50,89 Meter lang – so groß war noch keine Straßenbahn in Berlin! Der neue „Urbanliner“ von Alstom ist ein echtes Riesenbaby auf Schienen: Platz für 312 Fahrgäste, Hightech pur – und trotzdem noch kein einziger Zug im Linienbetrieb.
Warum dauert das so lange? „Es gibt Probleme mit der Zulassung“, sagt ein Insider. „Aber das war bei allen neuen Bahnen so.“ Die modernen Trams seien „rollende Computer“, die sich erst mit der vorhandenen Technik „anfreunden“ müssten – wie neue Kollegen im Team.

Zum Auftakt der Berliner Schienenverkehrswochen des Fahrgastverbands IGEB zeigt die BVG stolz das XXL-Gefährt auf dem Betriebshof Lichtenberg. Doch die erste Frage der Besucher ist immer dieselbe: „Wann fährt das Ding endlich?“ Bei der Vorstellung im Sommer 2024 hieß es, dass der Einsatz im ersten Vierteljahr 2025 beginnen soll.
Berichte, dass ein neuer Urbanliner schon mal entgleist ist, können Karsten Grzelak, Leiter der Trambeschaffung, und seine Kollegin nicht bestätigen. Es gebe nicht das eine große Problem, das die Inbetriebnahme verzögert. Stattdessen hat sich gezeigt, dass viele Themen abzuarbeiten sind. In vielen Fällen geht es um Steuerungen und andere Software-Fragen. Dann muss neu geplant und neu getestet werden. Das braucht Zeit.
Innen modern, außen ohne Spiegel
In der Tat war anfangs die Kommunikation mit Weichen und Signalen ein Thema, sagen die BVG-Mitarbeiter. Aber damit sei man inzwischen durch. Aktuell geht es darum, die neue Bahn für das rechnergestützte Betriebsleitsystem (RBL) erkennbar zu machen. Schließlich soll auch die Leitstelle in Echtzeit wissen, wo die Bahnen unterwegs sind.
„Wir sind mit der Technischen Aufsichtsbehörde laufend im Gespräch“, sagt Grzelak. „Wir gehen davon aus, dass der Einsatz im Fahrgastbetrieb in diesem Jahr beginnt.“
Drinnen ist der Urbanliner ein echtes Raumwunder: große Mehrzweckabteile, Plätze in verschiedenen Höhen, Licht, das sich dem Wetter anpasst – „im Sommer kühl, im Winter warm“, erklärt Grzelak. Außen fallen die fehlenden Außenspiegel auf. Stattdessen überwachen Kameras die Umgebung. Auch im Innenraum gibt es reichlich Überwachung – für mehr Sicherheit.

„Wir sind zufrieden,“ sagt Christian Linow vom Fahrgastverband IGEB – aber: Haltegriffe und mehr Halteschlaufen wären sinnvoll. Und dann sind da noch die auffälligen schwarzen Kappen an den Sitzen, die Vandalen anziehen könnten.
USB-Steckdosen? Fehlanzeige! „Das war in der Ausschreibung nicht vorgesehen,“ so Grzelak. Nachrüsten sei zu teuer: „Dafür könnten wir jedem Fahrgast ein iPhone schenken.“
Noch länger? Kein Problem!
Fahrgastvertreter fordern schon jetzt noch längere Bahnen. Denn viele Berliner Bahnsteige sind 62 Meter lang. „Bei neuen Ausschreibungen sollten 60-Meter-Trams eingeplant werden,“ fordert Linken-Politiker Kristian Ronneburg.