An diesen Anblick werden sich die Berliner in den kommenden Jahren gewöhnen müssen: Die neue Baureihe „J“ der U-Bahn ist offiziell vorgestellt worden. Sie ist ein ganzes Stück moderner, als die alten Züge, die aktuell noch in den Hauptstadttunneln herumfahren.
Premierenfahrzeug der neuen U-Bahn-Baureihe „J“
Ein großer Tag für alle U-Bahn-Fans: Am Donnerstag wurde am U-Bahnhof Olympia-Stadion der Premierenzug der brandneuen Baureihe „J“ präsentiert! Die modernen Züge sollen den überalterten Fuhrpark in den kommenden Jahren ersetzen. Sie sollen außerdem „das Angebot verdichten“ – also die Kapazität erhöhen.
Zur Übergabe durch den Berliner Hersteller Stadler erschien neben dem BVG-Vorstand Rolf Erfurt auch die Verkehrssenatorin Manja Schreiner (CDU), Stadler-Chef Jure Mikolcic und der Regierende Bürgermeister von Berlin, Kai Wegner (CDU). Letzterer durfte sogar mal auf dem brandneuen Fahrersitz Platz nehmen, wie die Bilder der U-Bahn-Premiere zeigen.

Die neuen Züge heißen „J“ für das Großprofil und „JK“ für das Kleinprofil. Am Premierentag wurde die schmale Variante vorgestellt, wie sie später auf den Linien U1 bis U5 fahren wird. Die neue U-Bahn hat ein flaches, modernes „Gesicht“ und große Fenster, wurde insgesamt schlicht, aber schick entworfen – und erstrahlt natürlich im typischen Gelb der BVG. Die Wände sind nach außen gewölbt, Bombierung heißt das. Im Innenraum wartet das neue Sitzmuster der BVG auf die Fahrgäste. Die Infobildschirme wurden an den Wänden platziert, die Türsäulen flacher. Obwohl es sich hier um die schlankere U-Bahn handelt, wirkt der Innenbereich ziemlich geräumig.
Bis die Berliner die Baureihe in Aktion sehen können, dauert es aber noch ein bisschen: Ab dem Spätsommer 2024 sind zwölf Wochen lang Testfahrten mit Fahrgästen geplant, wie der BVG-Vorstand bei der U-Bahn-Premiere verkündete. Der Tagesspiegel berichtete.

Baureihe „J“ sollte schon viel früher geliefert werden
Doch so groß die Freude über den ersten gelieferten Zug der Baureihe „J“ auch sein mag – er kommt mit einer erheblichen Verspätung! Eigentlich sollten die ersten Wagen schon vor drei Jahren, 2021 geliefert werden. Schuld ist unter anderem ein Gerichtsfall. Die U-Bahnen werden in Berlin von Stadler gebaut, doch der französische Konkurrent Alstom wollte den Milliardenauftrag unbedingt ergattern und versuchte jahrelang, sich einzuklagen. Erst im März 2020 entschied das Kammergericht endgültig: Die BVG darf die Züge bei Stadler kaufen.
Die weitere Verspätung geht auf das Konto des Herstellers. Bei der Vorstellung des ersten fertigen Rohbau-Wagenkastens im Mai 2022 hatte Stadler-Chef Jure Mikolcic eigentlich versprochen, dass der erste Zug Ende 2022 an die BVG übergeben werde. Jetzt ist es Anfang 2024 geworden. Aber wie heißt es so schön: besser spät, als nie!