Baustelle an Baustelle

Verrückte Verkehrsplanung: Karlshorst steuert auf den Megastau zu

Autofahrer in dem Berliner Stadtteil steht ein harter Stau-Sommer bevor. Die einzige Durchgangsstraße wird von massiven Baustellen umzingelt.

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Eine Fahrbahn ist gesperrt, die andere müssen sich Autofahrer in beiden Richtungen teilen: Autofahrer steht in Karlshorst ein Stau-Sommer bevor.
Eine Fahrbahn ist gesperrt, die andere müssen sich Autofahrer in beiden Richtungen teilen: Autofahrer steht in Karlshorst ein Stau-Sommer bevor.Florian Thalmann, Wolfilser/imago

Wohnen kann man hier sehr gut, Autofahren weniger. Der Berliner Stadtteil Karlshorst sieht auf der Landkarte wie in von Eisenbahnstrecken umrahmtes Dreieck aus. Schon ohne Baustellen geht auf der einzigen echten Durchfahrtsstraße, der Treskowallee, wenig. Dauerstau im Berufsverkehr. Doch der Sommer dürfte für Autofahrer der Komplett-Horror werden. Gleich vier Baustellen dürften dafür sorgen, dass Karlshorst in den Megastau fährt.

Treskowallee: Bauarbeiten der Wasserbetriebe dauern länger

Zwei Baustellen direkt auf der Treskowallee: Am oberen Ende in Lichtenberg und am unteren Ende in Köpenick erneuern die Berliner Wasserbetriebe auf der Treskowallee Hauptwasserleitungen, Schächte und Straßenabläufe der Kanalisation. Eine Fahrbahn ist komplett gesperrt, die andere müssen sich die Autofahrer in beiden Richtungen teilen. Die Dauer der Bauarbeiten ging schon mehrmals in die Verlängerung. Die Wasserbetriebe hinken dem ursprünglichen Zeitplan um mehr als ein Jahr hinterher.

Jetzt soll der untere Teil der Treskowallee ab dem 16. Juni wieder für den Autoverkehr freigegeben werden. Im oberen Teil wollen die Berliner Wasserbetriebe Ende Juli fertig sein. Doch dann muss noch der Asphalt erneuert werden – voraussichtlich bis Mitte November.

An der Wuhlheide: Brücke muss abgerissen werden

Marode Brücke An der Wuhlheide: Die seit einigen Wochen gesperrte Brücke steht genau an der Zufahrt zum unteren Ende der Treskowallee in Köpenick. Oberdrüber geht nichts mehr, unter der Brücke staut sich der Verkehr in alle Richtungen. Die zu DDR-Zeiten gebaute Brücke ist nicht mehr zu retten, es gibt erhebliche Tragwerksschäden an dem neunfeldrigen Spannbetonbauwerk aus dem Jahr 1989.

Die Brücke An der Wuhlheide in Schöneweide ist gesperrt, unten stauen sich die Autofahrer.
Die Brücke An der Wuhlheide in Schöneweide ist gesperrt, unten stauen sich die Autofahrer.Hannes P. Albert/dpa

Ein Termin für den Abriss gibt es noch nicht. Aber: „Kommt es zu weiteren Fortschritten des festgestellten Schadensbildes ohne Verkehrsbelastungen mit Auswirkungen auf die Standsicherheit des Bauwerkes, sind weitere Verkehrseinschränkungen/Absperrungen auch unterhalb der Brücke nicht auszuschließen“, erklärt die Senatsverkehrsverwaltung.

Eigentlich sollte die marode Brücke 2026 abgerissen und durch einen Neubau ersetzen werden. „Ein vorgezogener Rückbau des Bauwerkes wird derzeit geprüft“, heißt es. Das heißt aber auch: Abriss und Neubau werden dafür sorgen, dass sich die Situation für Autofahrer in den nächsten Monaten nicht bessern, sondern verschärfen wird. Mindestens weit bis in Jahr 2026 hinein.

Am Tierpark: Ersatzverkehr mit über 30 Bussen

U5-Sanierung in Friedrichsfelde: Die Treskowallee geht am oberen Ende (Richtung Lichtenberg) direkt in die Straße am Tierpark über. Und auch da wird bald gebaut. Nicht auf der Straße, sondern unterirdisch. Aber: Wegen der Sanierung der U-Bahnlinie U5 fahren vom 30. Juni bis zum 1. September zwischen Tierpark und Magdalenenstraße keine Züge mehr. Von Ende Juni bis Ende August erneuert die BVG Gleise und Weichen im Bereich Friedrichsfelde. Folge: Der Schienenersatzverkehr wird die Straße verstopfen.

Den Sommer über fährt vom U-Bahnhof Tierpark kein Zug Richtung Alexanderplatz.
Den Sommer über fährt vom U-Bahnhof Tierpark kein Zug Richtung Alexanderplatz.Steinach/imago

Denn mit 226.550 Fahrgästen pro Tag ist die U5 eine der vielbefahrensten U-Bahn-Strecken der Stadt. Es müssen mehr als 30 Langbusse („Schlenkis“) eingesetzt werden, damit der Transport nicht zusammenbricht. Dafür dürfte der Autoverkehr kollabieren. „Absehbar ist, dass jeweils zwei oder drei Busse in Kolonne fahren werden“, heißt es bei der BVG. Die sowieso schon überfüllte Verkehrsachse wird noch voller, bei einer Grünphase die Ampel zu passieren, wird zum Geduldsspiel werden – bis über die Frankfurter Allee in die City Ost hinein.

Karlshorst: Hier gibt es nur wenige Schleichwege rein und raus

Pendlern kann man nur empfehlen, Karlshorst weiträumig zu umfahren. Diese Alternative haben 30.000 Karlshorster aber nicht. Aufgrund der Insellage zwischen den Eisenbahnstrecken gibt es kaum Umfahrungen. Über die Waldowallee geht es durch den Wald Richtung Köpenick und Stadion an der Alten Försterei, über die Ehrlichstraße kann man Richtung Rummelsburg abkürzen. Straßen, die dann im Sommer wohl auch überlastet sein werden.