Verkehrssicherheit

BVG-Stau immer schlimmer! DARUM tritt Berlin bei Busspuren auf die Bremse

Experten sind sich einig: Berlin braucht mehr Busspuren, sofort. Aber der Senat bremst. Und bestehende Pläne werden nicht umgesetzt.

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In Berlin wird die Busspur der BVG leider oft zugeparkt. Trotzdem fordern Verkehrsexperten mehr Busspuren.
In Berlin wird die Busspur der BVG leider oft zugeparkt. Trotzdem fordern Verkehrsexperten mehr Busspuren.Sabine Gudath/imago

Berlins Busse stehen im Stau – und mit ihnen Tausende Fahrgäste jeden Tag. Verspätungen, überfüllte Haltestellen, Frust auf ganzer Linie. Dabei wäre die Lösung längst da: Busspuren. Einfach, günstig, effektiv. Und dank einer neuen Regelung auch deutlich leichter umzusetzen. Doch obwohl die Gesetze inzwischen mitspielen, bleibt die Hauptstadt erstaunlich zögerlich.

Seit der Reform der Straßenverkehrsordnung im vergangenen Jahr braucht es keine 20 Busse pro Stunde mehr, keine akute Gefahrensituation, keine haarsträubenden Begründungen. Umwelt, Gesundheit und Klimaschutz reichen jetzt völlig aus, um Busspuren anzuordnen.

Und plötzlich zählt nicht mehr nur der Autoverkehr – auch Busse, Radler und Fußgänger bekommen rechtlich Rückendeckung. Wer jetzt noch sagt, es ginge nicht, ist entweder schlecht informiert oder schlicht nicht willens.

„Jetzt kann niemand mehr sagen, man könne in Sachen Busspuren nichts machen“, sagt Verkehrsforscher Andreas Knie vom Wissenschaftszentrum Berlin dem RBB. Aus seiner Sicht dürfe keine große Straße mehr ohne Busspur bleiben, zumindest innerhalb des S-Bahn-Rings.

Verkehrsforscher, Fahrgastverbände, selbst Taxi- und Fahrradlobby – alle sind sich einig: Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) brauchen mehr Busspuren, und zwar sofort. Große Straßen wie die Sonnenallee, die Urbanstraße oder die Leipziger Straße sind längst überfällig. Vorschläge liegen auf dem Tisch, die Probleme sind bekannt – nur Entscheidungen bleiben aus.

Statt zügig loszulegen, verweist die Verkehrsverwaltung auf eine Liste alter Projekte, die schon vor Jahren geplant wurden. 19 angeordnete Busspuren sind bis heute nicht realisiert worden. In Spandau, Steglitz-Zehlendorf, Tempelhof-Schöneberg, Neukölln und in Mitte. Namen wie Invalidenstraße oder Britzer Damm geistern herum, geprüft wird ewig – gebaut wird nichts. Die Hoffnung, dass bald etwas passiert – sie schrumpft mit jedem Tag weiter.

Pünktlichkeit verbessert sich durch Busspuren

Dabei zeigen frühere Beispiele eindrucksvoll, was selbst ein paar Hundert Meter Busspur bringen können. Auf der Strecke des TXL-Busses etwa kletterte die Pünktlichkeitsquote nach Einführung von Busspuren von knapp 80 auf über 85 Prozent. Und die BVG spart nicht nur Zeit, sondern bares Geld: Ohne Entschleunigung müssten jährlich 65 Fahrerinnen und Fahrer weniger beschäftigt werden – das wären über drei Millionen Euro Ersparnis. Doch der Senat lässt sich lieber Zeit.

Auch der Invalidenstraße in Mitte täte eine Busspur für BVG-Busse sicher gut.
Auch der Invalidenstraße in Mitte täte eine Busspur für BVG-Busse sicher gut.Jürgen Heinrich/imago

Vielleicht ist das auch gut so. Denn einfach nur ein paar Linien auf die Straße pinseln – das reicht natürlich nicht. Spuren müssen bis an die Kreuzungen reichen, sonst stehen BVG-Busse trotzdem im Abbiegestau. Und sie müssen regelmäßig überwacht werden, damit sie nicht zur Dauerparkzone verkommen. Auch Vorrang an Ampeln ist längst überfällig – viele Lichtanlagen stammen allerdings noch aus dem letzten Jahrhundert. Der Umbau ist teuer, aber lohnend.

Ein weiteres Problem sind – leider – Lieferanten, die in zweiter Reihe parken und Fahrradfahrer. Radfahrer können im dichten Verkehr nur schwer umkurvt werden. Das Risiko fährt immer mit. Pop-up-Radwege wären sicher eine Lösung, aber der neue Berliner Senat ist darauf nicht so gut zu sprechen.

Nur 88 Prozent der Busse kamen im vergangenen Jahr pünktlich

Fahrgäste warten also weiter. Auf pünktliche BVG-Busse. Auf politische Entschlossenheit. Auf sichtbare Verbesserungen. Und in der Zwischenzeit stauen sich die Fahrzeuge, werden Fahrpläne ausgedünnt und steigen Frust und Verspätungsquoten. Nur 88 Prozent der Busse kamen laut BVG im vergangenen Jahr pünktlich – das ist ein Negativrekord.

Dabei sind Busspuren keine Raketenwissenschaft. Keine milliardenschwere Großbaustelle. Sondern eine der günstigsten Maßnahmen für besseren Nahverkehr. Man muss es nur wollen.

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