster.
Das Unheil nimmt seinen Lauf, als Astrid (Jenna Ortega), die Tochter von Lydia (Winona Ryder, das Modell der Stadt auf dem Dachboden entdeckt und versehentlich das Tor zur Totenwelt öffnet. Im Diesseits und Jenseits braut sich Unheil zusammen, und es dauert nur ein Fingerschnipsen, bis jemand Beetlejuice dreimal ruft und der Dämon zurückkehrt, um Chaos zu stiften.
So charmant, kunterbunt und märchenhaft-durchgeknallt kann nur Tim Burton Gruselgeschichten erzählen. Wollen wir hoffen, dass wir nicht weitere 36 Jahre auf „Beetlejuice Beetlejuice Beetlejuice“ warten müssen.

„Joker: Folie à deux“ mit Joaquin Phoenix und Lady Gaga
Über den Film ist die Meinung der Fans zwiegespalten. Das Düstere, die Wucht des ersten Films fehle, sagen die einen. Die Durchgeknalltheit von Joker komme durch die Musicalhaftigkeit von Teil 2 viel mehr zum Tragen, sagen die anderen. Joaquin Phoenix gewann für den ersten „Joker“-Film den Oscar als bester Hauptdarsteller.
Joker, eine Figur aus dem Universum von DC Comics, der später zum Gegenspieler von Batman wird. Der Film zeigte, warum aus dem unverstandenen Stand-up-Comedian Arthur Fleck der verrückte Joker wurde. Am Ende putschte er die Massen auf – und legte Gotham City in Schutt und Asche.
„Joker: Folie à deux“ zeigt, was danach passierte. Joker in der Psychiatrie, Joker vor Gericht. Und Joker verliebt. In Harleen (Lady Gaga). Konflikte werden diesmal singend ausgetragen. Und so wurde aus dem Film ein bizarres Musical. Das gut klingt – dankt Lady Gaga.

John Grisham und Jim McCloskey: Unschuldig
Wo John Grisham draufsteht, ist ein Justiz-Thriller drin. Ja. Nein. Auch „Unschuldig“ dreht sich, wie der Titel schon vermuten lässt, um die US-Justiz. Aber diesmal erzählt John Grisham keinen spannenden, aber ausgedachten Thriller. Nein, „Unschuldig“ ist ein Sachbuch (Heyne Verlag, 462 Seiten, 24 Euro), deshalb aber nicht weniger packend. Aber auch verstörend.
Grisham und Jim McCloskey (der sich für zu Unrecht Verurteilte in den USA einsetzt) erzählen akribisch recherchiert zehn „True Crime Storys“ von skandalösen Fehlurteilen. Wahre Geschichten von Menschen, die unschuldig Jahrzehnte hinter Gitter saßen. Weil sie zum falschen Moment am falschen Ort waren, auf unfähige Polizisten, Anwälte und Richter trafen.
Oder noch schlimmer: Weil sie auf Polizisten, Anwälte und Richter trafen, denen das Recht egal war, die nur Recht bekommen wollten. Koste es, was es wolle. Nach 462 Seiten hat man das Gefühl, dass Rechtssprechung in den USA manchmal nicht anders als in einer Bananenrepublik funktioniert.

Robert Harris: Abgrund
Der Engländer ist ein Meister darin, Geschichte lebendig werden zu lassen. Das begann 1992 mit dem Roman „Vaterland“, der die Geschehnisse um die Wannsee-Konferenz zu einem Polit-Krimi machte. Harris nahm den Leser später mit in den Zweiten Weltkrieg („Enigma“), ins Alte Rom („Imperium“) oder in den englischen Bürgerkrieg von 1642 bis 1649 („Königsmörder“).
„Abgrund“ (512 Seiten, 412 Seiten, 25 Euro) entführt in den Sommer 2014, nach London kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs. In die Schicht der Reichen, Schönen und Mächtigen. Wie immer hangelt sich Robert Harris an wahren historischen Fakten entlang. Der verheiratete, englische Premierminister H.H. Asquith (damals 62) hatet eine Affäre mit der 26-jährige Venetia Stanley. Die sich täglich schrieben, wie besessen. Selbst vor Staatsgeheimnissen macht Asquith nicht halt, der Geheimdienst wird misstrauisch, beginnt zu ermitteln.
